Körpertemperatur beim Hund messen

Körpertemperatur beim Hund: Der komplette Ratgeber zu Fieber, Messen und Gesundheit

⚠️ Medizinischer Warnhinweis: Fieber über 41°C oder Untertemperatur unter 37°C sind lebensbedrohliche Notfälle. Versuchen Sie nicht, diese Extreme allein durch Hausmittel zu regulieren, sondern fahren Sie sofort in die nächste Tierklinik.

Körpertemperatur beim Hund: Tabelle, Fieber messen & Mythen-Check

Es ist einer der hartnäckigsten Mythen in der Hundewelt: „Hat der Hund eine kalte, feuchte Nase, ist er gesund. Ist sie warm und trocken, hat er Fieber.“ Als Sanitäterin und Hundetrainerin kann ich Ihnen sagen: Verlassen Sie sich niemals darauf.

Die Körpertemperatur ist der wichtigste Vitalwert Ihres Hundes. Sie verrät uns lange vor anderen Symptomen, ob das Immunsystem kämpft oder der Kreislauf versagt. Aber Hunde „ticken“ wärmer als wir Menschen. Was für uns schon Fieber wäre, ist für den Hund die absolute Wohlfühltemperatur.

📌 Die wichtigsten Werte (Normaltemperatur)

Die Normaltemperatur wird rektal (im After) gemessen. Ohrmessungen sind beim Hund oft ungenau.

  • Erwachsene Hunde: 37,5 °C – 39,0 °C
  • Welpen & Junghunde: 38,0 °C – 39,5 °C (ihr Stoffwechsel ist schneller)
  • Senioren: Oft im unteren Normalbereich
  • Fieber: Ab 40,0 °C
  • Lebensgefahr: Ab 41,0 °C (Eiweißgerinnung) oder unter 37,0 °C (Schock)
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Temperatur-Tabelle: Wann zum Arzt?

Ein einzelner Messwert sagt wenig aus, wenn Sie die „Basistemperatur“ Ihres Hundes nicht kennen. Messen Sie einmal im gesunden, entspannten Zustand, um einen Vergleichswert zu haben. Hier die Richtwerte für den Ernstfall:

Grafik: Temperaturskala Hund. Grün: 37,5-39 Grad. Rot ab 40 Grad. Blau unter 37 Grad.
Anders als beim Menschen beginnt echtes Fieber beim Hund erst ab 40,0 °C.
TemperaturZustandHandlung
< 37,0 °CUntertemperaturSofort wärmen & Tierarzt (Schockgefahr!)
37,5 – 39,0 °CNormalbereichAlles okay (bei Welpen bis 39,5)
39,0 – 40,0 °CErhöhte TemperaturBeobachten, Anstrengung vermeiden
> 40,0 °CFieberTierarzt aufsuchen
> 41,0 °CLebensgefahrSofortiger Notfall (Organversagen droht)

Anleitung: So messen Sie Fieber richtig

Vergessen Sie Ohrthermometer oder das Fühlen an den Pfoten. Die einzig verlässliche Methode ist die rektale Messung. Nutzen Sie ein digitales Thermometer mit flexibler Spitze (gibt es in jeder Apotheke).

  1. Vorbereitung: Fetten Sie die Spitze mit Vaseline oder einer Fettcreme ein.
  2. Position: Der Hund sollte stehen oder auf der Seite liegen. Eine zweite Person sollte den Kopf sichern und kraulen.
  3. Messung: Heben Sie die Rute an und führen Sie das Thermometer ca. 2 cm tief ein. Warten Sie auf den Piepton.
  4. Hygiene: Desinfizieren Sie das Thermometer sofort danach und beschriften Sie es („Nur für den Hund“), damit es nicht im Familien-Arzneischrank landet.

Ursachen für Fieber (Hyperthermie)

Fieber ist keine Krankheit, sondern eine Abwehrreaktion des Körpers. Das Immunsystem fährt die Temperatur hoch, um Bakterien oder Viren abzutöten. Häufige Auslöser sind:

  • Infektionen: Viren (z.B. Zwingerhusten), Bakterien oder Parasiten wie Milben (bei starker Entzündung der Haut).
  • Entzündungen: Gebärmutterentzündung, Gesäugeentzündung (oft wenn die läufige Hündin Probleme hat) oder Prostataentzündung beim Rüden.
  • Impfungen: Eine leichte Temperaturerhöhung nach der Impfung ist normal.
  • Hitzschlag: Achtung – das ist kein Fieber, sondern eine Überhitzung von außen! Wenn Ihr Hund bei Hitze extrem stark sabbert und taumelt, muss er sofort gekühlt werden (siehe 7-Sekunden-Regel bei Hitze).

🐾 Aus meiner Praxis: Das „Medical Training“

In der Rettungshundestaffel muss jeder Hund das Fiebermessen dulden. Nach einem langen Sucheinsatz im Winter müssen wir prüfen, ob der Hund unterkühlt ist. Mein Tipp: Üben Sie das Fiebermessen nicht erst, wenn der Hund krank ist. Simulieren Sie den Vorgang (Rute heben, Thermometer anlegen) regelmäßig und belohnen Sie das Stillhalten mit absoluten Highlights (Leberwurst!). Wenn der Ernstfall eintritt, ist der Vorgang für den Hund dann Routine und kein zusätzlicher Stressfaktor.

Untertemperatur: Der stille Killer

Weniger bekannt, aber oft gefährlicher als Fieber, ist die Untertemperatur (Hypothermie). Sinkt die Temperatur unter 37,0 °C, arbeitet der Stoffwechsel nicht mehr. Dies geschieht oft nach Operationen, bei langer Nässe/Kälte oder als Schocksymptom nach Unfällen oder Vergiftungen (z.B. Rattengift). Ein Hund mit Untertemperatur zittert oft nicht mehr, sondern wirkt apathisch und hat kalte Ohren/Pfoten. Hier hilft nur: Wärmflasche (nicht zu heiß!), Decken und sofort zum Tierarzt.

Vektor-Illustration: Links Hund mit Kühlpad (Fieber), Rechts Hund in Decke (Untertemperatur)
Wichtig: Bei Fieber niemals eiskalt duschen, sondern langsam mit feuchten Tüchern an den Pfoten kühlen.

Häufige Fragen (FAQ)

Kann ich Fieber beim Hund an den Ohren fühlen?

Nein, das ist sehr ungenau. Warme Ohren können auch durch Stress oder Liegen auf der Heizung entstehen. Kalte Ohren bedeuten nicht zwingend Untertemperatur. Nur die rektale Messung liefert verlässliche Werte.

Welche Temperatur haben Welpen?

Welpen haben eine etwas höhere Normaltemperatur als erwachsene Hunde, meist zwischen 38,0 °C und 39,5 °C. Das liegt an ihrem schnelleren Stoffwechsel.

Was mache ich, wenn mein Hund 40 Grad Fieber hat?

Bieten Sie ihm Wasser an und sorgen Sie für Ruhe. Messen Sie nach einer Stunde erneut. Bleibt die Temperatur über 40 °C oder wirkt der Hund apathisch, fahren Sie zum Tierarzt. Steigt sie über 41 °C, ist es ein Notfall.

Quellenhinweis: Die Normwerte für die Körpertemperatur von Hunden basieren auf veterinärmedizinischen Standards. Weitere Details zu Vitalwerten finden Sie bei der Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) oder in der Datenbank von Vetpharm.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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