

Die Französische Bulldogge, oft liebevoll „Frenchie“ genannt, erobert mit ihrem einzigartigen Charme und ihrer anhänglichen Art die Herzen von Hundefreunden im Sturm. Sie ist eine Rasse voller Widersprüche: ein kleiner Hund mit der Seele eines großen Begleiters, ein verspielter Clown und gleichzeitig eine sensible Schmusebacke. Doch hinter der niedlichen Fassade mit den berühmten Fledermausohren verbergen sich ernstzunehmende gesundheitliche Herausforderungen, die jeder zukünftige Halter kennen muss.
In diesem umfassenden Rasseporträt beleuchten wir, basierend auf meiner langjährigen Erfahrung als Hundetrainerin und Rettungshundeführerin, alle Facetten dieser besonderen Rasse – von der faszinierenden Geschichte über den liebenswerten Charakter bis hin zur verantwortungsvollen Haltung und Pflege.
Rassenname | Französische Bulldogge (Bouledogue Français) |
Herkunft | Frankreich / England |
FCI-Klassifikation | Gruppe 9: Gesellschafts- und Begleithunde, Sektion 11: Kleine doggenartige Hunde |
Größe (Widerristhöhe) | ca. 25 – 35 cm |
Gewicht | ca. 8 – 14 kg |
Lebenserwartung | 10 – 12 Jahre (stark von Gesundheitszustand abhängig) |
Charakter | Anhänglich, verspielt, intelligent, geduldig, manchmal stur |
Fell und Farben | Kurz, glänzend; Farben: Fawn (rehbraun), gestromt (brindle), gescheckt, mit oder ohne Weißanteil. Nicht standardkonforme Farben wie „Blau“ sind oft mit Gesundheitsproblemen verbunden. |
Pflegeaufwand | Gering (Fell), hoch (Gesichtsfalten, Ohren, gesundheitliche Überwachung) |
Bewegungsbedarf | Gering bis mäßig |
Besonderheiten | Brachyzephales Syndrom (Kurzköpfigkeit), neigt zu Überhitzung |
Die Reise der Französischen Bulldogge ist eine faszinierende Geschichte der Migration und Transformation. Entgegen ihres Namens liegen ihre direkten Wurzeln nicht in Frankreich, sondern in England. Dort waren kleinere Bulldoggen bei Spitzenklöpplern in Nottingham beliebt. Als diese Arbeiter im 19. Jahrhundert nach Frankreich auswanderten, brachten sie ihre kleinen, robusten Hunde mit.
In Frankreich wurden diese „Toy-Bulldoggen“ mit lokalen Rassen wie Terriern und Möpsen gekreuzt. Das Ergebnis war ein kleiner, kompakter Hund mit den charakteristischen Fledermausohren, der schnell die Pariser Gesellschaft eroberte – der „Bouledogue Français“ war geboren. 1880 wurde in Paris der erste Rasseverein gegründet. Aus dem Begleiter der Arbeiter war ein Modehund der Bohème und Oberschicht geworden, dessen Beliebtheit bis heute ungebrochen ist.
Die Französische Bulldogge ist ein kleines Kraftpaket. Ihr Körper ist kompakt, muskulös und drahtig, was ihr eine standfeste und starke Erscheinung verleiht. Das auffälligste Merkmal sind jedoch ihre großen, aufrecht stehenden „Fledermausohren“, die ihr einen wachen und neugierigen Ausdruck verleihen. Der Kopf ist im Verhältnis zum Körper groß, quadratisch und von markanten Gesichtsfalten durchzogen. Ihr Fell ist kurz, fein und glänzend und liegt eng am Körper an.
Der FCI-Standard erlaubt die Farben Fawn (ein warmes Rehbraun in verschiedenen Schattierungen), Gestromt (Brindle) und Schecken auf Basis dieser Farben. In den letzten Jahren sind jedoch sogenannte „Trendfarben“ wie Blau, Merle, Silber oder Schokolade populär geworden. Diese Farben entsprechen nicht dem Rassestandard und sind oft mit gravierenden genetischen Defekten verbunden. Insbesondere das für die „blaue“ Färbung verantwortliche Dilute-Gen wird mit Hautproblemen wie der Farbverdünnungsalopezie (CDA) in Verbindung gebracht, die zu Haarausfall und chronischen Entzündungen führen kann. Aus Tierschutzsicht ist von Züchtern, die mit diesen Farben werben, dringend abzuraten.
Im Charakter der Französischen Bulldogge vereinen sich viele positive Eigenschaften. Sie sind äußerst menschenbezogen, anhänglich und bauen eine tiefe Bindung zu ihrer Familie auf. Ihr größtes Glück ist es, überall dabei zu sein. In meiner Arbeit als Hundetrainerin erlebe ich immer wieder, wie intelligent und lernwillig diese Hunde sind, solange das Training mit positiver Verstärkung und ohne Druck stattfindet. Mit Geduld und Konsequenz lässt sich ihre gelegentliche Sturheit gut in die richtigen Bahnen lenken.
