
Warum leckt mein Hund mich ab? Liebe, Stress oder „Du schmeckst gut“?
Es beginnt meist harmlos: Sie sitzen auf dem Sofa, und der Hund leckt Ihre Hand. Manchmal ist es nur ein kurzes „Küsschen“, manchmal wird daraus eine halbstündige Wasch-Session. Viele Halter fragen sich: „Will er mich pflegen? Oder fehlt ihm was?“
Als Hundetrainerin schaue ich mir den Kontext an: Leckt er entspannt oder hektisch? Als Sanitäterin warne ich vor zu viel „Küsschen“ im Gesicht. In diesem Artikel entschlüsseln wir die feuchte Botschaft Ihrer Fellnase.
📌 Das Wichtigste in Kürze (Die 4 Gründe)
- Zuneigung (Soziale Pflege): Wie bei der Mutterhündin stärkt gegenseitiges Putzen die Bindung („Wir gehören zusammen“).
- Geschmack: Menschlicher Schweiß ist salzig. Viele Hunde mögen diesen Geschmack einfach.
- Beschwichtigung: Wenn Sie schimpfen und er leckt Ihre Hand/Mundwinkel, heißt das: „Tu mir nichts, ich bin klein.“
- Stressabbau: Exzessives Lecken (an sich selbst oder Ihnen) setzt Endorphine frei und beruhigt den Hund.
💡 Wichtig: Wer leckt, nimmt Wurmeier auf! Ist Ihr Hund geschützt? Infos hier: Wurmbefall & Entwurmung.
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Was das Lecken bedeutet (Körpersprache)
Achten Sie auf die Situation, um das Verhalten richtig zu deuten:
1. Die Begrüßung (Der „Welpen-Modus“)
Der Hund springt hoch und versucht, Ihren Mund zu lecken.
Ursprung: Welpen lecken die Lefzen der Mutter, um Futter zu erbetteln (Futter-Regurgitation). Bei uns Menschen ist es eine kindliche Geste der Unterwerfung und Freude.
2. Die Hand-Massage (Pflege)
Sie streicheln den Hund, er leckt Ihre Hand zurück.
Ursprung: Soziales „Grooming“. Er genießt die Nähe und „streichelt“ zurück.
3. Der „Waschzwang“ (Stress)
Der Hund leckt hektisch an Ihren Füßen, Händen oder dem Sofa. Er wirkt dabei abwesend und lässt sich kaum stoppen.
Alarm! Hier baut der Hund massiven Stress ab. Lecken beruhigt. Prüfen Sie: Hat er Schmerzen? Ist er unterfordert?

Mythos: Heilt Hundespeichel Wunden?
Ein klares NEIN.
Früher glaubte man das, weil Speichel Enzyme enthält. Aber: Ein Hundemund ist voller Keime (Coli-Bakterien, Pasteurellen). Experten wie die vom ESCCAP Deutschland (Parasiten-Experten) warnen regelmäßig vor dem Zoonose-Risiko. Auf einer offenen Wunde kann Hundespeichel zu schweren Blutvergiftungen führen. Lassen Sie den Hund niemals Kratzer oder OP-Wunden lecken!
🐾 Aus meiner Praxis: Der „Kontroll-Lecker“
Bello, ein Terrier-Mix, leckte Besuchern penetrant die Füße ab. Die Besitzer fanden es lustig. Ich sah aber: Er drückte die Besucher dabei körperlich weg und knurrte leise, wenn sie die Füße wegzogen. Das war keine Liebe, das war Maßregelung! Er beanspruchte den Besuch für sich („Du gehörst mir“). Wir brachten ihm bei, auf seinen Platz zu gehen (Deckentraining), statt Besucher zu belagern.
Wann (und wie) Sie es unterbinden sollten
Wenn es Sie nervt oder zwanghaft wird, reagieren Sie ruhig aber konsequent:
- Ziehen Sie die Hand/das Gesicht ruhig weg (nicht ruckartig).
- Sagen Sie freundlich „Schluss“.
- Bieten Sie eine Alternative an (z.B. ein Kau-Spielzeug). Kauen beruhigt genauso wie Lecken, ist aber hygienischer.
Häufige Fragen (FAQ)
Warum leckt mein Hund meine Füße?
Füße haben viele Schweißdrüsen. Der salzige Geschmack und der intensive Geruch („Herrchen-Duft“) sind für Hunde attraktiv.
Ist es gefährlich, wenn der Hund mich im Gesicht leckt?
Für gesunde Erwachsene meist nicht, aber es ist unhygienisch (Fäkalbakterien, Wurmeier). Kleinkinder und immungeschwächte Personen sollten Gesichtskontakt unbedingt meiden.
Warum leckt er die Luft, wenn ich ihn kraule?
Das nennt man den „Kratzreflex“. Sie haben eine Stelle getroffen, die juckt oder besonders angenehm ist. Das Luftlecken ist eine unwillkürliche Muskelreaktion.



