Person misst mit einem digitalen Fieberthermometer rektal die Temperatur bei einem ruhigen Labrador.

Körpertemperatur beim Hund: Der komplette Ratgeber zu Fieber, Messen & Gesundheit

Als Hundehalterin mit jahrelanger Erfahrung in der DRK Rettungshundestaffel und als ausgebildete Sanitäterin weiß ich, wie entscheidend es ist, die Gesundheit unserer vierbeinigen Begleiter genau im Blick zu behalten. Die Körpertemperatur bei Hunden ist einer der wichtigsten Indikatoren für ihr Wohlbefinden. Wenn Sie wissen, was normal ist und wie Sie Abweichungen wie Fieber oder Unterkühlung erkennen, können Sie im Ernstfall schnell und richtig handeln.

In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie alles, was Sie über die Körpertemperatur Ihres Hundes wissen müssen. Wir klären, welche Temperatur als gesund gilt, wie Sie Fieber korrekt messen, welche Ursachen für eine erhöhte oder zu niedrige Körpertemperatur infrage kommen und wann der Besuch beim Tierarzt unerlässlich ist. Mein Ziel ist es, Ihnen das nötige Wissen an die Hand zu geben, damit Sie die Gesundheitszeichen Ihres geliebten Vierbeiners jederzeit richtig deuten können.

Inhaltsverzeichnis:

Was ist die normale Körpertemperatur beim Hund?

Genau wie bei uns Menschen schwankt auch die Körpertemperatur bei Hunden innerhalb eines bestimmten Bereichs. Doch wie hoch darf die Körpertemperatur bei Hunden sein? Die normale Körpertemperatur eines gesunden, erwachsenen Hundes liegt in der Regel zwischen 37,5 °C und 39,0 °C.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Hunde von Natur aus eine höhere Körpertemperatur als Menschen haben. Eine Temperatur, die für uns bereits Fieber bedeuten würde, kann für einen Hund also noch völlig im Normalbereich liegen.

Mehrere Faktoren können die Temperatur Ihres Hundes beeinflussen, auch wenn er gesund ist:

  • Alter: Welpen haben oft eine geringfügig höhere Normaltemperatur als erwachsene Hunde, typischerweise im Bereich von 38,0 °C bis 39,5 °C. Ihr Stoffwechsel ist aktiver und ihr Immunsystem befindet sich noch in der Entwicklung.
  • Aktivität & Aufregung: Nach intensivem Spielen, Hundesport oder in aufregenden Situationen kann die Körpertemperatur kurzfristig ansteigen.
  • Umgebungstemperatur: An einem sehr warmen Tag oder nach einem Sonnenbad kann die Temperatur ebenfalls leicht erhöht sein. Hier spricht man jedoch eher von einer Überhitzung (Hyperthermie) und nicht von Fieber.
  • Individuelle Schwankungen: Jeder Hund ist ein Individuum. Es ist sehr hilfreich, die persönliche Normaltemperatur Ihres Hundes zu kennen. Messen Sie dazu mehrmals seine Temperatur, wenn er vollkommen gesund und entspannt ist. So erhalten Sie einen verlässlichen Referenzwert.

Fieber beim Hund: Ab wann wird es kritisch?

Fieber ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom. Es ist eine natürliche und wichtige Abwehrreaktion des Körpers auf eine Infektion, Entzündung oder andere gesundheitliche Herausforderung. Durch die Erhöhung der Körpertemperatur versucht das Immunsystem Ihres Hundes, Krankheitserreger effektiv zu bekämpfen.

Ab wann hat ein Hund Fieber? Diese Einteilung hilft Ihnen bei der Einschätzung:

  • Leichtes Fieber: Eine Körpertemperatur zwischen 39,1 °C und 39,9 °C gilt als leichtes Fieber. Beobachten Sie Ihren Hund genau und kontrollieren Sie die Temperatur regelmäßig.
  • Hohes Fieber: Eine Temperatur von 40,0 °C und höher wird als hohes Fieber eingestuft. Dies ist ein deutliches Alarmsignal, das tierärztliche Aufmerksamkeit erfordert.
  • Lebensbedrohliches Fieber: Ab 41,0 °C kann das Fieber lebensgefährlich werden, da es zu schweren Organschäden und Kreislaufversagen führen kann. Suchen Sie umgehend einen Tierarzt oder eine Tierklinik auf!

Symptome: Woran Sie Fieber bei Ihrem Hund erkennen

Oft spürt man als Hundehalter instinktiv, dass etwas nicht stimmt. Zusätzlich gibt es konkrete Symptome, die auf Fieber hindeuten können. Achten Sie dabei immer auf das Gesamtbild und nicht nur auf ein einzelnes Anzeichen.

