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Ein Welpe beisst in die Leine

Welpe beißt in die Leine: Ursachen & 6 praxiserprobte Profi-Tipps

Dass Ihr junger Hund in die Leine beißt, ist ein Verhalten, das viele Welpenbesitzer zur Verzweiflung treibt. Es ist nicht nur lästig, sondern birgt auch ernsthafte Gefahren, falls Ihr Welpe die Leine durchbeißt und sich selbstständig macht. Doch ich kann Sie beruhigen: Meist steckt keine böse Absicht dahinter.

Um dieses Problem an der Wurzel zu packen, müssen wir zuerst verstehen, warum Ihr Welpe dieses Verhalten zeigt. Aus meiner über 15-jährigen Erfahrung in der Arbeit mit Hunden, unter anderem in der DRK Rettungshundestaffel, weiß ich: Jedes Verhalten hat eine Ursache. Und nur wenn wir diese kennen, können wir mit geeigneten, positiven Trainingsansätzen gegensteuern.

In diesem Artikel führe ich Sie durch die häufigsten Ursachen für das Leinenbeißen und zeige Ihnen praxiserprobte Methoden, wie Sie das Verhalten Ihres Welpen durch gezieltes Training und positive Verstärkung nachhaltig ändern können.

Inhaltsverzeichnis:

Warum beißt ein Welpe in die Leine? Die 5 häufigsten Ursachen

Junge Hunde beißen oft in die Leine, weil sie noch lernen müssen, wie sie mit diesem für sie seltsamen Objekt umgehen sollen. Das Verhalten hat meist harmlose Ursachen, die Sie mit etwas Geduld und den richtigen Trainingsmethoden in den Griff bekommen. Lassen Sie uns die häufigsten Gründe genauer betrachten.

1. Spielaufforderung und Energieabbau

Für einen Welpen ist die Welt ein riesiger Abenteuerspielplatz. Die lustig vor ihm herumbaumelnde Leine lädt geradezu zu einem Zerrspiel ein. Er möchte mit Ihnen interagieren und überschüssige Energie loswerden. Dieses Verhalten ist eine völlig normale, spielerische Aufforderung.

2. Stress und Übersprunghandlung

Ein Spaziergang ist für einen Welpen voller Reize: fremde Menschen, andere Hunde, laute Geräusche. Diese Reizüberflutung kann zu Stress führen. Das Beißen in die Leine ist dann oft eine sogenannte Übersprunghandlung – ein Ventil, um den inneren Konflikt und die Anspannung abzubauen. Ihr Welpe weiß in dem Moment nicht, wie er anders mit der Situation umgehen soll.

3. Frustration und Ungeduld

Fühlt sich Ihr Welpe durch die Leine in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, kann Frustration entstehen. Vielleicht möchte er schneller zu einem interessanten Grashalm laufen, als Sie es erlauben, oder er versteht einfach nicht, warum er angebunden ist. Dieser Frust äußert sich dann im Beißen in den „Übeltäter“ – die Leine.

4. Zahnwechsel und Erkundungsverhalten

Welpen erkunden ihre Welt mit dem Maul, besonders während des Zahnwechsels (etwa zwischen der 16. und 24. Lebenswoche). Das Kauen auf Gegenständen hilft, den Juckreiz im Zahnfleisch zu lindern. Die Leine ist dabei ein willkommener Gegenstand, der die richtige Konsistenz hat, um darauf herumzukauen.

5. Erlernte Gewohnheit und Aufmerksamkeit

Manchmal entwickelt sich das Beißen in die Leine zu einer unerwünschten Gewohnheit. Ihr Welpe hat vielleicht gelernt: „Wenn ich in die Leine beiße, bekomme ich Aufmerksamkeit!“ Auch wenn Sie schimpfen – für den Hund ist das eine Form der Zuwendung. Jede Reaktion Ihrerseits kann das Verhalten also unbewusst verstärken.

Spiel oder Problem? Wann Sie handeln sollten

Ein schwarz-weißer Welpe kaut im Garten spielerisch auf einer roten Leine, was typisches Erkundungsverhalten zeigt.

Es ist wichtig, zwischen harmlosem Spiel und einem beginnenden Verhaltensproblem zu unterscheiden. Ein gelegentliches, sanftes Knabbern ist normal. Problematisch wird es, wenn das Verhalten regelmäßig, intensiv oder in bestimmten Situationen auftritt.

  • Spielerisches Beißen: Die Körpersprache Ihres Welpen ist entspannt, er wedelt vielleicht mit dem Schwanz, macht Spielverbeugungen und beißt nur locker in die Leine.
  • Problem-Beißen: Das Beißen ist hart und verbissen. Ihr Welpe knurrt dabei, seine Körpersprache ist steif oder er zeigt Anzeichen von Stress (Hecheln, angelegte Ohren, aufgestelltes Nackenfell). Dies deutet auf Frust, Angst oder Stress hin und sollte ernst genommen werden.

