Iberogast für Hunde: Dosierung, Anwendung & die Warnung vor Schöllkraut

Wenn der Hund unter Bauchschmerzen oder Übelkeit leidet, liegt der Griff in die eigene Hausapotheke nahe. Iberogast ist ein Klassiker der Humanmedizin. Doch als Sanitäterin und langjährige Hundeführerin sage ich Ihnen: Vorsicht. Nicht alles, was uns hilft, ist für den Hund sicher. Besonders ein Inhaltsstoff sorgt in der Tiermedizin für Diskussionen.

Ich bin Sabine Reincke. In über 15 Jahren Arbeit mit Hunden habe ich gelernt, dass Magenprobleme oft komplexer sind, als sie scheinen. Hier erfahren Sie, wann Iberogast helfen kann und wann Sie zwingend die Finger davon lassen sollten.

Was ist Iberogast und wie wirkt es beim Hund?

Iberogast ist ein pflanzliches Arzneimittel (Phytotherapeutikum). Es kombiniert Extrakte aus verschiedenen Heilpflanzen, die synergistisch wirken. Das Ziel des Medikaments ist die Linderung funktioneller Magen-Darm-Beschwerden.

Bei Hunden wird es oft „Off-Label“ (umgewidmet) eingesetzt für:

• Leichte Bauchschmerzen und Krämpfe.
• Blähungen (Meteorismus).
• Unterstützung bei akuter Gastritis (Magenschleimhautentzündung).
• Sodbrennen und Aufstoßen.

Classic vs. Advance: Der entscheidende Unterschied

Dies ist der wichtigste Abschnitt für die Sicherheit Ihres Hundes. Es gibt zwei Varianten auf dem Markt, die sich in ihrer Zusammensetzung signifikant unterscheiden.

Iberogast Classic (Das Original)

Diese Variante enthält neun Kräuterextrakte, darunter Schöllkraut. Schöllkraut steht im Verdacht, bei empfindlichen Individuen oder bestehenden Leberproblemen lebertoxisch (leberschädigend) zu wirken. Deutsche Behörden forderten bereits Warnhinweise für Menschen. Für Hunde, deren Leberstoffwechsel anders arbeitet als der des Menschen, ist dieses Risiko ernst zu nehmen.

Iberogast Advance

Diese neuere Variante enthält nur sechs Kräuterextrakte und verzichtet bewusst auf Schöllkraut. Sie ist für den empfindlichen Magen-Darm-Trakt konzipiert. Aus veterinärmedizinischer Sicht ist die Advance-Variante für Hunde meist die sicherere Wahl, sofern überhaupt ein Humanpräparat genutzt wird.

Anwendung & Dosierung: Was Sie wissen müssen

Eine pauschale Dosierungsempfehlung gibt es nicht, da das Medikament nicht primär für Hunde zugelassen ist. Die Dosierung erfolgt individuell durch den Tierarzt und orientiert sich strikt am Körpergewicht des Tieres.

Wichtige Grundregeln zur Gabe:

• Niemals pur: Aufgrund des Alkoholgehalts (31 Vol.-%) und des bitteren Geschmacks sollte Iberogast immer verdünnt werden.
• Verdünnung: Mischen Sie die Tropfen mit etwas Wasser oder einer kleinen Menge Quark oder Leberwurst, um die Akzeptanz zu erhöhen.
• Beobachtung: Achten Sie nach der ersten Gabe penibel auf Reaktionen. Wirkt der Hund unruhig oder speichelt er stark, setzen Sie das Mittel sofort ab.

Risiken & Nebenwirkungen

Neben der erwähnten Leberproblematik durch Schöllkraut gibt es weitere Risiken. Der Alkoholgehalt ist für sehr kleine Hunde oder Welpen problematisch. Zudem können allergische Reaktionen auf die Kräuter auftreten.

Kontraindikationen (Wann NICHT geben?):

• Bei Verdacht auf Darmverschluss (Lebensgefahr, keine Selbstmedikation!).
• Bei bestehenden Lebererkrankungen (bestätigt durch Quellen wie Clinitox oder Vetpharm).
• Bei trächtigen oder säugenden Hündinnen.

Sinnvolle Alternativen aus der Tiermedizin

Bevor Sie zu Humanpräparaten greifen, prüfen Sie Alternativen, die speziell für die Hundeverdauung entwickelt wurden.

• Bei akutem Durchfall: Hier können Kohletabletten (richtig dosiert!) eine effektive Erste-Hilfe-Maßnahme sein.
• Bei starken Schmerzen: Iberogast ist kein Schmerzmittel. Zeigt der Hund Schmerzanzeichen (Jaulen, gekrümmter Rücken), sprechen Sie mit dem Tierarzt über Novalgin für Hunde.
• Für den Magenaufbau: Oft hilft es schon, den Magen zu beruhigen, indem Sie Hundefutter selber machen – zum Beispiel die klassische Morosche Karottensuppe als Schonkost.

Quellenhinweis: Informationen zur Toxizität von Schöllkraut (Chelidonium majus) basieren u.a. auf Daten des Instituts für Veterinärpharmakologie und -toxikologie (Vetpharm Clinitox).