Die häufigsten Anzeichen für Fieber beim Hund sind:

  • Apathie und Müdigkeit: Ihr Hund ist ungewöhnlich ruhig, zieht sich zurück, schläft viel und hat keine Lust auf Spaziergänge oder Spiele.
  • Appetitlosigkeit: Er verweigert sein Futter und zeigt selbst an seinen Lieblingsleckerlis kein Interesse.
  • Zittern oder Schüttelfrost: Obwohl die Temperatur erhöht ist, kann Ihr Hund zittern, da der Körper versucht, die Temperatur weiter zu steigern.
  • Heiße Ohren und trockene Nase: Dies können Hinweise sein, sind aber allein kein verlässliches Fieberzeichen. Die Körpertemperatur sollte immer rektal gemessen werden.
  • Erhöhte Herz- und Atemfrequenz: Durch das Fieber läuft der Kreislauf auf Hochtouren, was sich in einem schnelleren Puls und Hecheln äußern kann.
  • Verstärkter Durst: Der Hund versucht, den Flüssigkeitsverlust durch die hohe Temperatur auszugleichen. Stellen Sie sicher, dass immer frisches Wasser bereitsteht.
  • Gedämpfter Blick und Verhaltensänderungen: Die Augen wirken möglicherweise glasig oder trüb. Manche Hunde winseln auch oder sind ungewöhnlich reizbar.

Notieren Sie sich alle Begleitsymptome genau. Diese liefern dem Tierarzt wichtige Hinweise auf die mögliche Ursache des Fiebers.

Person misst mit einem digitalen Fieberthermometer rektal die Temperatur bei einem ruhigen Labrador.
Die rektale Messung mit einem digitalen Thermometer ist die einzig zuverlässige Methode, um die genaue Körpertemperatur beim Hund zu bestimmen.

Körpertemperatur richtig messen: Anleitung für die rektale Methode

Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Hund Fieber hat, ist eine präzise Messung unerlässlich. Die rektale Messung ist die einzige zuverlässige Methode, um die exakte Kerntemperatur zu ermitteln. Ohrthermometer oder die Messung unter der Achsel sind für Hunde ungenau und nicht zu empfehlen.

Das benötigen Sie:

  • Ein digitales Fieberthermometer (idealweise mit flexibler Spitze)
  • Ein geeignetes Gleitmittel (z.B. Vaseline, Paraffinöl)
  • Leckerlis zur Belohnung
  • Eventuell eine zweite Person zur Unterstützung

Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Vorbereitung: Sorgen Sie für eine ruhige Atmosphäre. Tragen Sie eine großzügige Menge Gleitmittel auf die Spitze des eingeschalteten Thermometers auf.
  2. Positionierung: Lassen Sie Ihren Hund entspannt stehen. Eine zweite Person kann ihn vorne sanft festhalten und beruhigen. Kleinere Hunde können auch auf den Arm genommen werden.
  3. Messung: Heben Sie vorsichtig den Schwanz an und führen Sie das Thermometer langsam etwa 1-2 cm tief in den After ein. Halten Sie es fest, bis das Signal ertönt. Sprechen Sie dabei die ganze Zeit beruhigend mit Ihrem Hund.
  4. Abschluss: Ziehen Sie das Thermometer vorsichtig heraus, lesen Sie die Temperatur ab und reinigen Sie das Gerät gründlich. Ganz wichtig: Belohnen Sie Ihren Hund danach ausgiebig, damit er den Vorgang positiv verknüpft!

Was sind die Ursachen für Fieber beim Hund?

Die Liste möglicher Ursachen für Fieber beim Hund ist lang und reicht von harmlos bis lebensbedrohlich. Die häufigsten Auslöser sind:

  • Infektionen (bakteriell, viral, parasitär): Dies ist die häufigste Ursache. Beispiele sind Wundinfektionen, Abszesse, Blasenentzündungen, Zwingerhusten oder durch Zecken übertragene Krankheiten wie Borreliose oder Anaplasmose.
  • Entzündungen: Entzündungen von Organen (z.B. der Bauchspeicheldrüse), Gelenken (Arthritis) oder Zähnen können Fieber auslösen.
  • Reaktion auf Impfungen oder Medikamente: Ein leichter Temperaturanstieg nach einer Impfung ist eine normale Reaktion des Immunsystems und meist kurzlebig.
  • Immunbedingte Erkrankungen: Bei Autoimmunerkrankungen greift das Immunsystem den eigenen Körper an, was zu chronischem Fieber führen kann.
  • Vergiftungen: Die Aufnahme von Giftstoffen kann ebenfalls eine Fieberreaktion hervorrufen.
  • Tumorerkrankungen (Krebs): Bestimmte Krebsarten können mit Fieberschüben einhergehen.

Die genaue Ursache kann oft nur ein Tierarzt durch eine gründliche Untersuchung und weiterführende Diagnostik (z.B. Blutbild) feststellen.

Erste Hilfe: Was tun, wenn Ihr Hund Fieber hat?

Wenn Sie Fieber bei Ihrem Hund festgestellt haben, bleiben Sie ruhig. Es gibt einige Erste-Hilfe-Maßnahmen, mit denen Sie ihn unterstützen können.

Wichtiger Hinweis: Geben Sie Ihrem Hund NIEMALS menschliche Fiebersenker! Wirkstoffe wie Ibuprofen, Paracetamol oder Aspirin sind für Hunde hochgiftig und können zu Organversagen führen.

