Hund zeigt Symptome von Herzwürmern wie Husten und Lethargie.

Herzwürmer bei Hunden: Ein umfassender Ratgeber zu Schutz, Symptomen und Behandlung

Als Sabine Reincke, die seit über 15 Jahren mit Hunden arbeitet, weiß ich, wie tief die Sorge sitzt, wenn unsere geliebten Vierbeiner krank werden. Eine besonders heimtückische Gefahr, deren Risiko oft unterschätzt wird, sind Herzwürmer – eine ernste Bedrohung für die Gesundheit und das Leben unserer Hunde. Da mir das Wohl Ihrer Fellnase ebenso am Herzen liegt wie das meiner eigenen, möchte ich Sie umfassend über diese Parasiten aufklären.

Inhaltsverzeichnis:

Der Herzwurm, medizinisch Dirofilaria immitis, ist längst kein reines „Urlaubsproblem“ mehr. Durch klimatische Veränderungen und die wachsende Reiselust mit Haustieren breitet er sich auch in unseren Breiten zunehmend aus. Ein frühzeitiges Erkennen der Symptome, eine wirksame Behandlung und vor allem eine lückenlose Vorbeugung sind entscheidend, um Ihrem Hund ein langes, gesundes Leben zu ermöglichen. Lassen Sie uns gemeinsam diesen wichtigen Weg des Verständnisses und des Schutzes gehen.

Was sind Herzwürmer beim Hund genau?

Herzwürmer sind lange, dünne Fadenwürmer (Nematoden), die im ausgewachsenen Zustand vor allem die Lungenarterien und die rechte Herzkammer von Hunden besiedeln. Obwohl ihr Name auf das Herz hindeutet, richten sie den ersten und oft größten Schaden in der Lunge an. Dort können sie über Jahre hinweg unbemerkt wachsen und sich vermehren, bis die Herzwurmerkrankung (Dirofilariose) bereits weit fortgeschritten ist.

Illustration des Lebenszyklus von Herzwürmern beim Hund, von der Mücke bis zum erwachsenen Wurm im Herzen
Der komplexe Lebenszyklus der Herzwürmer macht die Stechmücke zu einem unverzichtbaren Überträger.

Der Lebenszyklus: Von der Mücke zum Herzen

Um die Gefahr richtig einschätzen zu können, ist es wichtig, den komplexen Lebenszyklus des Herzwurms zu verstehen, der untrennbar mit seinem Zwischenwirt, der Stechmücke, verbunden ist.

  1. Aufnahme durch die Mücke: Eine Stechmücke sticht einen bereits infizierten Hund und nimmt mit dem Blut winzige Wurmlarven, sogenannte Mikrofilarien (L1-Stadium), auf.
  2. Entwicklung im Zwischenwirt: In der Mücke entwickeln sich diese Larven über einen Zeitraum von 10 bis 30 Tagen (temperaturabhängig) zu ansteckungsfähigen Larven (L3-Stadium).
  3. Übertragung auf den Hund: Sticht diese infizierte Mücke nun einen gesunden Hund, überträgt sie die infektiösen L3-Larven in dessen Blutkreislauf.
  4. Wanderung und Wachstum im Hund: Die Larven wandern durch das Gewebe des Hundes und entwickeln sich über mehrere Monate weiter (L4- und L5-Stadium).
  5. Ankunft im Zielorgan: Nach etwa drei bis vier Monaten erreichen die jungen Würmer (L5-Larven) die Lungenarterien und die rechte Herzkammer.
  6. Fortpflanzung: Hier wachsen sie in weiteren drei bis vier Monaten zu geschlechtsreifen, bis zu 30 cm langen Würmern heran. Die weiblichen Würmer produzieren neue Mikrofilarien, die ins Blut abgegeben werden – der Zyklus beginnt von vorn, wenn eine Mücke diese aufnimmt.

Der gesamte Prozess von der Ansteckung bis zur Produktion neuer Mikrofilarien dauert etwa sechs bis sieben Monate. In dieser Zeit ist der Hund bereits infiziert, zeigt aber oft noch keine Symptome.

Wie werden Herzwürmer übertragen?

