Hunderassen mit lockigem Fell faszinieren durch ihr einzigartiges Aussehen und ihre oft charmante Persönlichkeit. Von kleinen, verspielten Begleitern bis hin zu imposanten Arbeitshunden – die Vielfalt ist beeindruckend. Viele dieser Rassen, wie der Portugiesische Wasserhund oder der Lagotto Romagnolo, haben eine lange Geschichte als Wasserhunde, wobei ihr spezielles Fell sie vor Kälte und Nässe schützte.
Besonders beliebte Vertreter wie der Pudel oder der Bichon Frisé sind nicht nur für ihr ansprechendes Äußeres bekannt, sondern auch als hervorragende Wahl für Allergiker, da sie kaum haaren. Doch die prächtige Lockenpracht hat ihren Preis: Sie erfordert eine konsequente und besondere Pflege, um Verfilzungen zu vermeiden und das Fell gesund zu halten.
Ein lockiges Fell ist mehr als nur ein modisches Statement. Es bringt einige klare Vorteile mit sich, stellt aber auch besondere Anforderungen an die Haltung.
Vorteile
Allergikerfreundlich: Viele Rassen mit Locken haaren kaum bis gar nicht. Sie verlieren abgestorbene Haare nicht in der Wohnung, sondern diese bleiben im Fell hängen. Das reduziert die Belastung durch Allergene erheblich.
Natürlicher Wetterschutz: Die dichte, gekräuselte Struktur des Fells wirkt isolierend und wasserabweisend. Es schützt den Hund effektiv vor Kälte, Nässe und sogar starker Sonneneinstrahlung.
Weniger Schmutz in der Wohnung: Durch die feste Struktur des Fells wird Schmutz von Wald- und Wiesenspaziergängen besser abgehalten und nicht so leicht in der Wohnung verteilt.
Nachteile
Hoher Pflegeaufwand: Entgegen mancher Mythen ist lockiges Fell sehr pflegeintensiv. Es muss regelmäßig (oft täglich) gebürstet werden, um schmerzhafte Verfilzungen und Hautprobleme zu verhindern.
Regelmäßiges Scheren nötig: Da die Haare nicht ausfallen, wachsen sie kontinuierlich weiter. Regelmäßige Besuche beim Hundefriseur oder das eigenständige Scheren sind unerlässlich.
Neigung zu Ohrenentzündungen: Bei vielen Locken-Hunden wachsen auch Haare im Gehörgang. Werden diese nicht regelmäßig entfernt, kann dies zu einer schlechten Belüftung und schmerzhaften Infektionen führen.
Kleine Hunderassen mit lockigem Fell
Kleine Hunderassen mit Locken sind charmante Begleiter, die sich auch in einer Stadtwohnung wohlfühlen. Sie sind oft verspielt, anhänglich und ziehen mit ihrem niedlichen Aussehen alle Blicke auf sich.
Bichon Frisé: Dieser kleine, weiße Wirbelwind ist bekannt für sein seidiges Korkenzieherfell und sein fröhliches Wesen. Er ist ein idealer Familienhund, der sich gut mit Kindern versteht und sehr anhänglich ist.
Bolonka Zwetna: Ursprünglich aus Russland stammend, bezaubert dieser kleine Hund mit seinem weichen, lockigen Fell in vielen verschiedenen Farben. Er ist ein freundlicher und verspielter Begleiter, der sich eng an seine Menschen bindet.
Zwerg- & Toypudel: Diese intelligenten und aktiven Hunde sind die kleineren Varianten des Pudels. Sie sind äußerst gelehrig, sportlich und aufgrund ihres nicht-haarenden Fells eine Top-Wahl für Allergiker.
Havaneser: Sein langes, seidiges Haar fällt oft in leichten Wellen oder Locken. Der Havaneser ist ein anpassungsfähiger und treuer Hund, der durch seine verspielte und unkomplizierte Art besticht.
Mittelgroße Hunderassen mit lockigem Fell
Mittelgroße Lockenhunde sind oft robuste und vielseitige Allrounder. Viele von ihnen sind passionierte Wasser- und Arbeitshunde, die eine aktive Familie suchen, mit der sie Abenteuer erleben können.
