Ein Hund hat Schluckauf

Hund hat Schluckauf: Harmlos, Stress oder Magenproblem?

⚠️ Medizinischer Hinweis: Gelegentlicher Schluckauf ist harmlos. Tritt er jedoch zusammen mit Erbrechen, Würgen ohne Auswurf (Verdacht auf Magendrehung) oder Atemnot auf, ist dies ein Notfall. Suchen Sie sofort eine Tierklinik auf.

Ein leises „Hicks“, der ganze Hundekörper zuckt kurz zusammen, und der Blick des Vierbeiners wirkt irritiert. Schluckauf (medizinisch: Singultus) kennen wir alle. Bei Welpen finden wir es niedlich, bei erwachsenen Hunden sind wir oft ratlos.

Als Sanitäterin und Hundetrainerin achte ich genau darauf, wann der Schluckauf auftritt. Nach dem Fressen? Dann hat er geschlungen. Im Training? Dann ist er gestresst. In diesem Artikel erkläre ich Ihnen, warum der „Hicks“ eine wichtige Kommunikationsform des Körpers ist und wie Sie den Zwerchfell-Krampf sanft lösen.

📌 Das Wichtigste in Kürze (Fakten-Check)

  • Ursache: Das Zwerchfell (Atemmuskel) verkrampft sich, die Stimmritze schließt sich ruckartig -> „Hicks“.
  • Welpen: Haben es sehr oft, da ihr Nervensystem und das Zwerchfell noch nicht voll koordiniert sind. Das ist harmlos.
  • Erwachsene Hunde: Oft ein Zeichen für Stress (Übersprungshandlung), zu schnelles Fressen oder Sodbrennen.
  • Hilfe: Ruhe bewahren, Brustkorb massieren oder eine kleine Menge Wasser anbieten. Niemals erschrecken!
Inhaltsverzeichnis ausklappen

Was im Körper passiert (Anatomie)

Der Schuldige ist das Zwerchfell. Dieser große Muskel trennt den Brustraum vom Bauchraum und steuert die Atmung. Wird der Nervus phrenicus (Zwerchfellnerv) gereizt – etwa durch einen vollen Magen, der gegen das Zwerchfell drückt – zieht sich der Muskel krampfhaft zusammen.

Gleichzeitig verschließt sich die Stimmritze im Kehlkopf. Die eingeatmete Luft prallt gegen diesen Verschluss, was das typische Geräusch verursacht. Es ist also ein Reflex, den der Hund nicht steuern kann.

Warum Welpen fast immer hicksen

Wenn Sie einen jungen Hund haben, ist Schluckauf fast an der Tagesordnung. Das liegt an der Entwicklung:

  • Unreifes Nervensystem: Die Steuerung der Nerven ist noch nicht „feinjustiert“. Der Körper reagiert überschießend auf Reize.
  • Gieriges Fressen: Welpen schlucken oft viel Luft beim Saugen oder Fressen („Aerophagie“).
  • Wachstum: Der Körper verändert sich täglich, was mechanischen Druck auf Organe ausüben kann.

Hier gilt: Ignorieren Sie es. Es verwächst sich meist bis zum 6. Lebensmonat.

Schemazeichnung Hundekörper: Lage des Zwerchfells zwischen Lunge und Magen. Pfeile zeigen den Druck durch vollen Magen.
Ein voller Magen drückt direkt gegen das Zwerchfell – der Klassiker nach dem Fressen.

Ursachen beim erwachsenen Hund

Tritt Schluckauf beim erwachsenen Hund häufig auf, sollten wir genauer hinsehen. Es ist oft ein Symptom, keine Krankheit.

1. Der Schlinger (Mechanisch)

Hunde, die ihr Futter inhalieren, schlucken Luft. Der Magen dehnt sich schlagartig aus und reizt das Zwerchfell.

Lösung: Ein Anti-Schling-Napf oder Futter aus dem Kong.

