
Hund frisst nicht: Krank oder nur mäkelig? Der Expertinnen-Check
Für uns Hundehalter ist es eines der alarmierendsten Signale: Der Napf ist voll, der Hund schnuppert kurz – und dreht sich weg. Appetitlosigkeit ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Aber wofür? Hat er Bauchschmerzen? Zahnschmerzen? Oder wartet er einfach nur auf etwas Besseres?
Als Sanitäterin und Hundetrainerin kenne ich beide Seiten: Den medizinischen Notfall und den hausgemachten „Mäkler“. In diesem Artikel zeige ich Ihnen meinen „Leberwurst-Test“, mit dem Sie in Sekunden unterscheiden können, ob Sie zum Tierarzt müssen oder ob es Zeit für konsequente Erziehung ist.
📌 Das Wichtigste in Kürze (Fakten-Check)
- Der Unterschied: Anorexie (kein Appetit, krank) vs. Pseudo-Anorexie (will fressen, kann aber nicht, z.B. Zahnschmerz) vs. Mäkeln (will nur das Gute).
- Sofort-Test: Bieten Sie ein unwiderstehliches Leckerli an. Wird auch das verweigert, ist der Hund krank.
- Gefahr: Längeres Fasten ist für Welpen, Senioren und kleine Rassen gefährlich (Unterzuckerung).
- Häufige Ursachen: Magen-Darm-Infekt, Zahnschmerzen, Stress, Hormone (Läufigkeit).
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Der Leberwurst-Test: Krank oder verwöhnt?
Bevor Sie in Panik geraten, machen Sie den Test. Nehmen Sie etwas, dem Ihr Hund normalerweise nicht widerstehen kann (Leberwurst, Käse, Fleischwurst).
- Er frisst das Leckerli gierig, lässt das Trockenfutter aber stehen?
Glückwunsch, Ihr Hund ist wahrscheinlich gesund, aber wählerisch (oder das Futter ist verdorben/ranzig – riechen Sie mal dran!). - Er nimmt das Leckerli, lässt es aber wieder fallen oder kaut sehr vorsichtig?
Verdacht auf Zahnschmerzen oder Probleme im Maul-Rachen-Raum. Er will, aber er kann nicht. - Er dreht den Kopf weg, schmatzt oder speichelt?
Verdacht auf Übelkeit oder Schmerzen. Hier liegt ein medizinisches Problem vor.

Medizinische Ursachen (Zähne, Magen, Schmerz)
Wenn der Hund wirklich krank wirkt, kommen folgende Ursachen in Frage:
1. Magen-Darm-Probleme
Klassische Gastritis (Magenschleimhautentzündung). Achten Sie auf Begleitsymptome: Erbricht er? Hat er Durchfall? Ein „Gebetshaltung“ (Vorderkörper tief, Hinterteil hoch) deutet auf starke Bauchschmerzen hin.
2. Zahnschmerzen
Ein abgebrochener Zahn, ein entzündeter Wurzelkanal oder ein Fremdkörper (Holzsplitter) zwischen den Zähnen tun höllisch weh. Schauen Sie dem Hund ins Maul – lässt er das nicht zu, hat er Schmerzen.
3. Infekte & Fieber
Wie bei uns Menschen: Wer Fieber hat (über 40°C), hat keinen Hunger. Fühlen sich die Ohren heiß an? Wirkt er apathisch?
Psychische Gründe: Stress & Hormone
Der Magen schlägt auf die Psyche – und umgekehrt.
- Hormone: Ein Rüde, der eine läufige Hündin in der Nase hat, fastet oft tagelang („Liebeskummer“). Hündinnen fressen vor oder während der Läufigkeit oft schlechter.
- Stress: Umzug, neuer Partner, Silvester-Knallerei oder Trauer um einen Artgenossen können den Appetit verschlagen.
- Alter: Senioren riechen und schmecken oft schlechter. Hier kann es helfen, das Futter anzuwärmen oder mit Buttermilch/Brühe aufzupeppen.
🐾 Aus meiner Praxis: Balu und der „böse“ Napf
Balu, ein großer Mischling, hörte plötzlich auf zu fressen. Medizinisch war er gesund. Ich besuchte ihn zu Hause. Sein Napf stand auf Fliesen. Jedes Mal, wenn er fraß, klapperte seine Hundemarke laut gegen den Metallnapf. Balu hatte sich vor dem Geräusch erschreckt und mied den Napf. Wir tauschten den Metallnapf gegen Keramik und nahmen das Halsband ab. Balu fraß sofort wieder. Manchmal sind es die kleinen Dinge!
Hilfe, mein Hund mäkelt! (Erziehungs-Tipps)
Wenn Sie medizinische Gründe ausgeschlossen haben, haben Sie sich wahrscheinlich einen kleinen Tyrannen erzogen. Wenn der Hund lernt: „Ich muss das Trockenfutter nur lange genug anstarren, dann kommt Frauchen mit Käse“, haben Sie verloren.
Die Strategie gegen Mäkelei:
- Feste Zeiten: Stellen Sie den Napf hin.
- 15-Minuten-Regel: Frisst er nicht, kommt der Napf weg. Kommentarlos.
- Keine Extras: Bis zur nächsten Mahlzeit gibt es NICHTS. Keine Leckerlis, kein Kauknochen.
- Durchhalten: Ein gesunder Hund verhungert nicht vor einem vollen Napf. Nach 2-3 Tagen wird er fressen. (Achtung: Nicht bei Welpen anwenden!)

Häufige Fragen (FAQ)
Wie lange kann ein Hund ohne Futter überleben?
Ein gesunder, erwachsener Hund kann problemlos mehrere Tage bis zu einer Woche ohne feste Nahrung auskommen (vorausgesetzt, er trinkt!). Welpen, Senioren oder chronisch kranke Hunde sollten jedoch nicht länger als 12–24 Stunden fasten.
Was kann ich füttern, um den Appetit anzuregen?
Erwärmen Sie das Futter leicht (intensiviert den Geruch). Sie können etwas Hühnerbrühe (ungesalzen), Quark oder Thunfischsaft über das Futter geben.
Wann ist Futterverweigerung ein Notfall?
Wenn der Hund gleichzeitig das Trinken verweigert (Gefahr der Dehydrierung), apathisch ist, Fieber hat oder einen harten Bauch bekommt. Dann sofort zum Tierarzt.
Quellenhinweis: Die physiologischen Grenzen des Fastens und Symptome von Erkrankungen (wie Gastritis oder Dentalproblemen) basieren auf veterinärmedizinischen Standards. Verhaltenstipps zur Futteraufnahme stützen sich auf Erkenntnisse der Tierpsychologie.