Lagotto Romagnolo: Dieser italienische Wasserhund ist berühmt für seine Fähigkeit, Trüffel zu finden. Sein dichtes, wolliges Lockenfell schützt ihn bei jeder Witterung. Er ist ein intelligenter, arbeitsfreudiger und loyaler Hund.
Spanischer Wasserhund (Perro de Agua Español): Ein rustikaler und vielseitiger Hüte- und Apportierhund. Sein charakteristisches, zotteliges Lockenfell schützt ihn bei der Arbeit im Wasser und an Land. Er ist intelligent und sehr auf seine Familie fixiert.
Bedlington Terrier: Mit seinem einzigartigen Aussehen, das an ein Lämmchen erinnert, fällt dieser Hund sofort auf. Er hat ein dichtes, flauschiges Fell und einen agilen Körperbau. Trotz seines sanften Aussehens steckt in ihm ein mutiger und lebhafter Terrier.
Kerry Blue Terrier: Der Nationalhund Irlands besitzt ein einzigartiges, weiches und gewelltes bis gelocktes Fell in verschiedenen Blauschattierungen. Er ist ein temperamentvoller, intelligenter und vielseitiger Allrounder.
Mudi: Dieser ungarische Hütehund ist ein echtes Energiebündel. Sein Fell ist am Körper gewellt bis stark gelockt. Der Mudi ist äußerst intelligent, lernwillig und eignet sich hervorragend für diverse Hundesportarten.
Große Hunderassen mit lockigem Fell
Große Hunde mit Locken sind beeindruckende Erscheinungen, die oft eine Kombination aus Eleganz und Kraft ausstrahlen. Sie sind loyale Beschützer und wunderbare Familienmitglieder für Menschen, die genug Platz und Zeit für sie haben.
Großpudel (Königspudel): Der größte Vertreter der Pudel ist elegant, hochintelligent und sportlich. Entgegen seines Rufs als „Modehund“ ist er ein robuster und vielseitiger Hund, der sich für fast jede Aktivität begeistern lässt, besonders für Wasserarbeit.
Curly-Coated Retriever: Eine der ältesten Retrieverrassen, bekannt für ihr Fell aus engen, festen und wasserabweisenden Locken. Dieser Hund ist ein passionierter Apportierer und Schwimmer mit einem sanften und freundlichen Wesen.
Portugiesischer Wasserhund (Cão de Água Português): Ein robuster und agiler Hund, der früher Fischern half, Netze einzuholen. Sein lockiges oder gewelltes Fell ist perfekt für die Arbeit im Wasser. Er ist intelligent, loyal und sehr aktiv.
Irish Water Spaniel: Der Clown unter den Spaniels. Charakteristisch ist sein purpurrotes, dichtes Lockenfell und der unbehaarte „Rattenschwanz“. Er ist ein lebhafter und humorvoller Hund, der seine Familie liebt.
Labradoodle / Goldendoodle: Diese beliebten Hybridhunde (Mischlinge aus Pudel und Labrador/Golden Retriever) werden für ihr oft lockiges, allergikerfreundliches Fell und ihr freundliches Wesen geschätzt. Ihr Aussehen und ihre Felleigenschaften können jedoch stark variieren.
Komondor & Puli: Diese ungarischen Hirtenhunde haben kein klassisches Lockenfell, sondern ein außergewöhnliches Schnürenfell („Dreadlocks“). Diese Zotten bilden sich aus dem verfilzten Deckhaar und der Unterwolle und bieten perfekten Schutz. Beide Rassen sind mutige und eigenständige Wachhunde.
Pflege: Was Besitzer von Locken-Hunden wissen müssen
Die Pflege eines lockigen Fells ist anspruchsvoll, aber mit der richtigen Routine gut zu bewältigen. Ohne konsequente Pflege neigt das Fell stark zu Knoten und Verfilzungen, die nicht nur unschön aussehen, sondern auch zu Hautirritationen, Ekzemen oder Parasitenbefall führen können.
