Durchfall beim Hund

Durchfall beim Hund: Sofort-Hilfe, Moro-Suppe & Wann zum Arzt

⚠️ Wichtiger Notfall-Hinweis: Bei blutigem Durchfall, schwarzem „Teerstuhl“ oder wenn Ihr Hund zusätzlich erbricht und Fieber hat (>40°C), fahren Sie bitte sofort zum Tierarzt. Welpen mit Durchfall trocknen binnen Stunden aus – hier zählt jede Minute!

Es passiert meist nachts oder am Wochenende: Der Hund muss dringend raus, der Kot ist flüssig, und die Sorge ist groß. Durchfall (Diarrhö) ist der häufigste Grund für Tierarztbesuche. Als Sanitäterin und Hundetrainerin weiß ich: Meist ist es „nur“ eine harmlose Magenverstimmung, weil der Vierbeiner etwas Falsches gefressen hat.

Doch wann kippt die Situation? Wann droht eine gefährliche Dehydrierung? In diesem Artikel zeige ich Ihnen, wie Sie die „Morosche Karottensuppe“ (das Antibiotikum der Natur) kochen und wie Sie unterscheiden, ob Sie Schonkost geben oder in die Klinik fahren müssen.

📌 Das Wichtigste in Kürze (Fakten-Check)

  • Definition: Von Durchfall spricht man bei ungeformtem, wässrigem Kot, der öfter als 3x täglich abgesetzt wird.
  • Gefahr Nr. 1: Flüssigkeitsverlust. Machen Sie den Hautfaltentest, um Dehydrierung zu prüfen.
  • Bestes Hausmittel: Die Morosche Karottensuppe (bindet Bakterien). Reis ist oft kontraproduktiv (entwässert).
  • Fasten: Erwachsene Hunde 12–24h fasten lassen. Welpen NIEMALS fasten lassen!
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Ampel-System: Hausmittel oder Notfall?

Nicht jeder dünne Stuhl ist ein Drama. Nutzen Sie diese Checkliste zur Einschätzung:

🟢 GRÜN (Beobachten & Hausmittel)

  • Der Hund ist fit, spielt und frisst.
  • Kein Fieber (Temperatur < 39,0°C).
  • Kein Blut im Kot.
  • Ursache bekannt (z.B. Futterumstellung, Stress, Pfützenwasser getrunken).

🔴 ROT (Sofort zum Tierarzt)

  • Der Hund ist schlapp, apathisch oder hat Fieber (>40°C).
  • Der Kot ist blutig (hellrot) oder teerschwarz (verdautes Blut).
  • Der Hund erbricht zusätzlich (Gefahr der rapiden Austrocknung).
  • Der Bauch ist hart und schmerzhaft (Verdacht auf Darmverschluss oder Vergiftung).
  • Es handelt sich um einen Welpen oder geschwächten Senior.
Grafik: Kot-Farben und Bedeutung. Braun (Normal), Rot (Blut/Enddarm), Schwarz (Blut/Magen), Gelb/Schleimig (Giardien/Futter).
Ein Blick auf den Kot ist unangenehm, aber wichtig für die Diagnose.

Rezept: Die Morosche Karottensuppe

Vergessen Sie Reis! Reis entwässert den Körper zusätzlich, was wir bei Durchfall vermeiden wollen. Das beste Mittel ist die Morosche Karottensuppe. Durch das extrem lange Kochen (mind. 90 Minuten) entstehen spezielle Zuckermoleküle (Oligosaccharide). Diese legen sich wie eine Schutzschicht an die Darmwand und verhindern, dass sich schädliche Bakterien oder Giardien andocken können.

🥣 Das Rezept (für den Vorrat)

  1. 500g Karotten schälen und kleinschneiden.
  2. In 1 Liter Wasser für mindestens 90 Minuten kochen (Wasserstand ggf. auffüllen).
  3. Karotten pürieren.
  4. Mit abgekochtem Wasser wieder auf 1 Liter auffüllen.
  5. 1 Teelöffel Salz hinzufügen (wichtig für den Elektrolythaushalt!).

