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Eine Wolfskralle vom Hund in einer Großaufnahme.

Wolfskralle beim Hund: Der komplette Ratgeber zu Pflege, Risiken & Entfernung

Viele Hundebesitzer kennen sie: die kleine, oft unscheinbare Kralle an der Innenseite der Hinterläufe ihres Vierbeiners. Die Wolfskralle beim Hund, auch Afterkralle genannt, wirft häufig Fragen auf: Ist sie ein nutzloses Überbleibsel oder erfüllt sie einen Zweck? Wie pflegt man sie richtig und wann wird sie zum Problem? Als Expertin mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, unter anderem in der DRK Rettungshundestaffel, habe ich oft gesehen, wie wichtig die richtige Pflege selbst für die kleinsten Details am Hundekörper ist.

In diesem Ratgeber erkläre ich Ihnen alles, was Sie über die Wolfskralle wissen müssen. Wir beleuchten die Anatomie, die rechtliche Lage zur Entfernung und wie Sie durch die richtige Pflege Verletzungen vermeiden und das Wohlbefinden Ihres treuen Begleiters sichern.

Das Wichtigste zur Wolfskralle auf einen Blick

  • Definition: Die Wolfskralle ist eine zusätzliche, oft fünfte Zehe an der Innenseite der Hinterläufe eines Hundes. Sie hat in der Regel keinen Bodenkontakt.
  • Verletzungsgefahr: Besonders lose, nicht knöchern verbundene Wolfskrallen können leicht hängen bleiben und einreißen, was sehr schmerzhaft ist.
  • Pflege ist entscheidend: Da sie sich nicht von selbst abnutzt, muss die Wolfskralle regelmäßig gekürzt werden, um Einwachsen und Verletzungen zu vermeiden.
  • Entfernung: Eine prophylaktische Entfernung ist nach dem deutschen Tierschutzgesetz verboten. Eine Amputation ist nur bei medizinischer Notwendigkeit erlaubt.
Eine Wolfskralle vom Hund in einer Großaufnahme.

Was genau ist die Wolfskralle beim Hund?

Die Wolfskralle beim Hund ist im Grunde eine fünfte Zehe am Hinterlauf, vergleichbar mit dem großen Zeh des Menschen. Anders als die vier Hauptzehen, die der Hund zum Laufen nutzt, berührt die Wolfskralle den Boden normalerweise nicht. Interessanterweise ist der Name irreführend: Wölfe besitzen diese Afterkralle an den Hinterläufen nämlich gar nicht. Sie ist ein Merkmal, das ausschließlich bei unseren Haushunden vorkommt, und auch hier nicht bei allen.

Anatomie: Fest, lose oder doppelt?

In meiner Arbeit mit Rettungshunden habe ich gelernt, wie wichtig es ist, die Anatomie unserer Hunde genau zu kennen. Bei der Wolfskralle gibt es wesentliche Unterschiede, die das Verletzungsrisiko beeinflussen:

  • Feste (artikulierte) Wolfskralle: Hier ist die Kralle über einen oder mehrere Knochen fest mit dem Rest des Fußes verbunden. Sie ist stabiler und weniger anfällig für Verletzungen, da sie nicht lose „herumbaumelt“.
  • Lose (nicht-artikulierte) Wolfskralle: Diese Form ist nur durch Haut und Bindegewebe mit dem Bein verbunden. Da sie keine knöcherne Verbindung hat, ist sie sehr beweglich und bleibt leichter an Ästen, Zäunen oder sogar Teppichschlingen hängen. Das Risiko für schmerzhafte Risse oder ein komplettes Abreißen ist hier deutlich höher.
  • Doppelte Wolfskralle: Bei einigen Hunderassen, wie dem Beauceron oder Briard, ist sogar eine doppelte Wolfskralle, also ein sechster Zeh, im Rassestandard festgeschrieben.

Funktion und evolutionäre Bedeutung

Die Wolfskralle ist ein sogenanntes Rudiment – ein Überbleibsel der Evolution. Während die Daumenkralle an den Vorderläufen dem Hund durchaus beim Festhalten von Kauartikeln oder zur Stabilisierung im Sprint dient, hat die Wolfskralle am Hinterlauf bei den meisten Hunden heute keine praktische Funktion mehr. Man vermutet, dass sie den Vorfahren unserer Hunde in unwegsamem Gelände zusätzlichen Halt bot, ähnlich einem Steigeisen beim Klettern.

