Als aufmerksamer Hundebesitzer kennen Sie Ihren treuen Begleiter in- und auswendig und bemerken sofort, wenn etwas nicht stimmt. Fühlen sich die Lymphknoten bei Ihrem Hund plötzlich geschwollen an, ist das verständlicherweise ein Grund zur Sorge. Solche Schwellungen sind oft das erste Anzeichen dafür, dass das Immunsystem Ihres Vierbeiners auf Hochtouren arbeitet.
Dieser Ratgeber, verfasst aus der langjährigen Erfahrung von Hundeexpertin Sabine Reincke, erklärt Ihnen alles Wissenswerte. Sie erfahren, wo Sie die Lymphknoten finden, welche Ursachen eine Schwellung haben kann und wann ein Besuch beim Tierarzt unerlässlich ist. So können Sie die Situation richtig einschätzen und die Gesundheit Ihres Hundes bestmöglich unterstützen.
Die Wächter des Immunsystems: Was sind Lymphknoten beim Hund?
Definition und Funktion
Lymphknoten (Nodi lymphoidei) sind kleine, bohnenförmige Organe und ein entscheidender Bestandteil des Immunsystems Ihres Hundes. Man kann sie als Filterstationen des Körpers bezeichnen. Sie filtern Krankheitserreger, Fremdstoffe und abgestorbene Zellen aus der Lymphflüssigkeit und aktivieren bei Bedarf die Abwehrzellen (Lymphozyten), um Infektionen zu bekämpfen.
Die wichtigsten Lymphknoten beim Hund und wo man sie findet
Obwohl Ihr Hund viele Lymphknoten hat, sind nur einige davon im gesunden Zustand oberflächlich tastbar. Wenn diese anschwellen, sind sie deutlich als feste, verschiebliche Knoten unter der Haut zu spüren. Die wichtigsten tastbaren Lymphknoten sind:
Unterkieferlymphknoten (Lnn. mandibulares): An der Unterseite des Kiefers, wo der Hals beginnt.
Vordere Halslymphknoten (Lnn. cervicales superficiales): Vor den Schulterblättern, seitlich am Halsansatz.
Achsellymphknoten (Lnn. axillares): In den Achselhöhlen. Sie sind nur bei deutlicher Vergrösserung tastbar.
Leistenlymphknoten (Lnn. inguinales superficiales): In der Leistenbeuge zwischen Hinterbein und Rumpf.
Kniekehllymphknoten (Lnn. poplitei): In der Kniekehle der Hinterbeine.
Im gesunden Zustand sind diese Knoten klein, weich und kaum zu fühlen. Eine Schwellung (Lymphadenopathie) deutet immer auf eine Aktivität des Immunsystems hin.
Ursachen für geschwollene Lymphknoten beim Hund: Von harmlos bis ernst
Geschwollene Lymphknoten beim Hund können vielfältige Ursachen haben. Die Reaktion ist zunächst ein normales Zeichen dafür, dass das Immunsystem arbeitet. Die Gründe können von einer lokalen Entzündung bis hin zu einer systemischen, ernsten Erkrankung reichen.
Lokale Infektionen und Entzündungen
Die häufigste Ursache für einen lokal geschwollenen Lymphknoten ist eine Infektion oder Entzündung in dem Gebiet, das dieser Lymphknoten „überwacht“. Man spricht hier von einer Lymphadenitis (Entzündung des Lymphknotens selbst).
Die Ursachen:
Zahnprobleme: Eine Zahnfleischentzündung oder ein Zahnabszess kann die Unterkieferlymphknoten anschwellen lassen.
Hautverletzungen: Ein infizierter Schnitt, ein Biss oder ein Insektenstich kann zur Schwellung des nächstgelegenen Lymphknotens führen.
Ohrenentzündungen: Eine Otitis führt oft zu einer Reaktion der vorderen Halslymphknoten.
Systemische Erkrankungen und Autoimmunreaktionen
Sind mehrere oder alle tastbaren Lymphknoten am Körper geschwollen, deutet dies meist auf ein Problem hin, das den gesamten Organismus betrifft.