Spätestens wenn Spaziergänge zur Zerreißprobe für Leine und Nerven werden oder Sie Anzeichen von Stress bei Ihrem Hund erkennen, ist es Zeit für gezieltes Training.

6 praxiserprobte Tipps: So gewöhnen Sie Ihrem Welpen das Beißen in die Leine ab

Mit Konsequenz, Geduld und den richtigen Techniken können Sie Ihrem Welpen beibringen, dass die Leine kein Kauspielzeug ist. Hier sind meine bewährtesten Tipps aus der Praxis:

1. Die Leine uninteressant machen (mit Sicherheitswarnung!)

Sobald Ihr Welpe in die Leine beißt, bleiben Sie sofort stehen und halten die Leine still. Ein unbeweglicher Gegenstand verliert schnell seinen Reiz als Spielzeug. Sagen Sie nichts und schauen Sie den Hund nicht an. Sobald er loslässt – und sei es nur für eine Sekunde – loben Sie ihn und gehen weiter.

Eine weitere Methode ist, die Leine kurz fallen zu lassen. Dadurch verliert das Zerrspiel seinen Sinn.
ACHTUNG: Wenden Sie diese Methode ausschließlich in einem sicher eingezäunten Bereich an (z.B. im eigenen Garten oder auf einem Hundeplatz), in dem Ihr Welpe nicht entlaufen und in Gefahr geraten kann!

2. Ein klares Abbruchsignal etablieren

Bringen Sie Ihrem Welpen ein klares Abbruchsignal wie „Aus“ oder „Nein“ bei. Üben Sie dies zunächst mit Spielzeug. Tauschen Sie das Spielzeug, das er im Maul hat, gegen ein besonders hochwertiges Leckerli, während Sie das Signalwort sagen. So lernt Ihr Hund, dass „Aus“ bedeutet, etwas loszulassen und dass sich das für ihn lohnt. Sobald das Signal sitzt, können Sie es auch beim Leinenbeißen anwenden.

3. Positive Ablenkung mit einem Tauschgeschäft

Anstatt mit Ihrem Hund um die Leine zu kämpfen, bieten Sie ihm ein besseres „Geschäft“ an. Haben Sie immer ein attraktives Kauspielzeug oder ein spezielles Zerrtau dabei. Beginnt Ihr Welpe, in die Leine zu beißen, bieten Sie ihm kommentarlos die erlaubte Alternative an. Nimmt er sie an, loben Sie ihn ausgiebig. So lernt er, sein Kaubedürfnis auf erwünschte Objekte umzulenken.

4. Auslastung und mentale Forderung

Ein gelangweilter oder unterforderter Welpe sucht sich selbst eine Beschäftigung – und das ist oft die Leine. Sorgen Sie für eine artgerechte Auslastung. Das bedeutet nicht nur körperliche Bewegung, sondern vor allem auch mentale Arbeit. Kurze Trainingseinheiten mit Grundkommandos, Suchspiele oder das Erlernen kleiner Tricks lasten den Kopf Ihres Welpen aus und machen ihn zu einem zufriedeneren Begleiter.

5. Erkennen und Managen von Stress (Übersprunghandlungen)

Beobachten Sie genau, in welchen Situationen das Leinenbeißen auftritt. Passiert es oft beim Anblick anderer Hunde oder in der lauten Stadt? Dann ist es wahrscheinlich eine Übersprunghandlung aufgrund von Stress. Versuchen Sie in diesem Fall, solche Situationen zunächst zu meiden oder sie für Ihren Welpen positiv zu gestalten. Schaffen Sie mehr Abstand zu anderen Hunden und belohnen Sie ruhiges Verhalten mit ruhiger Stimme und einem Leckerli.

6. Das richtige Equipment wählen

Manchmal kann auch das Material der Leine eine Rolle spielen. Flatternde, leichte Stoffleinen animieren mehr zum Spielen als eine etwas schwerere, stabile Leine aus Leder oder Biothane. Testen Sie, ob ein anderes Modell das Verhalten positiv beeinflusst. Ein gut sitzendes Brustgeschirr anstelle eines Halsbandes kann ebenfalls Druck vom Hals nehmen und Stress reduzieren.

Was Sie auf keinen Fall tun sollten: 3 absolute Tabus

Eine Person führt einen ruhigen Hund an einer lockeren Leine durch einen Park, was das Ziel des positiven Trainings symbolisiert.

Es gibt Methoden, die im Internet kursieren, von denen ich Ihnen aus Tierschutzgründen und für eine gesunde Mensch-Hund-Beziehung dringend abrate.

