Welpe macht ins Haus

Welpe macht in die Wohnung (obwohl er draußen war): 5 Gründe und Sofort-Hilfe

⚠️ Wichtiger Hinweis: Wenn Ihr Welpe plötzlich sehr häufig kleine Mengen Urin absetzt (auch drinnen), Schmerzen zeigt oder der Urin blutig ist, suchen Sie bitte sofort einen Tierarzt auf. Dies sind klassische Anzeichen einer Blasenentzündung (Zystitis).

Hallo, ich bin Sabine Reincke. Ich kenne dieses Gefühl der Verzweiflung nur zu gut: Sie standen 20 Minuten im Nieselregen. Sie haben gewartet, gefroren und gebetet. Der Welpe hat an Gänseblümchen geschnuppert, Blätter gejagt und sich hingesetzt – aber nicht gepinkelt. Kaum sind Sie durch die Haustür, läuft er auf den teuren Wohnzimmerteppich, hockt sich hin und lässt es laufen.

Bevor Sie jetzt an sich zweifeln oder (noch schlimmer) mit dem Welpen schimpfen: Atmen Sie durch. Das ist kein Protest. Es ist auch keine Dummheit. Es ist ein biologisches Missverständnis, das wir heute aufklären. Meist fühlt sich Ihr Welpe draußen einfach noch nicht sicher genug.

⚡ Das Wichtigste in Kürze

  • Das „Sichere-Höhle“-Prinzip: Welpen lösen sich instinktiv dort, wo sie sich am sichersten fühlen – und das ist am Anfang oft drinnen (das Nest).
  • Die Reizüberflutung: Draußen ist alles so spannend, dass der Welpe schlicht vergisst, dass er mal muss. Drinnen fällt die Anspannung ab, und die Blase drückt wieder.
  • Keine Strafe: Schimpfen Sie niemals, wenn das Malheur passiert ist. Der Hund verknüpft die Strafe sonst mit „Sich lösen in Ihrer Nähe“ und versteckt sich künftig.
  • Kontext: Die Grundlagen lernen Sie in unserem großen Welpen-Guide.
Inhaltsverzeichnis (Hier klicken zum Ausklappen)
Ein kleiner Welpe sitzt auf einem Wohnzimmerteppich neben einer kleinen Pfütze und schaut unschuldig und fragend in die Kamera
Es ist keine böse Absicht: Wenn die Anspannung von draußen abfällt, öffnet sich die Blase.

🐾 Aus meiner Praxis

Ich trainierte einmal mit einem Australian Shepherd Welpen, „Cooper“. Seine Besitzer gingen immer eine große Runde durch den Park, damit er „leer wird“. Das Gegenteil passierte. Cooper war so beschäftigt mit Gerüchen, Joggern und anderen Hunden, dass sein Gehirn das Signal „Blase voll“ komplett blockierte. Erst als er zu Hause im sicheren Flur stand, meldete sich der Körper: „Jetzt aber schnell!“. Wir änderten die Strategie von „Spaziergang“ auf „Langweiliges Stehen an einer Ecke“. Nach 3 Tagen war das Problem gelöst.

1. Ursache: Draußen ist Disneyland (Ablenkung)

Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einem Rockkonzert. Es ist laut, bunt, aufregend. Müssen Sie da sofort auf die Toilette? Vermutlich verdrängen Sie es. Genauso geht es Ihrem Welpen.

Draußen gibt es Blätter, Wind, Autos, Vögel. Für ein junges Gehirn ist das Hochleistungssport. Das körperliche Bedürfnis rückt in den Hintergrund. Sobald Sie die „langweilige“ Wohnung betreten, fährt das Gehirn runter – und plötzlich merkt der Welpe: „Ups, ich muss ja!“

2. Ursache: Angst & Unsicherheit

In der Natur beschmutzt ein Hund sein eigenes Nest nicht. Aber: Sich draußen zu lösen, macht verletzlich. Wer hockt, kann nicht weglaufen. Außerdem hinterlässt man eine Duftmarke für Feinde.

