Ein fröhlicher Havaneser mit langem, seidigen Fell sitzt im Gras und schaut aufmerksam in die Kamera.

Der Havaneser: Alles über den charmanten Familienhund aus Kuba

Aus meiner über 15-jährigen Praxiserfahrung mit Hunden, unter anderem in der Rettungshundestaffel, weiß ich: Die Wahl der richtigen Rasse ist eine Herzens- und Verstandsentscheidung. Ein Hund, der dabei immer wieder positiv heraussticht, ist der Havaneser. Dieser charmante Kleinhund aus Kuba erobert mit seinem seidigen Fell und seinem sonnigen Wesen die Herzen im Sturm und gilt als einer der beliebtesten Familienhunde überhaupt. Doch was macht ihn so besonders und passt er wirklich in Ihr Leben?

In diesem umfassenden Rasseporträt teile ich meine Experten-Einsichten mit Ihnen. Wir beleuchten seine faszinierende Herkunft, seinen einzigartigen Charakter und klären die wirklich wichtigen Fragen zu Erziehung, Pflege und Gesundheit. Gemeinsam finden wir heraus, ob dieser pfiffige Vierbeiner der treue Begleiter ist, den Sie sich wünschen.

Ein fröhlicher Havaneser mit langem, seidigen Fell sitzt im Gras und schaut aufmerksam in die Kamera.

Steckbrief: Der Havaneser auf einen Blick

Bevor wir ins Detail gehen, hier die wichtigsten Fakten zum Nationalhund Kubas, kompakt zusammengefasst:

  • FCI-Standard: Gruppe 9 (Gesellschafts- und Begleithunde), Sektion 1 (Bichons und verwandte Rassen), Standard Nr. 250.
  • Herkunft: Westliches Mittelmeerbecken / Kuba
  • Größe: 23 bis 27 cm (Toleranz: 21 bis 29 cm)
  • Gewicht: Zwischen 4,5 und 7,5 kg, je nach Größe und Konstitution.
  • Lebenserwartung: 13 bis 15 Jahre, bei guter Gesundheit oft auch länger.
  • Fell: Langes (12-18 cm), weiches, glattes oder gewelltes Deckhaar mit wenig oder ganz fehlender Unterwolle.
  • Farben: Vielfältig. Selten reinweiß; meist falbfarben in verschiedenen Tönungen, schwarz, havannabraun, tabakfarben, rötlichbraun. Flecken in diesen Farben sind zulässig.
  • Charakter: Anhänglich, fröhlich, intelligent, verspielt, kinderlieb, wachsam.

Herkunft und Geschichte: Von den Salons Kubas in die Herzen der Welt

Die Wurzeln des Havanesers liegen, wie bei allen Bichons, im westlichen Mittelmeerraum. Italienische und spanische Seefahrer brachten die kleinen, weißen Hunde auf ihren Schiffen nach Kuba. Dort, isoliert vom Rest der Welt, entwickelte sich aus diesen „Bichón Habanero“ (Schoßhündchen aus Havanna) die Rasse, die wir heute kennen.

In den Salons der kubanischen Aristokratie des 18. und 19. Jahrhunderts waren sie hochgeschätzte Begleiter und Statussymbole. Ihre einzige Aufgabe: durch ihre Anwesenheit und ihren Charme zu erfreuen. Die Kubanische Revolution in den 1950er Jahren wurde der Rasse fast zum Verhängnis. Exilkubaner, die in die USA flohen, konnten nur wenige Hunde mitnehmen. Aus diesem extrem kleinen Genpool von nur einer Handvoll Hunden wurde die Rasse gerettet und ihre Zucht außerhalb Kubas neu aufgebaut.

Charakter und Wesen: Der sonnige Charme des Havanesers

Wenn ich den Charakter des Havanesers beschreiben müsste, wären die Worte „lebensfroh“, „anhänglich“ und „überraschend clever“ ganz oben auf der Liste. Er ist der Inbegriff eines Gesellschaftshundes, der eine außergewöhnlich enge Bindung zu seinen Menschen aufbaut und am liebsten immer und überall dabei wäre.

Ein niedlicher Havaneser Welpe spielt mit einem Ball auf einer grünen Wiese.

Der ideale Familienhund?