Welche Hunderassen haben eine Wolfskralle?

Ob ein Hund eine Wolfskralle besitzt, ist genetisch bedingt. Während sie bei einigen Rassen als Fehler im Rassestandard gilt, ist sie bei anderen ein festes Merkmal. Besonders häufig findet man sie bei großen Hunderassen und Herdenschutzhunden.

Hunderasse Häufigkeit und Besonderheit der Wolfskralle
Beauceron Sehr häufig, doppelte und fest verwachsene Wolfskrallen sind Standard
Briard Sehr häufig, doppelte und fest verwachsene Wolfskrallen sind Standard
Pyrenäen-Berghund Sehr häufig, oft doppelte Wolfskrallen
Bernhardiner Häufig
Isländischer Schäferhund Häufig, oft doppelt ausgebildet
Norwegischer Lundehund Einzigartig: Hat mindestens sechs voll funktionsfähige Zehen pro Pfote
Labrador Retriever Selten

Pflege und häufige Probleme der Wolfskralle

Die richtige Pflege der Wolfskralle ist entscheidend, um Ihrem Hund Schmerzen zu ersparen. Da diese Kralle den Boden nicht berührt, kann sie sich nicht auf natürliche Weise abnutzen und wächst oft rund, was die Gefahr des Einwachsens erhöht.

Die richtige Pflege: So schneiden Sie die Wolfskralle

Die Pflege der Wolfskralle ist Teil der allgemeinen Pfotenpflege. Hier sind die wichtigsten Schritte, um Verletzungen vorzubeugen:

  1. Regelmäßige Kontrolle: Überprüfen Sie die Wolfskralle mindestens alle zwei Wochen. Achten Sie auf ihre Länge und auf eventuelle Risse.
  2. Das richtige Werkzeug: Verwenden Sie eine hochwertige Krallenschere oder einen Krallenschleifer, der für die Größe Ihres Hundes geeignet ist. Stumpfe Scheren können die Kralle quetschen und Schmerzen verursachen.
  3. Vorsichtig schneiden: Kürzen Sie die Kralle nur stückchenweise. Achten Sie auf das „Leben“ – den durchbluteten Teil der Kralle. Bei hellen Krallen ist es als rosa Bereich gut sichtbar. Bei dunklen Krallen tasten Sie sich langsam vor, bis in der Schnittfläche ein dunklerer Punkt erscheint. Schneiden Sie niemals ins Leben!
  4. Hilfe in Anspruch nehmen: Wenn Sie unsicher sind, lassen Sie sich das korrekte Schneiden von Ihrem Tierarzt oder einem professionellen Hundefriseur zeigen. Das ist besser als eine schmerzhafte Verletzung zu riskieren.
  5. Positive Verknüpfung: Machen Sie das Krallenschneiden zu einem positiven Erlebnis. Belohnen Sie Ihren Hund nach der Pflege mit einem besonderen Leckerli oder einem Spiel.

Wolfskralle verletzt: Was tun bei Rissen oder Entzündungen?

Eine Verletzung der Wolfskralle ist für den Hund sehr schmerzhaft und blutet oft stark. Handeln Sie in diesem Fall ruhig und besonnen:

  • Blutung stoppen: Drücken Sie eine sterile Kompresse auf die Wunde. Ein blutstillender Stift aus der Apotheke kann ebenfalls helfen.
  • Wunde beurteilen: Ist die Kralle nur leicht eingerissen oder hängt sie lose weg? Ist das Krallenbett sichtbar oder geschwollen?
  • Wann zum Tierarzt? Suchen Sie umgehend einen Tierarzt auf, wenn die Blutung nicht stoppt, die Kralle stark gespalten oder ausgerissen ist, Ihr Hund starke Schmerzen zeigt oder die Wunde anschwillt und sich entzündet. Der Tierarzt wird die Kralle eventuell unter lokaler Betäubung entfernen und die Wunde versorgen, um Infektionen zu verhindern.
  • Leckschutz: Verhindern Sie, dass Ihr Hund an der Wunde leckt. Ein Halskragen oder ein Pfotenschutz kann hier notwendig sein.

