Verunsicherter Welpe will nicht Gassi gehen und sitzt auf dem Gehweg.

Welpe will nicht Gassi gehen: Ursachen verstehen und Lösungen finden

Liebe Hundefreunde und Welpeneltern,

es ist eine Situation, die viele von uns kennen und die schnell für Verzweiflung sorgen kann: Ihr kleiner Welpe, der eigentlich voller Energie stecken sollte, will plötzlich nicht Gassi gehen. Statt fröhlich die Welt zu erkunden, bleibt er wie angewurzelt stehen, setzt sich hin oder weigert sich sogar, die Wohnung zu verlassen. Keine Sorge, Sie sind mit diesem Problem nicht allein. Als erfahrene Expertin für Hundeerziehung und -verhalten möchte ich, Sabine Reincke, Ihnen heute umfassend zur Seite stehen.

Das „Gassi gehen“ ist weit mehr als nur ein Toilettengang. Es bedeutet für unsere Hunde, die Welt zu erleben, neue Gerüche aufzunehmen, soziale Kontakte zu knüpfen und sich körperlich sowie geistig auszulasten. Für einen Welpen ist jeder Spaziergang ein riesiges Abenteuer – und manchmal auch eine große Herausforderung.

In diesem ausführlichen Ratgeber erfahren Sie, warum Ihr Welpe das Gassi gehen vielleicht verweigert und welche effektiven Strategien Ihnen helfen, diese Phase gemeinsam zu meistern. Vertrauen Sie darauf: Mit Geduld, Verständnis und den richtigen Methoden wird auch Ihr Welpe bald voller Freude mit Ihnen spazieren gehen!

Warum möchte mein Welpe nicht Gassi gehen? Die 7 häufigsten Ursachen

Wenn Ihr Welpe nicht Gassi gehen möchte oder plötzlich stehen bleibt und sich hinsetzt, steckt dahinter selten pure Sturheit. Meist sind es tiefere Gründe, die den jungen Hund dazu bewegen, das Gehen zu verweigern. Aus meiner langjährigen Erfahrung, unter anderem in der DRK Rettungshundestaffel, weiß ich, wie wichtig es ist, die Körpersprache des Hundes zu lesen und die Ursache zu erkennen, um gezielt helfen zu können.

1. Angst und Unsicherheit in der neuen Umgebung

Für einen Welpen ist die Welt draußen oft überwältigend. Alles ist neu und potenziell beängstigend: laute Autos, fremde Menschen, andere Hunde oder unbekannte Geräusche. Er hat gerade erst seine Mutter und Geschwister verlassen und sucht nun Sicherheit in seinem neuen Zuhause. Die Weigerung, nach draußen zu gehen, ist oft ein Ausdruck von Überforderung und dem Bedürfnis nach Schutz.

  • Reizüberflutung: Zu viele neue Eindrücke auf einmal können den Welpen mental erschöpfen.
  • Schlechte Erfahrungen: Eine laute Hupe oder ein aufdringlicher Hund können genügen, um eine negative Verknüpfung mit dem Spaziergang herzustellen.
Verunsicherter Welpe will nicht Gassi gehen und sitzt auf dem Gehweg.
Ein unsicherer Welpe braucht vor allem eines: die geduldige und ruhige Unterstützung seines Menschen.

2. Überforderung und Müdigkeit

Welpen benötigen bis zu 20 Stunden Schlaf am Tag. Ihre körperlichen und geistigen Ressourcen sind begrenzt. Ein Spaziergang ist für sie nicht nur Bewegung, sondern auch anstrengende Kopfarbeit. Ein Welpe, der sich mitten auf dem Weg hinsetzt oder hinlegt, ist oft einfach nur erschöpft und signalisiert, dass er eine Pause oder das Ende des Ausflugs braucht.

3. Schmerzen oder Unwohlsein

Wenn ein Welpe plötzlich nicht mehr laufen mag, obwohl er es vorher getan hat, müssen immer gesundheitliche Ursachen in Betracht gezogen werden. Schmerz ist eine häufige, aber oft übersehene Ursache.

  • Wachstumsschmerzen: Die Knochen und Gelenke sind noch im Wachstum und können schmerzen.
  • Pfotenprobleme: Ein spitzer Stein, eine Scherbe, heißer Asphalt im Sommer oder Streusalz im Winter können Schmerzen verursachen.
  • Allgemeines Unwohlsein: Bauchschmerzen, Übelkeit oder der Beginn einer Krankheit können die Lauffreude trüben.

