Sauerkraut Hund

Sauerkraut für den Hund: Lebensretter bei Fremdkörpern & Probiotikum

⚠️ Wichtiger Notfall-Hinweis: Wenn Ihr Hund einen spitzen Gegenstand (Nadel, Scherbe, Rasierklinge) verschluckt hat, rufen Sie SOFORT den Tierarzt an. Sauerkraut ist eine bewährte Erste-Hilfe-Maßnahme für den Transportweg, ersetzt aber keine tierärztliche Diagnose (Röntgen). Bei Verdacht auf Darmverschluss (Erbrechen, harter Bauch) darf KEIN Futter gegeben werden.

Es steht in fast jedem deutschen Vorratsschrank, doch für Hundehalter ist es mehr als nur eine Beilage: Sauerkraut. Als Sanitäterin und Hundetrainerin habe ich immer eine Dose „Notfall-Kraut“ im Schrank. Warum? Weil es im Ernstfall – wenn der Hund mal wieder etwas Unmögliches gefressen hat – die Speiseröhre und den Magen vor Verletzungen schützen kann.

Doch Sauerkraut kann noch mehr: Richtig angewendet ist es ein Booster für das Immunsystem. In diesem Artikel erkläre ich Ihnen den Unterschied zwischen „totem“ Dosenkraut und „lebendigem“ Frischekraut und wie Sie den „Sauerkraut-Trick“ im Notfall richtig anwenden.

📌 Das Wichtigste in Kürze (Fakten-Check)

  • Notfall-Wirkung: Die langen Fasern des Sauerkrauts wickeln sich im Magen um spitze Fremdkörper und polstern diese für den Weg durch den Darm ab.
  • Gesundheit: Rohes, unpasteurisiertes Sauerkraut enthält Milchsäurebakterien (Probiotika) für die Darmflora.
  • Vorsicht Salz: Handelsübliches Sauerkraut ist sehr salzig. Es muss vor der Fütterung gründlich ausgewaschen werden.
  • Darm-Gas: Kohl bläht. Bei Hunden mit sensiblem Magen nur in Maßen füttern.
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Der Sauerkraut-Trick: Erste Hilfe bei Fremdkörpern

Hunde sind Staubsauger. Ein zerbissener Plastikbecher, ein Splitter vom Rinderknochen oder – der Klassiker zur Weihnachtszeit – eine Glasscherbe der Christbaumkugel. Wenn solche spitzen Gegenstände den Magen-Darm-Trakt passieren, können sie die Darmwand perforieren. Das ist lebensgefährlich.

So hilft das Kraut: Die Struktur von Sauerkraut ist einzigartig. Die langen, festen Krautfasern werden vom Hundemagen nicht zersetzt. Stattdessen wickeln sie sich wie ein Kokon um den Fremdkörper. Dieser „eingepackte“ Gegenstand kann dann oft (nicht immer!) gefahrlos ausgeschieden werden.

Die Notfall-Anleitung:

  1. Geben Sie eine große Portion Sauerkraut (je nach Hundegröße 100g bis 500g).
  2. Mischen Sie es nicht mit normalem Futter, sondern machen Sie es schmackhaft (Sahne, Leberwurst, Thunfischöl), damit der Hund es gierig schlingt.
  3. Fahren Sie zum Tierarzt. Das Sauerkraut verschafft Ihnen Zeit, ersetzt aber nicht den Profi-Check.
Grafik in 3 Schritten: 1. Hund frisst spitzen Gegenstand. 2. Sauerkraut wickelt sich im Magen um den Gegenstand. 3. Gegenstand wird im Kot 'verpackt' ausgeschieden.
Der „Kokon-Effekt“: Die Fasern schützen die empfindliche Darmwand vor Verletzungen.

Darm-Kur: Warum Dosenkraut oft nutzlos ist

Viele Halter füttern Sauerkraut, um die Darmflora nach Antibiotika oder bei Verdauungsproblemen aufzubauen. Das ist eine gute Idee, scheitert aber oft am falschen Produkt.