Darf man die Wolfskralle beim Hund entfernen?

Die Frage nach der Entfernung der Wolfskralle ist ein wichtiges Thema, das sowohl rechtliche als auch medizinische Aspekte berührt.

Rechtliche Lage in Deutschland

In Deutschland ist die rein prophylaktische oder kosmetische Entfernung der Wolfskralle klar geregelt und verboten. Das Tierschutzgesetz (§ 6 Abs. 1) verbietet die Amputation von Körperteilen bei Wirbeltieren ohne einen vernünftigen, medizinischen Grund.

Eine Entfernung ist nur dann erlaubt, wenn eine tierärztliche Indikation vorliegt. Das ist der Fall, wenn der Hund sich wiederholt an der Kralle verletzt, sie Schmerzen verursacht oder aufgrund ihrer Beschaffenheit (z.B. sehr lose) eine ständige, hohe Verletzungsgefahr darstellt.

Kosten und Risiken einer Amputation

Sollte eine Entfernung medizinisch notwendig sein, handelt es sich um einen chirurgischen Eingriff, der unter Narkose durchgeführt wird und mit entsprechenden Kosten und Risiken verbunden ist.

Aspekt Beschreibung
Kosten Die Kosten für den Eingriff variieren je nach Tierarzt und Aufwand (lose vs. knöchern verbundene Kralle) und liegen meist zwischen 80 und 500 Euro pro Kralle, inklusive Narkose und Nachsorge.
Risiken Wie bei jeder Operation bestehen allgemeine Narkoserisiken, Wundheilungsstörungen, Infektionen und Schmerzen nach dem Eingriff.

Die Entscheidung für eine Amputation sollte immer gemeinsam mit dem Tierarzt getroffen werden, nachdem alle Vor- und Nachteile sorgfältig abgewogen wurden.

Fazit: Ein kleines Detail mit großer Bedeutung

Die Wolfskralle beim Hund mag ein kleines, evolutionäres Überbleibsel sein, doch sie erfordert unsere volle Aufmerksamkeit als verantwortungsbewusste Halter. Ihre richtige Pflege ist kein großer Aufwand, verhindert aber effektiv schmerzhafte Verletzungen und sorgt dafür, dass Ihr Hund unbeschwert durchs Leben laufen kann. Kontrollieren und kürzen Sie die Kralle regelmäßig und zögern Sie bei Verletzungen nicht, einen Tierarzt zu konsultieren. So zeigen Sie Ihrem treuen Freund auch im Kleinen Ihre große Fürsorge.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist der Unterschied zwischen einer Wolfskralle und einer Daumenkralle?

Die Daumenkralle befindet sich an den Vorderpfoten und ist bei allen Hunden vorhanden. Die Wolfskralle ist eine zusätzliche Kralle an den Hinterpfoten, die nicht jeder Hund hat und meist keine Funktion erfüllt.

Muss eine Wolfskralle immer entfernt werden?

Nein, eine Entfernung ist nur bei wiederholten, schmerzhaften Verletzungen oder einer ständigen, hohen Verletzungsgefahr medizinisch begründet und erlaubt. Eine rein vorsorgliche Entfernung ist laut Tierschutzgesetz verboten.

Wie merke ich, dass die Wolfskralle meines Hundes zu lang ist?

Wenn die Kralle beginnt, sich stark zu krümmen und in Richtung des Pfotenballens zu wachsen, ist sie zu lang. Da sie den Boden nicht berührt, kann sie sich nicht selbst abwetzen und muss regelmäßig geschnitten werden.

Kann ich die Wolfskralle selbst schneiden?

Ja, wenn Sie sich sicher fühlen und das richtige Werkzeug haben, können Sie die Wolfskralle wie die anderen Krallen selbst schneiden. Achten Sie dabei unbedingt darauf, nicht in den durchbluteten Teil („Leben“) zu schneiden. Im Zweifel sollten Sie es sich von einem Profi zeigen lassen.

Haben Wölfe auch Wolfskrallen?

Nein, der Name ist irreführend. Echte Wölfe haben keine Wolfskrallen an den Hinterläufen. Es handelt sich um ein Merkmal, das sich bei einigen Rassen von Haushunden entwickelt hat.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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