Die Übertragung von Herzwürmern erfolgt ausschließlich durch den Stich einer infizierten Stechmücke. Eine direkte Ansteckung von Hund zu Hund, über Kot, Speichel oder andere Wege ist nicht möglich. Die Mücke ist der zwingend notwendige Zwischenwirt.

Risikogebiete: Wo besteht für Hunde Gefahr?

Traditionell gelten subtropische und tropische Regionen als Hauptverbreitungsgebiete. Dazu zählen vor allem die Mittelmeerländer wie Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und Südfrankreich. Auch in vielen Teilen der USA, Südamerikas, Asiens und Australiens ist der Herzwurm heimisch.

Durch den Klimawandel und vermehrte Reisetätigkeit hat sich die Situation jedoch geändert. Die Überträgermücken breiten sich weiter nach Norden aus. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es mittlerweile Mückenarten, die Herzwürmer übertragen können. Das Risiko einer Infektion im Inland ist zwar noch gering, aber es steigt. Eine besondere Gefahr besteht für Hunde, die in südliche Länder reisen oder von dort importiert werden. Eine aktuelle Einschätzung der Risikogebiete bietet die Expertenorganisation ESCCAP Deutschland e.V., die fundierte Empfehlungen für Tierhalter und Tierärzte bereitstellt.

Woran erkenne ich Herzwürmer beim Hund? Die Symptome

Das Tückische an einer Herzwurminfektion ist ihr schleichender Verlauf. Oft vergehen Monate oder sogar Jahre, bis erste Symptome sichtbar werden. Die Anzeichen sind anfangs meist unspezifisch, weshalb sie leicht übersehen oder fehlinterpretiert werden können.

Hund zeigt Symptome von Herzwürmern wie Husten und Lethargie.
Anzeichen wie anhaltender Husten oder schnelle Erschöpfung sollten immer ernst genommen werden.

Frühe Warnzeichen (leichte Symptome)

  • Leichter, trockener Husten: Besonders nach Anstrengung oder Aufregung.
  • Leistungsabfall und Müdigkeit: Ihr Hund ist schneller erschöpft und hat weniger Lust auf lange Spaziergänge oder Spiele.
  • Atemnot bei Belastung: Er kommt schneller außer Puste als früher.
  • Leichter Gewichtsverlust: Trotz normalem Appetit kann Ihr Hund an Gewicht verlieren.

Fortgeschrittene Erkrankung (schwere Symptome)

Wenn die Anzahl der Würmer zunimmt und Herz und Lunge bereits stark geschädigt sind, werden die Symptome dramatisch:

  • Anhaltender, chronischer Husten: Der Husten wird stärker und tritt auch in Ruhephasen auf.
  • Schwere Atemnot: Der Hund ringt nach Luft, atmet schnell und flach.
  • Bläuliche Schleimhäute (Zyanose): Ein Zeichen für akuten Sauerstoffmangel.
  • Flüssigkeitsansammlungen (Aszites): Ein geschwollener, flüssigkeitsgefüllter Bauchraum deutet auf eine Rechtsherzinsuffizienz hin.
  • Ohnmachtsanfälle (Synkopen): Plötzlicher Kollaps durch mangelnde Blutversorgung des Gehirns.
  • Vena-cava-Syndrom: Ein lebensbedrohlicher Notfall, bei dem eine große Masse an Würmern den Blutfluss zum Herzen blockiert. Symptome sind plötzlicher Kollaps, Schock und blutiger Urin. Dieser Zustand ist ohne sofortige Not-Operation tödlich.

Diagnose: Wie wird ein Herzwurmbefall festgestellt?

Besteht der Verdacht auf Herzwürmer, wird Ihr Tierarzt verschiedene diagnostische Verfahren kombinieren, um eine sichere Diagnose zu stellen und das Ausmaß der Erkrankung zu beurteilen.