  • Pasteurisiertes Kraut (Dose/Beutel): Wurde erhitzt, um haltbar zu sein. Die wertvollen Milchsäurebakterien (Probiotika) sind durch die Hitze abgestorben. Es liefert nur noch Ballaststoffe und Vitamin C.
  • Rohes Kraut (Frischetheke/Reformhaus): Enthält lebende Milchsäurekulturen. Nur dieses Kraut wirkt probiotisch und stärkt das Immunsystem.

Anleitung: So füttern Sie es richtig (Salz-Check)

Sauerkraut wird durch Einsalzen hergestellt. Dieser hohe Salzgehalt ist für Hunde ungesund und kann bei kleinen Hunden oder Nierenpatienten zu Problemen führen.

Vorbereitung: Geben Sie das Kraut in ein Sieb und waschen Sie es gründlich unter fließendem Wasser aus. Drücken Sie es gut aus. So entfernen Sie den Großteil des Salzes, behalten aber die Fasern.

Akzeptanz: Pur mögen es die wenigsten Hunde (zu sauer). Mischen Sie es mit etwas Joghurt, Quark oder Brühe. Wenn Ihr Hund nicht frisst, hilft oft ein Klecks stark riechendes Nassfutter als „Topping“.

🐾 Aus meiner Praxis: Der Schaschlik-Spieß

In meiner Zeit bei der Tierrettung hatten wir einen Labrador, der mitsamt dem Fleisch einen halben Holz-Schaschlikspieß verschlungen hatte. Eine Endoskopie war riskant. Der Tierarzt verordnete 500g Sauerkraut mit Sahne. Wir bangten 24 Stunden. Am nächsten Morgen fand sich im Kot ein perfekt in Sauerkraut eingewickeltes Holzstück. Ohne das Kraut hätte der Splitter den Darm durchbohren können. Seitdem gehört eine Dose Mildessa in meine Notfall-Apotheke – aber bitte immer gut abwaschen!

Wann Sauerkraut schaden kann

Sauerkraut ist Kohl (Weißkohl). Wie alle Kohlarten kann es zu Blähungen führen. Wenn Ihr Hund bereits einen aufgeblähten, harten Bauch hat (Verdacht auf Magendrehung oder Darmverschluss), dürfen Sie keinesfalls füttern. Der Magen darf nicht weiter gefüllt werden.

Hände waschen Sauerkraut in einem Sieb unter Wasserhahn aus. Fokus auf das Entfernen von Salz.
Das Auswaschen ist Pflicht: Zu viel Salz schadet den Nieren Ihres Hundes.

Häufige Fragen (FAQ)

Wie viel Sauerkraut darf mein Hund fressen?

Als Kur für den Darm: 1–2 Esslöffel pro Tag (gut gewaschen). Im Notfall bei Fremdkörpern: So viel wie in den Hund reingeht (oft 100g bis 500g, je nach Hundegröße), um den Mageninhalt gut zu polstern.

Kann ich Sauerkraut roh geben?

Ja, roh ist sogar besser, wenn Sie die Darmflora unterstützen wollen (Probiotika). Wenn es nur um die Fasern geht (Fremdkörper), ist gekochtes Dosenkraut genauso effektiv.

Was tun, wenn der Hund das Sauerkraut verweigert?

Tricksen Sie! Mischen Sie es mit stark riechenden Leckereien wie Leberwurst, Thunfisch (im eigenen Saft) oder Creme Fraiche. Im Notfall muss es schmecken, Kalorien sind dann zweitrangig.

Quellenhinweis: Die Informationen zur Nutzung von Sauerkraut bei Fremdkörperaufnahme basieren auf gängigen Empfehlungen der Tiermedizin. Die ernährungsphysiologischen Daten zu fermentiertem Gemüse stützen sich auf Erkenntnisse der Diätetik. Weitere Infos bietet z.B. TASSO e.V. zum Thema Vergiftungsschutz.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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