Beachte die Unterschiede:
Generalisierte Infektionen: Virale (z.B. Staupe), bakterielle (z.B. Ehrlichiose, Borreliose) oder pilzbedingte Infektionen können eine landesweite Schwellung verursachen.
Autoimmunerkrankungen: Hierbei greift das Immunsystem irrtümlich körpereigenes Gewebe an. Dies führt zu einer chronischen Aktivierung des Immunsystems und geschwollenen Lymphknoten.
Tumorerkrankungen (Malignes Lymphom)
Die besorgniserregendste Ursache für generalisiert geschwollene Lymphknoten ist Krebs. Dabei sind zwei Szenarien zu unterscheiden:
Unterschiede Krebsarten:
Malignes Lymphom: Dies ist ein bösartiger Tumor, der direkt von den Lymphozyten (den Zellen des Lymphsystems) ausgeht. Es ist eine der häufigsten Krebsarten beim Hund. Die Lymphknoten sind hierbei typischerweise stark vergrössert, fest, aber nicht schmerzhaft.
Metastasen: Krebszellen anderer Tumore (z.B. Mammatumoren, Hautkrebs) können sich über die Lymphbahnen ausbreiten und in den Lymphknoten ansiedeln, was ebenfalls zu deren Schwellung führt.
Wann ist bei geschwollenen Lymphknoten der Gang zum Tierarzt unerlässlich?
Zögern Sie niemals, einen Tierarzt aufzusuchen, wenn Sie unsicher sind. Bei einem YMYL-Thema wie diesem ist Vorsicht immer besser als Nachsicht. Suchen Sie unverzüglich eine Tierarztpraxis auf, wenn einer der folgenden Punkte zutrifft:
Den Tierarzt aufsuchen wenn:
Die Schwellung hält länger als 2-3 Tage an oder nimmt schnell zu.
Mehrere Lymphknoten an verschiedenen Körperstellen sind geschwollen.
Ihr Hund zeigt weitere Symptome wie Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Lethargie (Abgeschlagenheit), Husten oder Atembeschwerden.
Die Lymphknoten fühlen sich sehr hart an oder sind nicht verschieblich.
Diagnose beim Tierarzt: Was erwartet Sie und Ihren Hund?
Der Tierarzt wird eine gründliche Untersuchung durchführen, um die Ursache zu finden. Bereiten Sie sich darauf vor, detailliert über den Beginn der Schwellung und eventuelle Begleitsymptome zu berichten.
Ablauf Untersuchung:
Klinische Untersuchung: Der Tierarzt wird alle tastbaren Lymphknoten abtasten und den allgemeinen Gesundheitszustand Ihres Hundes beurteilen.
Feinnadelaspiration (FNA): Dies ist ein schneller und meist schmerzfreier Eingriff. Mit einer feinen Nadel werden Zellen aus dem geschwollenen Lymphknoten entnommen und unter dem Mikroskop untersucht (Zytologie). Oft gibt dies schon einen ersten wichtigen Hinweis, ob es sich um eine Entzündung oder einen Tumor handelt.
Blutbild: Eine Blutanalyse kann Hinweise auf Infektionen, Entzündungen oder Störungen der Organfunktionen geben.
Biopsie: Bei Verdacht auf Krebs ist oft eine Biopsie notwendig. Dabei wird ein kleines Stück oder der gesamte Lymphknoten chirurgisch entfernt und zur histopathologischen Untersuchung in ein Speziallabor geschickt. Dies liefert die definitive Diagnose.
Bildgebende Verfahren: Röntgen oder Ultraschall des Brust- und Bauchraums können helfen, weitere vergrösserte Lymphknoten oder Tumore zu finden.
Behandlungsmöglichkeiten je nach Ursache
Die Therapie richtet sich vollständig nach der diagnostizierten Ursache:
Behandlungsmöglichkeiten:
Bei Infektionen: Meist werden Antibiotika (gegen Bakterien) oder andere spezifische Medikamente (gegen Pilze oder Parasiten) eingesetzt.
Bei Entzündungen/Allergien: Entzündungshemmende Medikamente können Linderung verschaffen.