  • Antigen-Schnelltest: Dies ist der wichtigste Test. Er weist Proteine (Antigene) nach, die von erwachsenen weiblichen Herzwürmern ins Blut abgegeben werden. Der Test ist sehr zuverlässig, wird aber erst ca. 6 Monate nach der Infektion positiv.
  • Mikrofilarien-Nachweis (Knott-Test): Unter dem Mikroskop wird das Blut auf die winzigen Larven der Herzwürmer untersucht. Ein negativer Test schließt einen Befall jedoch nicht aus, da es auch Infektionen ohne zirkulierende Mikrofilarien gibt.
  • Röntgen des Brustkorbs: Röntgenbilder können typische Veränderungen an den Lungenarterien und eine Vergrößerung der rechten Herzhälfte zeigen.
  • Herzultraschall (Echokardiographie): Mit einem Ultraschall können die Würmer manchmal direkt in den Herzkammern oder großen Gefäßen dargestellt werden. Zudem kann der Tierarzt das Ausmaß der Herzschädigung beurteilen. Die Kosten hierfür sind eine wichtige Investition und liegen je nach Aufwand und Praxis meist zwischen 150 und 400 Euro.
Röntgenaufnahme der Lunge eines Hundes, die einen schweren Herzwurmbefall zeigt
Bildgebende Verfahren wie Röntgen sind entscheidend, um das Ausmaß der Schädigung durch Herzwürmer zu beurteilen.

Behandlung von Herzwürmern: Ein komplexer und riskanter Weg

Die Behandlung einer bestehenden Herzwurmerkrankung ist intensiv, langwierig und nicht ohne Risiken. Sie muss von einem erfahrenen Tierarzt genau geplant und überwacht werden. Das Hauptrisiko besteht darin, dass absterbende Würmer Teile der Lungenarterien verstopfen und zu lebensbedrohlichen Lungenembolien führen können.

Die Phasen der Herzwurmbehandlung

  1. Stabilisierungsphase (mehrere Wochen): Der Hund wird mit Medikamenten (u.a. Doxycyclin zur Schwächung der Würmer und ggf. Entzündungshemmern) auf die eigentliche Therapie vorbereitet. Absolute Ruhe und Bewegungseinschränkung (Leinenpflicht, keine Spiele) sind in dieser Phase entscheidend!
  2. Abtötung der erwachsenen Würmer (Adultizid-Therapie): Hierfür wird das Medikament Melarsomin in Form von mehreren tiefen Muskelinjektionen verabreicht. Dies ist der riskanteste Teil der Behandlung und erfordert eine engmaschige Überwachung des Hundes.
  3. Nachbehandlungsphase (mehrere Monate) Auch nach den Injektionen muss die strikte Ruhe fortgesetzt werden, damit der Körper die abgestorbenen Würmer abbauen kann. Nach ca. 6-9 Monaten wird durch einen erneuten Antigentest der Therapieerfolg kontrolliert.

Die Kosten für eine vollständige Herzwurmbehandlung sind erheblich und können sich schnell auf mehrere Tausend Euro summieren. Dies unterstreicht erneut, warum eine konsequente Vorbeugung nicht nur sicherer, sondern auch weitaus kostengünstiger ist.

Vorbeugung: Der beste Schutz gegen Herzwürmer beim Hund

Die gute Nachricht ist: Sie können Ihren Hund einfach und effektiv vor einer Herzwurminfektion schützen. Die Prophylaxe ist der sicherste und wichtigste Weg, um Leid und hohe Kosten zu vermeiden. Mein Rat als Expertin ist eindeutig: Handeln Sie proaktiv!

Wie funktioniert die Herzwurm-Prophylaxe?

Die Prophylaxe-Medikamente zielen darauf ab, die Herzwurmlarven abzutöten, die von einer Mücke übertragen wurden, bevor diese sich zu gefährlichen erwachsenen Würmern entwickeln können. Es stehen verschiedene, sehr wirksame Methoden zur Verfügung:

  • Monatliche Spot-on-Präparate oder Tabletten: Dies ist die gängigste Methode. Präparate mit Wirkstoffen wie Milbemycinoxim, Moxidectin oder Selamectin werden einmal im Monat verabreicht. Sie sind bei konsequenter Anwendung sehr sicher und zuverlässig.
  • Jahres- oder Halbjahresspritze: Für Halter, die eine monatliche Gabe unsicher finden, gibt es auch Depotinjektionen, die einen Schutz für 6 oder 12 Monate bieten.
  • Zusätzlicher Mückenschutz: In Hochrisikogebieten ist es zusätzlich sinnvoll, den Hund mit sogenannten Repellentien (mückenabwehrenden Halsbändern oder Spot-ons) zu schützen, um die Anzahl der Mückenstiche zu reduzieren.