  1. Bestrafung: Schreien, ein Leinenruck oder gar körperliche Züchtigung sind absolut tabu. Sie zerstören das Vertrauen Ihres Welpen, können Angst und Aggression fördern und verschlimmern das Problem langfristig. Ihr Hund verbindet den Spaziergang und Sie mit etwas Negativem.
  2. Kettenleine verwenden: Eine Leine aus Metallketten ist keine Lösung. Sie kann die empfindlichen Milchzähne Ihres Welpen dauerhaft schädigen und zu schmerzhaften Verletzungen im Maul- und Halsbereich führen.
  3. Leine mit scharfen Substanzen besprühen: Tipps wie das Einreiben der Leine mit Chili, Tabasco oder anderen scharfen Mitteln sind tierschutzwidrig. Sie können die Schleimhäute Ihres Hundes verätzen und gesundheitliche Probleme verursachen, ohne das eigentliche Problem zu lösen.

Was tun, wenn das Training nicht hilft?

Wenn Sie alle Tipps geduldig und konsequent umgesetzt haben, das Beißen in die Leine aber nicht besser oder sogar schlimmer wird, zögern Sie bitte nicht, sich professionelle Hilfe zu suchen. Ein qualifizierter Hundetrainer oder ein Verhaltensexperte kann die Situation vor Ort analysieren und ein individuelles Trainingskonzept für Sie und Ihren Hund erstellen. Manchmal liegen die Ursachen tiefer und sind für Laien nicht sofort erkennbar. Unterstützung durch einen Profi ist keine Schande, sondern ein Zeichen verantwortungsvollen Handelns.

Eine gute Anlaufstelle für die Suche nach qualifizierten Trainern ist der Berufsverband der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen (BHV) e.V., der hohe Standards an die Ausbildung seiner Mitglieder stellt.

Fazit: Geduld und Konsequenz führen zum Erfolg

Ein niedlicher deutscher Schäferhund-Welpe sitzt brav neben seinem Besitzer und der Leine im Park, als Ergebnis erfolgreichen Trainings.

Abschließend möchte ich Ihnen Mut machen. Das Beißen in die Leine ist ein typisches Welpenproblem und in den allermeisten Fällen mit dem richtigen Ansatz gut in den Griff zu bekommen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die Ursache für das Verhalten Ihres Hundes zu verstehen und mit Geduld, Konsequenz und positiver Verstärkung zu arbeiten.

Sorgen Sie für eine artgerechte geistige und körperliche Auslastung und lenken Sie das Kaubedürfnis Ihres Welpen auf erlaubte Gegenstände um. Bestrafungen sind kontraproduktiv und schaden Ihrer Beziehung. Denken Sie immer daran: Jeder Spaziergang ist eine neue Chance, das gewünschte Verhalten zu üben und die Bindung zu Ihrem vierbeinigen Freund zu stärken.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Warum beißt mein Welpe in die Leine und springt hoch?

Dieses Verhalten ist oft eine Kombination aus überschüssiger Energie und Spielaufforderung. Der Welpe ist aufgeregt und weiß nicht, wohin mit seiner Energie. Er hat gelernt, dass diese Aktion eine Reaktion von Ihnen hervorruft. Bleiben Sie ruhig stehen und bieten Sie ihm eine Alternative wie ein Zerrspielzeug an.

Was bedeutet es, wenn mein Welpe in die Leine beißt und knurrt?

Knurren beim Beißen in die Leine kann auf starke Frustration oder Angst hindeuten. Der Welpe fühlt sich in der Situation unwohl und die Leine wird zum Ventil für seinen Stress. Hier ist es besonders wichtig, nicht mit Druck zu reagieren, sondern die Ursache für den Stress zu finden (z.B. zu nah an einem anderen Hund) und dem Welpen mehr Abstand und Sicherheit zu geben.

Mein Welpe beißt nur am Anfang/Ende des Spaziergangs in die Leine. Warum?

Das ist ein klassisches Zeichen für Aufregung. Am Anfang freut sich der Welpe riesig auf den Spaziergang, am Ende ist er vielleicht übermüdet oder möchte noch nicht nach Hause. In beiden Fällen handelt es sich oft um eine Übersprunghandlung. Strukturierte Rituale können helfen, den Hund auf den Start und das Ende des Spaziergangs vorzubereiten.

Sollte ich eine Anti-Beiß-Leine oder ein Spray benutzen?

Davon rate ich dringend ab. Leinen, die mit bitteren oder scharfen Substanzen behandelt sind, bekämpfen nur das Symptom, nicht die Ursache. Sie können zu Meideverhalten führen und das Vertrauen Ihres Hundes beschädigen. Positives Training, das erwünschtes Verhalten belohnt, ist immer der nachhaltigere und beziehungsfördernde Weg.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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