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Einem kranken Hund in Not, wird schnelle erste Hilfe geleistet.

Erste Hilfe bei Hunden: Expertentipps für den Notfall!

Hunde sind nicht nur Haustiere, sie sind vollwertige Familienmitglieder. Und genau wie bei jedem anderen Mitglied unserer Familie ist es unsere Verantwortung, in einem Notfall schnell und vor allem richtig Hilfe leisten zu können. Ein Unfall beim Spielen, eine plötzlich auftretende Krankheit oder eine unglückliche Begegnung mit einem Giftköder – in solchen Momenten kann Ihr Wissen über Erste Hilfe bei Hunden über das Wohlbefinden und sogar das Leben Ihres treuen Begleiters entscheiden.

Einem kranken Hund in Not, wird schnelle erste Hilfe geleistet.

Als Hundebesitzer vorbereitet zu sein, ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Es geht darum, im entscheidenden Moment einen kühlen Kopf zu bewahren und die richtigen Handgriffe zu kennen. Mit einem gut ausgestatteten Erste-Hilfe-Set und dem nötigen Wissen können Sie eine Blutung stoppen, bei einem Hitzschlag lebensrettende Kühlung verschaffen oder die ersten, entscheidenden Maßnahmen bei einer Vergiftung einleiten, bis professionelle tierärztliche Hilfe erreicht ist. Dieser Artikel, verfasst von unserer Expertin Sabine Reincke, führt Sie durch die wichtigsten Maßnahmen.

Ruhe bewahren und Sicherheit gewährleisten: Das erste Gebot

In jeder Notfallsituation ist Ihre eigene Ruhe der wichtigste erste Schritt. Ein panischer Halter überträgt seine Nervosität auf den Hund, was die Situation verschlimmern kann. Atmen Sie tief durch und gehen Sie methodisch vor.

  1. Eigenschutz zuerst: Ein verletzter Hund hat Schmerzen und Angst. Selbst der liebste Vierbeiner kann in diesem Zustand aus Schreck beißen. Nähern Sie sich ihm langsam und sprechen Sie beruhigend auf ihn ein. Wenn nötig, legen Sie ihm eine Maulschlinge an (nicht bei Atemnot oder Erbrechen!).
  2. Situation sichern: Sorgen Sie dafür, dass die Umgebung sicher ist. Entfernen Sie Gefahrenquellen wie Scherben oder den Verkehr.
  3. Tierarzt informieren: Rufen Sie sofort Ihren Tierarzt oder die nächste Tierklinik an. Kündigen Sie Ihr Kommen an und beschreiben Sie den Notfall. So kann sich das Team bereits vorbereiten und wertvolle Zeit wird gespart.

Der erste Check: Die Vitalwerte des Hundes prüfen

Bevor Sie spezifische Maßnahmen ergreifen, verschaffen Sie sich einen schnellen Überblick über den Zustand Ihres Hundes. Das TAPS-Schema ist eine einfache Methode, um die wichtigsten Vitalfunktionen zu überprüfen:

  • T – Temperatur: Fühlen Sie die Ohren und Pfoten. Extreme Kälte kann auf einen Schockzustand hindeuten, während sehr heiße Ohren ein Zeichen für Fieber oder einen Hitzschlag sein können.
  • A – Atmung: Beobachten Sie den Brustkorb. Hebt und senkt er sich? Eine normale Atemfrequenz liegt bei einem erwachsenen Hund in Ruhe bei etwa 10-30 Atemzügen pro Minute. Schnelle, flache Atmung oder Atemstillstand sind akute Notzeichen.
  • P – Puls: Der Puls lässt sich am besten an der Innenseite des Oberschenkels fühlen. Ein normaler Ruhepuls liegt je nach Größe des Hundes zwischen 60 und 120 Schlägen pro Minute. Ein rasender oder sehr schwacher Puls ist alarmierend.
  • S – Schleimhäute: Heben Sie vorsichtig die Lefzen Ihres Hundes an. Das Zahnfleisch sollte idealerweise rosa und feucht sein. Blasse, weiße, bläuliche oder stark gerötete Schleimhäute sind ernste Warnsignale für Kreislaufprobleme oder einen Schock.

Häufige Notfälle beim Hund und wie Sie richtig reagieren

Vom Schnitt in die Pfote bis zur lebensbedrohlichen Magendrehung – als Hundehalter sollten Sie auf die häufigsten Notfälle vorbereitet sein.