  • Sorgen Sie für Ruhe: Bringen Sie Ihren Hund an einen kühlen, ruhigen Ort und vermeiden Sie jegliche Anstrengung.
  • Bieten Sie Flüssigkeit an: Stellen Sie frisches Wasser bereit. Wenn er nicht trinkt, können Sie ihm vorsichtig Wasser oder ungesalzene Hühnerbrühe mit einer Spritze ohne Nadel ins Maul geben.
  • Kühlen Sie die Pfoten: Legen Sie feuchte, kühle (nicht eiskalte!) Tücher auf die Pfoten und in die Leistengegend. Dies kann helfen, die Temperatur sanft zu senken.
  • Bieten Sie leichte Kost an: Wenn er Appetit zeigt, können Sie ihm Schonkost wie gekochtes Huhn mit Reis anbieten. Zwingen Sie ihn aber nicht zum Fressen.

Wann muss ich mit Fieber zum Tierarzt?

Es gibt Situationen, in denen ein Tierarztbesuch absolut unerlässlich ist. Zögern Sie nicht, sofort professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn einer der folgenden Punkte zutrifft:

  • Die Temperatur steigt auf 40,0 °C oder höher.
  • Das Fieber hält länger als 24 Stunden an.
  • Es treten weitere schwere Symptome auf (starkes Erbrechen/Durchfall, Atemnot, Krampfanfälle, extreme Schwäche).
  • Ihr Hund verweigert über längere Zeit die Aufnahme von Flüssigkeit.
  • Es handelt sich um einen Welpen, einen Senior oder einen chronisch kranken Hund.

Unterkühlung (Hypothermie): Wenn die Körpertemperatur zu niedrig ist

Genauso gefährlich wie Fieber ist eine zu niedrige Körpertemperatur (Hypothermie), die unter 37,5 °C fällt. Sie ist immer ein Notfall. Ursachen können längerer Aufenthalt in Kälte und Nässe, ein Schockzustand nach einem Unfall, schwere Erkrankungen oder eine Narkose sein.

Symptome einer Unterkühlung sind:

  • Starkes, unkontrollierbares Zittern (das bei schwerer Hypothermie aufhören kann)
  • Lethargie und Schwäche
  • Kalte Ohren und Pfoten
  • Blasse oder bläuliche Schleimhäute
  • Langsamer Puls und flache Atmung

Was tun bei Unterkühlung? Handeln Sie sofort: Bringen Sie Ihren Hund in eine warme Umgebung, wickeln Sie ihn in trockene, warme Decken und suchen Sie unverzüglich einen Tierarzt auf. Eine fachgerechte Anleitung zu Notfällen finden Sie auch im Ratgeber „Notfälle erkennen und Erste Hilfe“ der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Fazit: Ihre Aufmerksamkeit ist der beste Schutz

Die Körpertemperatur bei Hunden ist ein entscheidendes Gesundheitszeichen. Indem Sie die Normalwerte Ihres Hundes kennen, die Anzeichen von Fieber oder Unterkühlung richtig deuten und wissen, wie man korrekt Temperatur misst, sind Sie bestens gerüstet. Ihre Beobachtungsgabe und Ihr Wissen sind die beste Gesundheitsvorsorge. Zögern Sie bei Unsicherheit oder besorgniserregenden Symptomen niemals, Ihren Tierarzt zu kontaktieren – er ist Ihr wichtigster Partner für ein langes und gesundes Hundeleben.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was sind die ersten Anzeichen von Fieber beim Hund?

Die ersten Anzeichen sind oft unspezifisch. Achten Sie auf Verhaltensänderungen wie extreme Müdigkeit (Lethargie), Appetitlosigkeit und mangelndes Interesse an Aktivitäten. Auch Zittern, heiße Ohren oder eine trockene Nase können Hinweise sein, sind aber allein nicht aussagekräftig.

Wie lange darf ein Hund Fieber haben, bevor ich zum Tierarzt muss?

Wenn das Fieber (über 39,0 °C) länger als 24 Stunden anhält, sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen. Bei hohem Fieber (ab 40,0 °C), bei Welpen, Senioren oder wenn weitere schwere Symptome wie Erbrechen oder Atemnot auftreten, müssen Sie sofort zum Tierarzt.

Darf ich meinem Hund Ibuprofen oder Paracetamol geben?

Nein, auf keinen Fall! Menschliche Schmerz- und Fiebermittel wie Ibuprofen oder Paracetamol sind für Hunde hochgiftig und können lebensgefährliche Organschäden verursachen. Geben Sie Ihrem Hund ausschließlich Medikamente, die Ihnen ein Tierarzt verschrieben hat.

Was ist der Unterschied zwischen Fieber und Überhitzung beim Hund?

Fieber ist eine vom Körper gesteuerte Erhöhung der Temperatur zur Krankheitsbekämpfung. Überhitzung (Hyperthermie) entsteht durch äußere Hitze (z.B. im Auto), bei der der Körper die Wärme nicht mehr abgeben kann. Beides ist gefährlich, aber die Ursachen und Maßnahmen sind unterschiedlich. Bei Überhitzung muss der Hund sofort aktiv gekühlt werden.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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