4. Unpassende Ausrüstung

Ein schlecht sitzendes oder unangenehmes Geschirr oder Halsband kann für einen Welpen sehr störend sein. Wenn die Ausrüstung zwickt, reibt oder die Bewegung einschränkt, wird der Welpe den Spaziergang damit negativ verknüpfen und versuchen, ihm auszuweichen.

5. Mangelnde oder falsche Sozialisierung

Hat ein Welpe in seinen ersten Lebenswochen beim Züchter wenig von der Außenwelt mitbekommen, fehlt ihm die grundlegende Gewöhnung an Alltagsreize. Er hat nicht gelernt, dass die Welt da draußen sicher ist, und reagiert entsprechend ängstlich.

6. Einfach keine Lust oder Ablenkung

Ja, auch das gibt es. Manchmal ist ein Geruch am Wegesrand einfach zu spannend, um weiterzugehen. Der Welpe ist dann nicht stur, sondern hochkonzentriert. In anderen Fällen hat er vielleicht gelernt, dass er durch Stehenbleiben Ihre Aufmerksamkeit bekommt oder sogar getragen wird.

7. Temperatur und Wetter

Welpen sind empfindlicher gegenüber Wetterextremen. Starke Kälte, Nässe oder pralle Sonne können schnell unangenehm werden und dem Welpen die Lust am Spaziergang nehmen.

Was tun, wenn der Welpe nicht Gassi gehen will? Die besten Strategien

Der wichtigste Grundsatz lautet: Geduld, positive Verstärkung und kleine Schritte sind der Schlüssel zum Erfolg. Zwang oder Strafe bewirken nur das Gegenteil und schaden der wertvollen Bindung zu Ihrem Welpen.

1. Sicherheit und Vertrauen aufbauen

Ihr Welpe muss lernen, dass Sie sein sicherer Hafen sind. Starten Sie in einer reizarmen Umgebung wie dem eigenen Garten oder einer sehr ruhigen Seitenstraße. Lassen Sie ihn die Welt in seinem Tempo erkunden. Wenn er stehen bleibt, geben Sie ihm Zeit. Zwingen Sie ihn niemals weiter.

2. Positive Verknüpfungen schaffen

Das Gassi gehen muss zu einem Highlight werden. Belohnen Sie jeden freiwilligen Schritt in die richtige Richtung mit einem hochwertigen Leckerli und fröhlichem Lob. So lernt der Welpe: „Draußen sein und mit meinem Menschen gehen ist super!“

  • Locken statt ziehen: Bleibt der Welpe stehen, gehen Sie in die Hocke und locken Sie ihn mit einem Leckerli oder seinem Lieblingsspielzeug zu sich.
  • Positives Ritual: Machen Sie bereits das Anlegen von Geschirr und Leine zu einem positiven Ritual mit Leckerlis.
Eine Hand lockt einen Welpen mit einem Leckerli, um das Gassi gehen positiv zu gestalten.
Positive Verstärkung: Ein Leckerli zur richtigen Zeit motiviert den Welpen, den nächsten Schritt zu wagen.

3. Spaziergänge kurz halten

Überfordern Sie Ihren Welpen nicht. Eine bewährte Faustregel ist: pro Lebensmonat etwa fünf Minuten Spaziergang am Stück, mehrmals täglich. Ein drei Monate alter Welpe sollte also nicht länger als 15 Minuten am Stück unterwegs sein. Qualität geht hier klar vor Quantität.

4. Die Ausrüstung überprüfen

Investieren Sie in ein gut sitzendes, weich gepolstertes Welpengeschirr. Ein Geschirr verteilt den Druck gleichmäßiger auf den Körper als ein Halsband und ist für den empfindlichen Halsbereich des Welpen schonender. Lassen Sie Ihren Welpen das Geschirr im Haus immer mal wieder mit positiver Verknüpfung (z.B. beim Füttern) tragen, damit er sich daran gewöhnt.