2. Stress und Aufregung (Psychisch)

Hunde, die unruhig sind, hecheln oft. Durch die schnelle, flache Atmung gerät das Zwerchfell aus dem Takt. Schluckauf ist hier oft eine „Übersprungshandlung“ – der Körper versucht, Spannung abzubauen.

3. Sodbrennen & Gastritis (Medizinisch)

Chronischer Schluckauf, besonders nüchtern (morgens), kann auf Sodbrennen hinweisen. Magensäure fließt in die Speiseröhre zurück und reizt die Nerven. Schmatzt Ihr Hund zusätzlich oder frisst viel Gras? Dann könnte eine Gastritis dahinterstecken.

🐾 Aus meiner Praxis: Das „Begrüßungs-Hicksen“

In der Hundeschule sehe ich oft Hunde, die zur Begrüßung wild herumspringen und plötzlich anfangen zu hicksen. Viele Besitzer lachen darüber. Für mich als Trainerin ist das ein wichtiges Signal: „Das Erregungslevel ist zu hoch!“ Der Hund kann seine Atmung nicht mehr kontrollieren. In diesem Moment unterbreche ich das Spiel nicht durch Kommandos, sondern durch Ruhe. Ich hocke mich hin, fixiere den Hund nicht und atme selbst tief aus. Sobald der Hund sich „runterfährt“, verschwindet auch der Schluckauf.

3 sanfte Methoden gegen den Schluckauf

Bitte erschrecken Sie Ihren Hund niemals! Das führt nur zu Angst und noch flacherer Atmung (mehr Schluckauf). Versuchen Sie stattdessen:

  1. Atem-Massage: Streicheln Sie den Hund sanft und langsam an den Flanken (seitlicher Brustkorb). Versuchen Sie, ihn zu langsamerem Atmen zu bewegen.
  2. Der Schluck-Reiz: Bieten Sie eine kleine Menge Wasser an oder massieren Sie sanft den Kehlkopf (Vorsicht: nur wenn der Hund Sie kennt und vertraut!). Das Schlucken „resettet“ den Reflex.
  3. Ablenkung (Nase): Verstreuen Sie ein paar Leckerlis auf dem Boden. Das konzentrierte Schnüffeln verändert die Atemtechnik (tiefes Einatmen, kurzes Ausatmen) und beruhigt das Zwerchfell.
Halterin massiert sanft den seitlichen Brustkorb eines entspannten Hundes.
Ruhe und sanfter Druck helfen dem Zwerchfell, sich zu entspannen.

Häufige Fragen (FAQ)

Ist Schluckauf für Hunde schmerzhaft?

Nein, in der Regel nicht. Es ist eher lästig und ermüdend. Wenn der Hund jedoch dabei jault oder den Rücken aufkrümmt, könnte Sodbrennen die Ursache sein, was schmerzhaft ist.

Kann Schluckauf ein Anzeichen für Würmer sein?

Indirekt ja. Ein massiver Wurmbefall (z.B. Spulwürmer) kann den Magen-Darm-Trakt aufblähen und Druck auf das Zwerchfell ausüben. Eine regelmäßige Kotuntersuchung schafft Klarheit.

Wann sollte ich zum Tierarzt gehen?

Wenn der Schluckauf länger als 3-4 Stunden anhält, der Hund dabei würgt oder wenn er chronisch jeden Tag auftritt. Bei Senioren kann ständiger Schluckauf in seltenen Fällen auf Herzprobleme oder Tumore im Brustraum hindeuten.

Quellenhinweis: Die Erklärungen zur Physiologie des Zwerchfells (Singultus) basieren auf veterinärmedizinischen Grundlagenwerken. Informationen zu welpenspezifischen Entwicklungsphasen stützen sich auf Erkenntnisse der Verhaltensbiologie.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

Artikel: 198
Cookie Consent mit Real Cookie Banner