WICHTIG: Bevor Sie mit einer Prophylaxe beginnen – insbesondere bei Hunden aus dem Tierschutz oder vor einer Reise – muss Ihr Hund unbedingt mittels Bluttest auf einen bestehenden Herzwurmbefall getestet werden! Die Gabe von Prophylaxe-Mitteln an einen bereits infizierten Hund kann zu schweren, schockartigen Reaktionen führen.

Mein Fazit und dringende Empfehlung

Aus meiner langjährigen Erfahrung in der Rettungshundestaffel, im Hundetraining und in der Hundegesundheit kann ich Ihnen nur eines mit Nachdruck ans Herz legen: Nehmen Sie die Gefahr von Herzwürmern ernst. Es ist eine schleichende Bedrohung, die, wenn sie unbehandelt bleibt, zu immensem Leid und zum Tod führen kann.

Prävention ist immer der beste, sicherste und liebevollste Weg. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt. Er ist Ihr wichtigster Partner, um einen maßgeschneiderten Schutzplan für Ihren Hund zu erstellen, der auf sein Alter, seinen Lebensstil und Ihre Reisepläne abgestimmt ist. Seien Sie konsequent in der Vorsorge und aufmerksam für Veränderungen bei Ihrem Tier.

Die Liebe zu unseren Hunden bedeutet auch, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Mit der richtigen Vorsorge schützen wir unsere vierbeinigen Familienmitglieder effektiv und schenken ihnen ein langes, glückliches und unbeschwertes Leben an unserer Seite.

Häufig gestellte Fragen zu Herzwürmer bei Hunden (FAQ)

Wie gefährlich sind Herzwürmer für Hunde wirklich?

Herzwürmer sind extrem gefährlich und können unbehandelt tödlich sein. Sie verursachen schwere, oft irreparable Schäden an Lunge, Herz und anderen Organen. Die Erkrankung führt zu einer fortschreitenden Verschlechterung des Gesundheitszustandes, starker Atemnot und letztendlich zu Herzversagen. Daher ist die Vorbeugung so entscheidend.

Kann ein Hund mit Herzwürmern geheilt werden?

Ja, eine Herzwurmerkrankung ist heilbar, aber die Behandlung ist sehr komplex, risikoreich und teuer. Sie erfordert spezielle Medikamente, die die erwachsenen Würmer abtöten, und eine monatelange, strikte Ruhigstellung des Hundes. Selbst nach erfolgreicher Behandlung können dauerhafte Schäden an Herz und Lunge zurückbleiben.

Wie lange lebt ein Hund mit Herzwürmern?

Ohne Behandlung ist die Lebenserwartung stark verkürzt und hängt von der Schwere des Befalls ab. Die Krankheit schreitet über Jahre fort und führt unweigerlich zum Tod. Mit einer frühzeitigen Diagnose und erfolgreichen Behandlung kann ein Hund jedoch eine weitgehend normale Lebenserwartung haben, auch wenn eventuell eine lebenslange Medikation für das geschädigte Herz notwendig wird.

Was kostet die Behandlung von Herzwürmern beim Hund?

Die Behandlung ist sehr kostspielig. Die Kosten für die Diagnostik (Bluttests, Röntgen, Herzultraschall), die speziellen Medikamente (Melarsomin) und die monatelange intensive Betreuung durch den Tierarzt können sich schnell auf mehrere Tausend Euro belaufen. Eine gute Tierkrankenversicherung kann hier eine große finanzielle Entlastung sein.

Kann ich meinen Hund in Deutschland mit Herzwürmern anstecken?

Eine direkte Ansteckung von Hund zu Hund ist unmöglich. Die Übertragung erfolgt nur über den Stich einer infizierten Mücke. Das Risiko, dass sich ein Hund in Deutschland ansteckt, ist derzeit noch gering, aber durch den Klimawandel und importierte Hunde steigt es. Die größte Gefahr besteht bei Reisen in klassische Risikogebiete wie Südeuropa.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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