Tägliches Bürsten: Der wichtigste Punkt ist das regelmäßige, am besten tägliche, Bürsten mit einer geeigneten Bürste (z. B. einer Zupfbürste) und einem Kamm. So werden lose Haare entfernt und die Bildung von Knoten verhindert.
Regelmäßiges Scheren/Trimmen: Da das Fell nicht von allein ausfällt, muss es alle paar Wochen bis Monate professionell oder selbstständig geschoren werden, um eine handhabbare Länge zu bewahren.
Spezielle Shampoos & Conditioner: Verwenden Sie beim Baden milde, feuchtigkeitsspendende Hundeshampoos und anschließend einen Conditioner. Das erleichtert die Kämmbarkeit erheblich.
Ohrenpflege: Kontrollieren Sie regelmäßig die Ohren und entfernen Sie überschüssige Haare aus dem Gehörgang, um die Belüftung zu sichern und Entzündungen vorzubeugen.
Gesunde Ernährung: Eine hochwertige Ernährung mit essenziellen Fettsäuren (z. B. Omega-3 aus Lachsöl) unterstützt die Gesundheit von Haut und Fell von innen heraus und sorgt für Glanz.
Die Genetik hinter dem Lockenfell
Ob ein Hund glattes, gewelltes oder lockiges Fell hat, ist genetisch festgelegt. Hauptverantwortlich dafür ist ein Gen namens KRT71 (Keratin 71). Eine spezifische Mutation in diesem Gen verändert die Struktur der Haarproteine und führt so zur charakteristischen Krümmung des Haares. Diese Entdeckung hilft uns zu verstehen, warum bestimmte Rassen ihre typische Lockenpracht entwickeln. Die Forschung dazu wurde unter anderem in einer Studie im renommierten Fachmagazin Science veröffentlicht.
Weitere Gene, wie FGF5 (Felllänge) und RSPO2 (drahtige Textur), interagieren mit KRT71 und bestimmen gemeinsam die endgültige Beschaffenheit, Länge und Dichte des Fells. Diese komplexe genetische Kombination ist der Grund für die faszinierende Vielfalt an Felltypen im Reich der Hunde.
Fazit: Der richtige Hund für Sie?
Hunderassen mit lockigem Fell sind eine wunderbare Wahl für viele Menschen, insbesondere für Allergiker. Ihre Vielfalt in Größe und Charakter stellt sicher, dass es für fast jeden Lebensstil den passenden Lockenkopf gibt. Potenzielle Besitzer müssen sich jedoch des hohen Pflegeaufwands bewusst sein. Die regelmäßige und intensive Fellpflege ist entscheidend für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Tieres.
Wenn Sie bereit sind, die notwendige Zeit in das Bürsten und Scheren zu investieren, werden Sie mit einem loyalen, intelligenten und oft kaum haarenden Begleiter belohnt, der viel Freude in Ihr Leben bringen wird.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Welche Hunderasse hat ein Fell, das wie Dreadlocks aussieht?
Zwei ungarische Hirtenhunde sind für ihr außergewöhnliches Schnürenfell bekannt: der große Komondor und der mittelgroße Puli. Ihre Zotten bilden sich aus Deckhaar und Unterwolle und sind keine klassischen Locken, sehen aber spektakulär aus.
Gibt es deutsche Hunderassen mit lockigem Fell?
Ja, der Pudel hat seinen Ursprung unter anderem in Deutschland und ist die bekannteste deutsche Rasse mit Locken. Auch der Deutsche Wachtelhund hat typischerweise ein dichtes, welliges bis gelocktes Fell.
Haaren Hunde mit Locken wirklich nicht?
Hunde mit einem einschichtigen, lockigen Fell (wie der Pudel) durchlaufen keinen klassischen Fellwechsel. Abgestorbene Haare fallen nicht aus, sondern bleiben im Fell hängen und müssen durch Bürsten entfernt werden. Dadurch verteilen sich kaum Haare in der Wohnung, weshalb sie oft als „nicht-haarend“ und allergikerfreundlich gelten.
Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.