Anwendung: Geben Sie dem Hund über den Tag verteilt immer wieder kleine Portionen (zimmerwarm), ca. 30 Minuten vor der eigentlichen Schonkost.

Fasten: Wer darf, wer nicht?

Der Darm braucht Ruhe. Aber Vorsicht:

  • Erwachsene, gesunde Hunde: 12 bis 24 Stunden Nulldiät (kein Futter, nur Wasser) ist ideal, damit sich die Schleimhaut beruhigen kann.
  • Welpen & Mini-Hunde (Chihuahua etc.): Dürfen NICHT fasten! Sie haben keine Energiereserven und rutschen schnell in eine Unterzuckerung (Hypoglykämie). Füttern Sie hier sofort Schonkost (z.B. totgekochtes Hühnchen oder die Moro-Suppe) in winzigen Portionen.

Helfen Kohletabletten?

Ja, Aktivkohle kann Giftstoffe und Bakterien binden und den Stuhl festigen. Aber die Dosierung ist entscheidend. Eine einzelne Tablette hilft bei einem 30kg Hund nicht. Lesen Sie dazu unbedingt unseren detaillierten Ratgeber: Kohletabletten Dosierung & Anwendung.

🐾 Aus meiner Praxis: Der „Prüfungs-Durchfall“

In der Rettungshundestaffel erleben wir oft, dass Hunde vor Prüfungen oder großen Einsätzen „flotten Otto“ bekommen. Das ist klassischer Stress-Durchfall. Der Hormoncocktail (Adrenalin/Cortisol) beschleunigt die Verdauung. Hier hilft kein Fasten und keine Kohle – hier hilft Ruhe. Ich nehme den Hund aus der Situation, lasse ihn zur Ruhe kommen und gebe ihm Moro-Suppe zur Beruhigung. Wenn Ihr Hund unruhig ist, ist der Durchfall oft nur das Symptom, nicht die Krankheit.

Topf mit kochenden Karotten, daneben Pürierstab und Salz. Fokus auf einfache Zubereitung.
Kochen Sie gleich einen großen Topf – die Suppe lässt sich portionsweise einfrieren.

Häufige Ursachen (Kurz-Check)

  • Ernährung: Futterumstellung, Tischreste, Milchprodukte (Laktoseintoleranz).
  • Parasiten: Würmer oder Giardien (oft schleimiger, gelber Kot).
  • Infekte: Viren oder Bakterien (Magen-Darm-Grippe).
  • Vergiftung: Aufnahme von Rattengift, Dünger oder Giftpflanzen.

Häufige Fragen (FAQ)

Darf ich meinem Hund Imodium (Loperamid) geben?

Nein, niemals ohne tierärztliche Anweisung! Bei manchen Hunderassen (z.B. Collies, Aussies) mit MDR1-Defekt kann Loperamid tödlich sein. Zudem lähmt es den Darm, was bei bakteriellen Infektionen verhindert, dass die Erreger ausgeschieden werden.

Warum ist der Kot gelb und schleimig?

Dies deutet oft auf Giardien (Einzeller) oder eine zu schnelle Darmpassage hin. Lassen Sie eine Kotprobe (Sammelprobe von 3 Tagen) beim Tierarzt untersuchen.

Was füttere ich nach dem Durchfall?

Beginnen Sie mit Schonkost: Morosche Karottensuppe, sehr weich gekochter Reis (nur wenn der Hund trinkt!) oder gekochtes Hühnchen ohne Haut und Knochen. Füttern Sie viele kleine Portionen über den Tag verteilt.

Quellenhinweis: Das Rezept der Moroschen Karottensuppe geht auf den Kinderarzt Ernst Moro zurück und ist in der Veterinärmedizin anerkannt. Medizinische Hinweise basieren auf Leitlinien der Kleintiermedizin. Weitere Infos zu Vergiftungen finden Sie bei der Giftzentrale Zürich (CliniTox).

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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