Stark blutende Wunde

Eine stark blutende Wunde erfordert sofortiges Handeln, um einen hohen Blutverlust zu verhindern.

  • Direkten Druck ausüben: Drücken Sie eine sterile Kompresse oder ein sauberes Tuch fest auf die Wunde.
  • Druckverband anlegen: Falls die Blutung nicht stoppt, legen Sie einen Druckverband an. Platzieren Sie hierfür ein Verbandpäckchen oder eine aufgerollte Binde direkt auf die Wundauflage und fixieren Sie diese mit einer weiteren Binde. Der Verband muss fest sitzen, aber darf die Blutzufuhr nicht komplett abschnüren.
  • Verletztes Körperteil hochlagern: Wenn eine Gliedmaße betroffen ist, lagern Sie diese wenn möglich hoch.
  • Sofort zum Tierarzt: Ein hoher Blutverlust ist immer ein Fall für den Profi.

Vergiftung

Bei Verdacht auf eine Vergiftung zählt jede Minute. Die Symptome können vielfältig sein: starkes Speicheln, Erbrechen, Durchfall, Zittern, Krämpfe oder Apathie.

  • Keine Zeit verlieren: Fahren Sie umgehend zum Tierarzt.
  • Beweismittel sichern: Wenn möglich, nehmen Sie eine Probe des vermuteten Giftes (z.B. die Verpackung oder Reste der Pflanze) und eventuell Erbrochenes mit.
  • KEIN Erbrechen auslösen: Lösen Sie nicht eigenmächtig Erbrechen aus! Bei ätzenden Substanzen kann dies die Speiseröhre zusätzlich schädigen. Handeln Sie nur nach tierärztlicher Anweisung.

Magendrehung

Eine Magendrehung ist ein absoluter, lebensbedrohlicher Notfall, der sofort operiert werden muss. Typische Anzeichen sind Unruhe, ein aufgeblähter, harter Bauch, Würgen ohne Erbrechen und eine gekrümmte Haltung.

  • SOFORT in die Tierklinik: Es gibt keine Erste-Hilfe-Maßnahme, die eine Magendrehung beheben kann. Nur eine sofortige Operation kann das Leben Ihres Hundes retten. Rufen Sie die Klinik an, um Ihr Kommen anzukündigen.

Hitzschlag

Ein überhitzter Hund (starkes Hecheln, taumelnder Gang, dunkelrote Zunge) muss sofort gekühlt werden.

  • Sofort aus der Hitze: Bringen Sie den Hund in den Schatten oder einen kühlen Raum.
  • Langsam kühlen: Kühlen Sie den Hund mit lauwarmem (nicht eiskaltem!) Wasser. Beginnen Sie bei den Pfoten und arbeiten Sie sich langsam zum Körper vor. Eiskaltes Wasser würde die Gefäße verengen und die Wärmeabgabe behindern.
  • Wasser anbieten: Bieten Sie ihm lauwarmes Wasser zum Trinken an, aber zwingen Sie ihn nicht.
  • Trotzdem zum Tierarzt: Auch wenn sich der Zustand bessert, muss ein Tierarzt den Kreislauf überprüfen und eventuelle Organschäden ausschließen.

Knochenbruch

Ein Knochenbruch ist extrem schmerzhaft. Der Hund wird die betroffene Gliedmaße schonen oder gar nicht mehr belasten.

  • Ruhigstellen: Verhindern Sie, dass der Hund sich viel bewegt.
  • Nicht schienen: Versuchen Sie nicht, den Bruch selbst zu schienen. Eine unsachgemäße Schienung kann mehr Schaden anrichten.
  • Vorsichtiger Transport: Tragen Sie den Hund vorsichtig zum Auto. Bei großen Hunden kann eine Decke als Trage helfen.

Atemstillstand und Bewusstlosigkeit: Lebensrettende Sofortmaßnahmen

Wenn Ihr Hund bewusstlos ist und nicht mehr atmet, ist die Situation kritisch. Die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) ist die letzte Möglichkeit, das Leben Ihres Hundes zu retten. Handeln Sie nur, wenn Sie sicher sind, dass Herz und Atmung ausgesetzt haben.

Atemwege prüfen und Mund-zu-Nase-Beatmung

  • Stabile Seitenlage: Legen Sie den Hund auf seine rechte Seite.
  • Atemwege freimachen: Öffnen Sie vorsichtig das Maul, ziehen Sie die Zunge gerade nach vorne und entfernen Sie eventuelle Fremdkörper.
  • Beatmung: Halten Sie die Schnauze des Hundes mit Ihren Händen zu, sodass keine Luft entweichen kann. Umschließen Sie seine Nase mit Ihrem Mund und geben Sie fünf initiale, kräftige Atemstöße.

Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW)

  • Position finden: Platzieren Sie Ihre Handballen übereinander auf dem breitesten Teil des Brustkorbs, direkt hinter dem Ellenbogen des Hundes.
  • Kompressionen: Drücken Sie mit gestreckten Armen den Brustkorb um etwa ein Drittel bis die Hälfte seiner Tiefe ein. Die Frequenz sollte bei ca. 100-120 Kompressionen pro Minute liegen.
  • Rhythmus: Führen Sie 30 Herzdruckmassagen durch, gefolgt von 2 Beatmungen.
  • Wiederholen: Setzen Sie die HLW fort, bis Sie beim Tierarzt sind oder der Hund wieder selbstständig atmet.

Wichtiger Hinweis: Eine HLW ist eine extreme Maßnahme. Eine fundierte Anleitung und praktische Übung erhalten Sie in speziellen Kursen. Eine ausgezeichnete und vertrauenswürdige visuelle Anleitung bietet die Tierärztliche Fakultät der LMU München.

Vorbereitung ist alles: Das Notfall-Set und Kurse

Der beste Notfall ist der, auf den Sie vorbereitet sind. Ein gut sortiertes Erste-Hilfe-Set und regelmäßiges Training sind unerlässlich.

  • Ihr Erste-Hilfe-Set sollte enthalten: Sterile Kompressen, Mullbinden, selbstklebende Verbände, Heftpflaster, eine abgerundete Schere, eine Pinzette, hundeverträgliches Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe, eine Rettungsdecke und ein Fieberthermometer.
  • Besuchen Sie einen Erste-Hilfe-Kurs: Organisationen wie das Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund oder lokale Hundeschulen bieten Kurse an. Hier können Sie lebensrettende Handgriffe wie die HLW an einem Dummy üben. Diese praktische Erfahrung ist durch keinen Artikel zu ersetzen.
  • Notfallnummern speichern: Speichern Sie die Nummern Ihres Tierarztes, der nächstgelegenen Tierklinik und der Giftnotrufzentrale gut erreichbar in Ihrem Handy.

Fazit: Gut vorbereitet ist halb geholfen

Erste Hilfe bei Hunden zu beherrschen, ist ein wesentlicher Teil der verantwortungsvollen Hundehaltung. Es verleiht Ihnen die nötige Sicherheit, um in kritischen Momenten nicht in Panik zu verfallen, sondern überlegt und effektiv zu handeln. Denken Sie daran: Die Maßnahmen, die Sie vor dem Eintreffen beim Tierarzt ergreifen, können entscheidend für die Prognose Ihres Hundes sein. Investieren Sie in ein gutes Notfall-Set und in Ihr Wissen durch einen Kurs – Ihr Hund wird es Ihnen im Fall der Fälle danken.

Häufig gestellte Fragen

Was soll ich tun, wenn mein Hund ein Trauma erleidet?

Bleiben Sie ruhig, sichern Sie zuerst sich selbst und den Hund und beginnen Sie dann mit der Überprüfung der Vitalfunktionen (TAPS-Schema). Rufen Sie sofort einen Tierarzt an und kündigen Sie Ihr Kommen an.

Wie erkenne ich den Puls meines Hundes?

Fühlen Sie mit zwei Fingern an der Innenseite des Oberschenkels, nahe der Leiste. Dort verläuft eine große Arterie, deren Puls gut zu tasten ist. Zählen Sie die Schläge für 15 Sekunden und multiplizieren Sie das Ergebnis mit vier.

Kann ich meinem Hund bei einem Notfall selbst helfen?

Ja, Ihre Erste Hilfe ist entscheidend, um die Zeit bis zur professionellen Behandlung zu überbrücken und den Zustand Ihres Hundes zu stabilisieren. Sie ersetzt jedoch niemals die Untersuchung durch einen Tierarzt.

Ist es wichtig, Erste Hilfe bei Hunden zu lernen?

Absolut! Die richtigen Handgriffe bei Notfällen können Leben retten. Ein Kurs gibt Ihnen die praktische Übung und die mentale Sicherheit, um in einer Stresssituation richtig zu reagieren und Ihrem treuen Freund beizustehen.
Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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