Ein unsicherer Welpe hält oft so lange ein, bis er wieder im „sicheren Hafen“ (Ihrem Wohnzimmer) ist. Das ist kein Trotz, sondern ein Zeichen, dass er sich draußen noch nicht entspannt genug fühlt. Hier hilft behutsame Sozialisierung, um ihm die Angst vor der Umwelt zu nehmen.

3. Die „Langweiler-Methode“: So klappt es draußen

Um dieses Muster zu durchbrechen, müssen Sie die Außenwelt langweilig machen.

  • Der immer gleiche Ort: Gehen Sie nicht spazieren. Gehen Sie zu einer ruhigen Wiese, maximal 50 Meter vom Haus entfernt.
  • Die „Löse-Stelle“: Nutzen Sie immer denselben Grasfleck. Er riecht schon vertraut.
  • Stehenbleiben: Laufen Sie nicht herum. Bleiben Sie stehen. Seien Sie so langweilig wie eine Parkuhr. Warten Sie.
  • Leine dranlassen: Damit er nicht jagen geht. Nutzen Sie eine leichte Leine und ein gut sitzendes Geschirr.
Vektor-Grafik Kreislauf: 1. Rausgehen -> 2. Langweilig sein (Warten) -> 3. Hund löst sich -> 4. Party (Loben) -> 5. Wieder rein
Erst das Geschäft, dann das Spiel: Drehen Sie die Reihenfolge nicht um.

4. Der „Doppel-Trick“ für Härtefälle

Wenn Sie reinkommen und wissen: „Gleich passiert es“, behalten Sie den Welpen im Auge (oder an der Leine).

  1. Kommen Sie rein. Lassen Sie die Jacke an.
  2. Warten Sie 1-2 Minuten drinnen (nicht aus den Augen lassen!).
  3. Schnappen Sie den Welpen und gehen Sie sofort wieder raus zum Langweiler-Ort.

Oft ist der Reiz „Drinnen“ der Auslöser für die Blase. Wenn Sie ihn dann sofort wieder rausbringen, ist der Drang so groß, dass er es draußen nicht mehr halten kann. Und dann: Party! Loben Sie ihn, als hätte er Gold gefunden.

👉 Mehr Tipps: Wie Sie die Zeichen erkennen, bevor es passiert, lesen Sie in unserem Hauptartikel: Hund stubenrein bekommen.

Nahaufnahme auf Bodenhöhe: Eine Hand streichelt begeistert einen Welpen im Gras, der Welpe sieht stolz und glücklich aus
Der entscheidende Moment: Wenn es draußen klappt, müssen Sie Ihre Freude zeigen!

Häufige Fragen zum Thema „Drinnen Pinkeln“

Soll ich die Schnauze in den Urin tunken?

Nein, niemals! Das ist eine veraltete, grausame Methode, die das Vertrauen zerstört. Der Welpe lernt nur, dass Sie unberechenbar sind und wird sich künftig verstecken, um zu pinkeln (z.B. hinter dem Sofa).

Wie reinige ich die Stelle richtig?

Nutzen Sie einen Enzymreiniger. Normale Haushaltsreiniger überdecken den Geruch für Menschennasen, aber für den Hund riecht es dort weiter nach „Klo“. Enzyme zerstören die Geruchsmoleküle komplett.

Wann hört das auf?

Die physische Blasenkontrolle ist erst mit ca. 16-20 Wochen voll entwickelt. Bis zum 6. Monat sind kleine Unfälle normal. Bleiben Sie geduldig.

Quellenhinweis: Verhaltensbiologische Hintergründe zur Ausscheidung bei Caniden basieren auf den Lehrinhalten der BHV-Hundetrainerausbildung.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine ist das Herz und der Kopf hinter Hundeuniversum. Als Einsatzsanitäterin und langjährige Ausbilderin in einer Rettungshundestaffel (DRK) verbindet sie medizinisches Fachwissen mit echter Praxiserfahrung. Ihr Ziel: Hundebesitzern faktenbasiertes Wissen und Sicherheit zu geben – ohne Mythen, dafür mit viel Herz und Verstand.

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