Der Havaneser gilt als exzellenter Familienhund. Seine geduldige und verspielte Art macht ihn zu einem tollen Kameraden für Kinder. Er passt sich flexibel an das Familienleben an, egal ob in einer Stadtwohnung oder einem Haus mit Garten. Wichtig ist, dass Kinder den respektvollen Umgang mit dem kleinen Hund lernen und ihm Rückzugsorte gewähren, wenn ihm der Trubel zu viel wird. Auch mit anderen Haustieren kommt er bei guter Sozialisierung in der Regel bestens aus.

Ist der Havaneser ein Kläffer?

Diese Frage höre ich oft in der Hundeschule. Havaneser sind wachsam und melden Besucher oder ungewöhnliche Geräusche. Sie sind jedoch keine Kläffer aus Leidenschaft. Übermäßiges Bellen ist, wie bei den meisten Hunden, oft ein Zeichen von Langeweile, Unsicherheit oder mangelnder Erziehung. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Ein gut sozialisierter und ausgelasteter Havaneser, der von Anfang an gelernt hat, dass nicht jedes Geräusch einen Alarm wert ist, entwickelt sich zu einem angenehm ruhigen Mitbewohner.

Haltung und Erziehung: Was der kleine Kubaner braucht

Die Erziehung eines Havanesers ist dank seiner Intelligenz und seines „will to please“ (dem Wunsch zu gefallen) meist unkompliziert. Das macht ihn zu einer ausgezeichneten Wahl für Hundeanfänger.

Geeignet für Anfänger? Eine ehrliche Einschätzung

Ja, der Havaneser ist für motivierte Anfänger sehr gut geeignet. Er verzeiht kleine Erziehungsfehler und lernt schnell. Aber „Anfängerhund“ bedeutet nicht „Selbsterzieher“. Konsequenz, Geduld und positive Verstärkung sind der Schlüssel zum Erfolg. Eine gute Welpenschule ist unerlässlich, um die Weichen für eine solide Sozialisierung und Grunderziehung zu stellen.

Die sensible Seite: Kann ein Havaneser gut alleine bleiben?

Dies ist ein kritischer Punkt. Aufgrund seiner extremen Anhänglichkeit tut sich der Havaneser schwer mit dem Alleinsein. Er kann zu Trennungsangst neigen, wenn dies nicht von klein auf positiv und in winzigen Schritten trainiert wird. Planen Sie ein, dass dieser Hund nicht für einen Haushalt geeignet ist, in dem er regelmäßig viele Stunden am Tag alleine ist. Er will und braucht die Nähe seiner Familie.

Auslauf und Beschäftigung: Mehr als nur ein Schoßhund

Lassen Sie sich nicht von seiner Größe täuschen! Der Havaneser ist ein aktiver und unternehmungslustiger Hund. Tägliche Spaziergänge sind Pflicht. Noch wichtiger ist aber die geistige Auslastung. Dieser Hund liebt es zu lernen. Intelligenzspiele, das Einstudieren von Tricks, Dog-Dancing oder Agility für kleine Rassen sind ideale Beschäftigungen, um ihn glücklich und ausgeglichen zu halten.

Pflege: Das A und O für ein gesundes Havaneser-Leben

Das wunderschöne, seidige Fell ist das Markenzeichen des Havanesers, aber auch die größte Herausforderung für seine Halter. Die Pflege ist zeitintensiv und darf nicht vernachlässigt werden.

Die tägliche Fellpflege-Routine

Planen Sie täglich 15-20 Minuten für das Bürsten und Kämmen ein. Der Havaneser hat kaum Unterwolle und haart nicht im klassischen Sinne. Lose Haare bleiben jedoch im Fell hängen und führen ohne tägliche Pflege schnell zu hartnäckigen Verfilzungen. Besonders kritische Stellen sind hinter den Ohren, unter den Achseln und an den Beininnenseiten. Gewöhnen Sie bereits den Welpen spielerisch an diese Prozedur.

Augen-, Ohren- und Zahnpflege

Die Augen sollten täglich mit einem weichen, feuchten Tuch gereinigt werden, um Tränensteinbildung zu vermeiden. Die behaarten Schlappohren benötigen eine regelmäßige Kontrolle auf Sauberkeit, um Entzündungen vorzubeugen. Wie bei vielen kleinen Rassen ist auch beim Havaneser die Zahnsteinprophylaxe durch regelmäßiges Zähneputzen oder geeignete Kauartikel wichtig.