5. Der „Welpen-Taxi“-Trick und Richtungswechsel

Wenn Ihr Welpe in einer Situation panisch wird oder völlig erschöpft ist, ist es absolut in Ordnung, ihn kurz auf den Arm zu nehmen (das „Welpen-Taxi“), um ihn aus der für ihn überfordernden Lage zu bringen. Setzen Sie ihn an einem ruhigeren Ort wieder ab. Oft wirkt auch ein einfacher Richtungswechsel Wunder. Wenn der Welpe nicht mehr vorwärts will, drehen Sie sich um und gehen Sie in die Richtung, aus der Sie gekommen sind. Viele Welpen folgen dann erleichtert.

No-Gos: Was Sie unbedingt vermeiden sollten

Manchmal sind es gerade die Dinge, die wir aus Verzweiflung tun, die das Problem verschlimmern.

  • An der Leine ziehen oder zerren: Das ist der größte Fehler. Es verstärkt die Angst, kann Schmerzen verursachen und zerstört das Vertrauen.
  • Schimpfen oder bestrafen: Ihr Welpe handelt nicht aus Boshaftigkeit. Strafe verunsichert ihn nur noch mehr.
  • Frustriert sein: Hunde spüren unsere Emotionen. Ihre negative Stimmung überträgt sich auf den Welpen und die Situation. Atmen Sie tief durch und bleiben Sie positiv.

Wann zum Tierarzt?

Obwohl die Ursachen meist harmlos sind, ist es wichtig, gesundheitliche Probleme auszuschließen. Suchen Sie einen Tierarzt auf, wenn:

  • Die Gassi-Verweigerung sehr plötzlich auftritt, obwohl es vorher nie ein Problem war.
  • Ihr Welpe Anzeichen von Schmerzen zeigt, wie Humpeln, Winseln bei Bewegung oder das Schonen einer Pfote.
  • Zusätzliche Symptome wie Lethargie, Appetitlosigkeit oder Magen-Darm-Probleme auftreten.

Schmerzen sind für Laien oft schwer zu erkennen. Eine professionelle Abklärung gibt Ihnen Sicherheit. Die Tierärztliche Hochschule Hannover bietet beispielsweise umfassende Informationen zur Erkennung von Schmerzanzeichen bei Haustieren. Es ist immer besser, auf Nummer sicher zu gehen.

Fazit: Mit Geduld und Liebe wird jeder Spaziergang zum Erfolg

Liebe Hundefreunde, ich hoffe, dieser Ratgeber konnte Ihnen helfen. Denken Sie immer daran: Sie sind der sichere Hafen für Ihren Welpen. Ihre Ruhe und positive Bestärkung geben ihm die Sicherheit, die Welt zu erkunden. Feiern Sie jeden kleinen Fortschritt! Mit Liebe und Konsequenz wird das Gassi gehen bald zu einem wunderschönen, gemeinsamen Erlebnis.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Gassi gehen

Warum bleibt mein Welpe beim Gassi gehen plötzlich stehen

Das Stehenbleiben ist ein typisches Zeichen von Überforderung, Angst oder starker Ablenkung. Der Welpe ist vielleicht von einem neuen Geräusch oder Geruch fasziniert, fühlt sich unsicher oder ist einfach müde. Zwingen Sie ihn niemals weiter, sondern geben Sie ihm Zeit, locken Sie ihn freundlich oder ändern Sie die Richtung.

Wie lange darf man mit einem 8 Wochen alten Welpen Gassi gehen?

Für einen 8 Wochen alten Welpen gilt die Faustregel von ca. 5-10 Minuten pro Spaziergang am Stück. Diese kurzen Ausflüge sollten mehrmals täglich stattfinden, hauptsächlich damit er sich lösen kann. Es geht um positive Erlebnisse, nicht um die Distanz.

Soll ich meinen Welpen tragen, wenn er nicht laufen will?

Ja, in bestimmten Situationen ist das Tragen („Welpen-Taxi“) eine gute Lösung. Wenn der Welpe panische Angst hat oder körperlich erschöpft ist, gibt ihm das Tragen Sicherheit. Es sollte aber keine Dauerlösung sein. Ziel ist es, ihn an einem ruhigeren Ort wieder abzusetzen und zum Weiterlaufen zu motivieren.

Was ist besser für einen Welpen: Halsband oder Geschirr?

Für Welpen wird von den meisten Experten ein gut sitzendes, weiches Brustgeschirr empfohlen. Es schont den empfindlichen Hals- und Kehlkopfbereich, besonders wenn der Welpe noch lernt, an der Leine zu gehen und dabei zieht. Achten Sie auf eine gute Passform, damit nichts reibt oder drückt.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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