
Welpenschule finden: Woran Sie gutes Training wirklich erkennen (Checkliste)
Hallo, ich bin Sabine Reincke. „Muss mein Hund eigentlich in die Welpenschule?“ Diese Frage höre ich oft. Meine Antwort ist ein klares Jein. Ein Hund braucht keine Schule, um „Sitz“ zu lernen – das können Sie ihm auch im Wohnzimmer beibringen. Aber er braucht eine Schule, um zu lernen, wie man höflich mit Artgenossen kommuniziert und sich in unserer lauten Welt zurechtfindet.
Doch Vorsicht: Der Begriff „Hundetrainer“ ist nicht geschützt. Es gibt fantastische Schulen, die Ihren Hund fördern, und es gibt solche, die ihn fürs Leben traumatisieren können. In diesem Artikel gebe ich Ihnen meine persönliche Checkliste an die Hand, damit Sie die Spreu vom Weizen trennen.
⚡ Das Wichtigste in Kürze
- Gruppengröße: Gute Welpengruppen bestehen aus maximal 4 bis 6 Hunden pro Trainer.
- Methode: Modernes Training arbeitet ausschließlich über positive Verstärkung, niemals über Angst oder Schmerz.
- Pausen: Welpen können sich nur wenige Minuten konzentrieren. Das Training muss viele Ruhephasen enthalten.
- Einordnung: Dieser Artikel ist ein Vertiefungs-Thema zu unserem großen Welpen-Guide.
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🐾 Aus meiner Praxis
Vor einigen Jahren beobachtete ich eine Welpenstunde, in der ein kleiner Terrier von zwei Labradoren in die Ecke gedrängt wurde. Er schrie, suchte Schutz. Der Trainer sagte nur: „Lassen Sie das, die klären das unter sich.“ Das ist der größte Irrtum der Hundeerziehung! Welpen klären gar nichts. Sie lernen in so einem Moment nur eines: „Mein Mensch hilft mir nicht, ich muss aggressiv werden, um zu überleben.“ Ich habe die Halterin damals zur Seite genommen. In einer guten Schule greift der Trainer ein, bevor Angst entsteht.
1. Warum Welpenschule so wichtig ist
Die Zeit bis zur 16. Woche ist die sogenannte sensible Phase. Was der Hund jetzt lernt, sitzt tief. In der Welpenschule geht es (entgegen der landläufigen Meinung) weniger um „Sitz“ und „Platz“.
Die primären Lernziele sind:
- Sozialkompetenz: Wie nähere ich mich anderen Hunden? Wann ist ein Spiel zu wild?
- Frustrationstoleranz: Ich muss auch mal warten können, während andere dran sind.
- Bindung: Mein Mensch ist der sicherste Ort der Welt, auch wenn es um mich herum wuselt.
2. Checkliste: Daran erkennen Sie gute Schulen
Schauen Sie sich die Schule unbedingt *ohne* Hund an, bevor Sie sich anmelden. Achten Sie auf diese Punkte:
Die Gruppengröße
Klasse statt Masse. Ein Trainer kann nicht mehr als 6 Welpenpaare gleichzeitig kompetent betreuen. Bei guten Schulen gibt es oft sogar zwei Trainer für eine Gruppe. Zudem sollten die Welpen altersmäßig und körperlich zusammenpassen – eine Deutsche Dogge spielt anders als ein Chihuahua.
Die Methode: Positive Verstärkung
Fragen Sie direkt: „Wie reagieren Sie, wenn mein Hund etwas falsch macht?“ Die einzige richtige Antwort beinhaltet das Ausbleiben von Belohnung oder das Umlenken auf richtiges Verhalten. Wenn Begriffe wie „Leinenruck“, „Unterwerfung“ oder „Schnauzgriff“ fallen: Suchen Sie weiter.
Qualifikation der Trainer
In Deutschland benötigt jeder, der gewerbsmäßig Hunde ausbildet, eine Erlaubnis nach §11 Tierschutzgesetz. Lassen Sie sich diese oder Zertifikate von Verbänden (z.B. IBH, BHV) zeigen.

3. Rote Flaggen: Hier sollten Sie gehen
Es gibt Sätze und Situationen, bei denen bei mir als Trainerin alle Alarmglocken schrillen. Packen Sie Ihren Welpen ein und gehen Sie, wenn:
- Die Welpen die ganze Stunde nur wild durcheinander rennen („Spielstunde“ ohne Pausen).
- Der Trainer Gewalt anwendet oder Sie dazu auffordert (z.B. den Hund auf den Rücken werfen).
- Hunde gemobbt werden und niemand eingreift („Die regeln das schon“).
- Angsthunde gezwungen werden, sich Situationen zu stellen („Da muss er durch“).
4. So läuft eine gute Stunde ab
Eine gute Trainingseinheit dauert oft 60 Minuten, aber der Welpe „arbeitet“ davon vielleicht nur 15 Minuten. Der Rest ist Theorie für die Halter und Pausen für die Hunde.
- Ankommen: Ruhe reinbringen, kein sofortiges Losstürmen.
- Kontrolliertes Spiel: Kurze Sequenzen, Trainer kommentiert das Körpersprach-Verhalten.
- Übungen: Kleine Einheiten (Rückruf, Deckentraining), unterbrochen von Pausen.
- Theorie: Der Trainer erklärt den Menschen Lernverhalten, während die Welpen lernen, entspannt zu liegen.
Häufige Fragen zur Welpenschule
Ab welchem Alter sollte der Welpe in die Schule?
Nach einer Eingewöhnungszeit von ca. 1 Woche im neuen Zuhause können Sie starten. Meist ist das ab der 9. oder 10. Lebenswoche. Warten Sie nicht zu lange, die Sozialisierungsphase endet bald.
Muss der Welpe vollständig geimpft sein?
Gute Schulen verlangen oft nur die Erstimpfung (Parvo, Staupe, Hepatitis), da der vollständige Tollwutschutz erst später greift. Wichtiger ist, dass alle teilnehmenden Hunde gesund sind.
Was kostet eine Welpenschule?
Die Preise variieren stark, liegen aber meist zwischen 15 und 25 Euro pro Gruppenstunde. Dumping-Preise gehen oft zu Lasten der Gruppengröße und Qualität.
Quellenhinweis: Kriterien für tierschutzgerechtes Training basieren auf den Leitlinien des Deutschen Tierschutzbundes.