Bei Autoimmunerkrankungen: Medikamente, die das Immunsystem regulieren (Immunsuppressiva), kommen zum Einsatz.
Bei einem malignen Lymphom: Die Standardtherapie ist eine Chemotherapie. Die Prognose und die genauen Protokolle hängen stark vom Typ des Lymphoms ab. Eine hochautoritative Quelle für Informationen zu Krebserkrankungen bei Haustieren ist die Onkologie-Abteilung der Tierklinik Hofheim, die umfassende Behandlungen anbietet.
Bei Metastasen: Die Behandlung konzentriert sich auf den Primärtumor und kann eine Operation, Chemo- oder Strahlentherapie umfassen.
Prognose und unterstützende Maßnahmen für Ihren Hund
Die Prognose für einen Hund mit geschwollenen Lymphknoten hängt ausschliesslich von der Ursache ab. Während eine lokale Infektion meist gut und schnell heilt, ist die Prognose bei einem malignen Lymphom ernster, kann aber durch eine Therapie oft um Monate bis Jahre verbessert werden.
Unabhängig von der Diagnose können Sie den Heilungsprozess unterstützen:
So unterstützen sie ihren Hund:
Halten Sie sich strikt an den Therapieplan des Tierarztes. Geben Sie Medikamente gewissenhaft und gehen Sie zu allen Nachsorgeterminen.
Sorgen Sie für eine stressfreie Umgebung und ausreichend Ruhe.
Eine hochwertige, ausgewogene Ernährung stärkt das Immunsystem. Sprechen Sie eventuelle Futteranpassungen mit Ihrem Tierarzt ab.
Wichtig: Führen Sie keine Massagen oder Lymphdrainagen auf eigene Faust durch! Dies könnte bei bestimmten Erkrankungen schädlich sein. Solche Maßnahmen dürfen nur nach genauer Diagnose und auf Anweisung eines Tierarztes erfolgen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Sind geschwollene Lymphknoten beim Hund immer ein Zeichen für Krebs?
Nein, zum Glück nicht. Die häufigste Ursache sind Infektionen und Entzündungen. Dennoch muss Krebs als mögliche Ursache immer durch einen Tierarzt ausgeschlossen werden, insbesondere wenn mehrere Lymphknoten betroffen sind.
Wie schnell muss ich zum Tierarzt, wenn die Lymphknoten geschwollen sind?
Wenn die Schwellung plötzlich auftritt, stark ist, mehrere Knoten betrifft oder Ihr Hund zusätzlich krank wirkt (Fieber, Apathie), sollten Sie noch am selben oder spätestens am nächsten Tag zum Tierarzt. Bei einer leichten, lokalen Schwellung ohne weitere Symptome können Sie 1-2 Tage beobachten, sollten aber bei ausbleibender Besserung ebenfalls zum Arzt gehen.
Was ist ein Lymphom beim Hund?
Ein Lymphom ist eine bösartige Krebserkrankung des lymphatischen Systems. Es entsteht, wenn sich Lymphozyten (eine Art weisser Blutkörperchen) unkontrolliert vermehren. Es ist eine der häufigsten Krebsarten bei Hunden und führt typischerweise zu einer generalisierten, schmerzlosen Schwellung der Lymphknoten.
Kann mein Hund von einem Lymphom geheilt werden?
Eine vollständige Heilung ist beim malignen Lymphom selten. Das Ziel der Chemotherapie ist in der Regel eine Remission – also ein vorübergehendes Verschwinden der Krankheitssymptome. Dies kann die Lebensqualität Ihres Hundes für viele Monate bis hin zu mehreren Jahren deutlich verbessern.
Kann ich geschwollenen Lymphknoten vorbeugen?
Direkt vorbeugen kann man ihnen nicht, da sie eine Reaktion des Körpers sind. Sie können aber das Immunsystem Ihres Hundes durch eine gesunde Lebensweise stärken: hochwertige Ernährung, regelmässige Bewegung, Stressvermeidung und eine gute Parasitenprophylaxe (z.B. gegen Zecken, die Krankheiten übertragen). Regelmässige Gesundheitschecks helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen.
Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.