Typische Gesundheitsprobleme und Lebenserwartung

Der Havaneser ist generell eine robuste Rasse. Durch die Rettung aus einem sehr kleinen Genpool gibt es jedoch einige Erbkrankheiten, auf die verantwortungsvolle Züchter ihre Tiere testen lassen. Achten Sie bei der Auswahl eines Züchters unbedingt darauf, dass dieser Mitglied in einem dem VDH angeschlossenen Verein ist, wie zum Beispiel dem Verband Deutscher Kleinhundezüchter e.V., und Ihnen die Gesundheitszeugnisse der Elterntiere vorlegen kann.

  • Augenkrankheiten: Vor allem der Katarakt (Grauer Star) und die Progressive Retina Atrophie (PRA) sind relevant. Gentests und regelmäßige Augenuntersuchungen der Zuchttiere sind hier Standard.
  • Patellaluxation (PL): Das Herausspringen der Kniescheibe ist bei vielen kleinen Rassen ein Thema. Eine Untersuchung der Zuchttiere ist Pflicht.
  • Herzprobleme: Auch Herzuntersuchungen sollten beim Züchter zum Standard gehören.

Bei guter Pflege, gesunder Ernährung und von einem seriösen Züchter hat der Havaneser eine hohe Lebenserwartung von 13 bis 15 Jahren und mehr.

Passt ein Havaneser zu mir? Checkliste

Beantworten Sie diese Fragen ehrlich für sich, bevor Sie einem Havaneser ein Zuhause geben:

  • Habe ich täglich Zeit für die Fellpflege? Dies ist der wichtigste und zeitintensivste Punkt.
  • Ist fast immer jemand zu Hause? Der Havaneser leidet, wenn er regelmäßig lange allein ist.
  • Suche ich einen aktiven Begleiter für Spiele und Training? Er ist kein reiner Schoßhund.
  • Bin ich bereit, konsequent und liebevoll zu erziehen? Auch ein kleiner Hund braucht klare Regeln.
  • Bin ich mir der Kosten für Anschaffung, Futter, Pflege und Tierarzt bewusst?

Mein Experten-Fazit zum Havaneser

Der Havaneser ist ein wahrer Juwel unter den Gesellschaftshunden. Sein sonniges Gemüt, seine hohe Intelligenz und seine tiefe Zuneigung zu seiner Familie machen ihn zu einem wundervollen Lebensbegleiter. Er ist die perfekte Wahl für Menschen, die einen anhänglichen, verspielten und lernwilligen Partner suchen und bereit sind, die notwendige Zeit in seine aufwendige Pflege und seine Bedürfnisse nach Nähe und Beschäftigung zu investieren. Wenn diese Voraussetzungen stimmen, bekommen Sie mit einem Havaneser einen treuen Freund, der jeden Tag mit Freude und Liebe erfüllt.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Kann ein Havaneser gut alleine bleiben?

Nur bedingt. Havaneser sind extrem menschenbezogen und neigen zu Trennungsstress. Das Alleinbleiben muss von Welpenalter an sehr geduldig und schrittweise trainiert werden. Für Haushalte, in denen der Hund regelmäßig mehr als 4-5 Stunden alleine wäre, ist diese Rasse nicht die ideale Wahl.

Neigt der Havaneser zum Kläffen?

Havaneser sind wachsam, aber keine notorischen Kläffer. Übermäßiges Bellen ist meist ein Zeichen von mangelnder Auslastung oder Erziehung. Mit konsequentem Training und genügend Beschäftigung lässt sich das Bellverhalten sehr gut kontrollieren.

Wie aufwendig ist die Fellpflege des Havanesers wirklich?

Sehr aufwendig. Tägliches gründliches Bürsten und Kämmen ist unerlässlich, um Verfilzungen zu verhindern. Planen Sie dafür täglich etwa 15 bis 20 Minuten ein. Wer diesen Aufwand nicht betreiben möchte, sollte sich für eine andere Rasse entscheiden oder das Fell kurz scheren lassen, was jedoch nicht dem Rassestandard entspricht.

Was kostet ein Havaneser von einem seriösen Züchter?

Die Anschaffungskosten für einen Havaneser-Welpen von einem seriösen VDH-Züchter liegen in der Regel zwischen 1.800 und 2.500 Euro. Dieser Preis beinhaltet die Kosten für Gesundheitschecks der Elterntiere, Impfungen, Entwurmungen und eine gute Sozialisierung des Welpen.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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