Frenchies sind verspielt, verschmust und oft für jeden Spaß zu haben. Ihr Jagdtrieb ist kaum ausgeprägt und sie neigen nicht zum Kläffen, was sie zu ausgezeichneten Hunden für das Leben in der Stadt und in einer Wohnung macht. Sie verstehen sich in der Regel gut mit Kindern und anderen Haustieren, sofern sie früh sozialisiert wurden.
Dies ist der wichtigste Abschnitt für jeden, der über die Anschaffung einer Französischen Bulldogge nachdenkt. Die Rasse leidet unter den Folgen von Zuchtmerkmalen, die im Tierschutzgesetz als Qualzucht eingestuft werden. Die extreme Kurzköpfigkeit ist das zentrale Problem.
Brachyzephales Obstruktives Atemwegssyndrom (BOAS): Die kurze Nase, die verengten Nasenlöcher und der oft zu lange, weiche Gaumen führen dazu, dass viele Hunde permanent unter Atemnot leiden. Schnarchen und Röcheln sind keine „niedlichen“ Geräusche, sondern Anzeichen für eine massive Beeinträchtigung. Als ausgebildete Sanitäterin und mit meiner Erfahrung in der DRK Rettungshundestaffel weiß ich, wie entscheidend eine freie Atmung für die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden eines Hundes ist. Bei Frenchies ist diese oft stark eingeschränkt. Das Syndrom führt zu:
Weitere rassetypische Erkrankungen:
Eine verantwortungsvolle Zucht versucht, durch die Selektion von Hunden mit längerer Nase und freierer Atmung gegenzusteuern. Suchen Sie gezielt nach Züchtern, die Gesundheitsatteste vorweisen können. Umfassende und wissenschaftlich fundierte Informationen zu diesem Thema bietet der Deutsche Tierschutzbund auf seiner Themenseite zur Qualzucht bei Tieren, einer wertvollen Ressource für zukünftige Halter.
Die Haltung eines Frenchies ist unkompliziert, erfordert aber Umsicht. Aufgrund ihrer geringen Größe und des moderaten Bewegungsdrangs sind sie ideale Wohnungshunde. Auf zu viele Treppen sollte wegen des Risikos für Wirbelsäulenprobleme verzichtet werden.
Die Fellpflege ist denkbar einfach; gelegentliches Bürsten genügt. Die eigentliche Arbeit liegt im Detail:
Französische Bulldoggen sind verspielt, aber keine Ausdauersportler. Überanstrengung, besonders bei Wärme, muss unbedingt vermieden werden. Gemütliche Spaziergänge, Suchspiele, Tricks lernen oder ruhige Varianten von Hundesport wie Obedience oder Dogdance sind ideal, um sie körperlich und geistig auszulasten.
Die Französische Bulldogge passt zu Menschen, die einen anhänglichen und charmanten Begleiter suchen und sich der gesundheitlichen Verantwortung bewusst sind. Sie ist ideal für:
Sie passt nicht zu sehr sportlichen Menschen, die einen Jogging-Partner suchen, oder zu Personen, die die potenziell hohen Tierarztkosten scheuen, die mit der Rasse verbunden sein können.
Die Französische Bulldogge ist ohne Zweifel ein Hund mit einer riesigen Persönlichkeit in einem kleinen Paket. Ihr liebenswertes und lustiges Wesen macht sie zu einem wundervollen Familienmitglied. Doch diese Liebe kommt mit einer großen Verantwortung. Die Entscheidung für einen Frenchie muss immer eine informierte Entscheidung sein, die die gesundheitlichen Herausforderungen der Rasse vollumfänglich berücksichtigt. Wer bereit ist, diese Verantwortung zu tragen und einen seriösen Züchter wählt, der auf Gesundheit achtet, wird mit einem der treuesten und charmantesten Freunde belohnt, die die Hundewelt zu bieten hat.
Ja, mit der richtigen Vorbereitung. Ihr umgänglicher Charakter und ihre Lernbereitschaft machen die Erziehung relativ einfach. Angehende Besitzer müssen sich jedoch intensiv mit den gesundheitlichen Bedürfnissen und potenziellen Problemen der Rasse auseinandersetzen.
Ja, viele Französische Bulldoggen leiden unter Merkmalen, die unter den Begriff der Qualzucht fallen, allen voran die extreme Kurzköpfigkeit (Brachyzephalie), die zu schwerer Atemnot führen kann. Eine verantwortungsvolle Zucht achtet auf freiatmende Elterntiere mit längeren Nasen.
Sie benötigt nur mäßig Auslauf. Mehrere kurze, gemütliche Spaziergänge über den Tag verteilt sind ideal. Lange Märsche oder anstrengender Sport, besonders bei warmem Wetter, sind zu vermeiden.
Wie jeder Hund muss auch die Französische Bulldogge das Alleinsein schrittweise und positiv trainieren. Aufgrund ihrer starken Menschenbezogenheit können sie zu Trennungsangst neigen. Generell sollten sie nicht regelmäßig für viele Stunden allein gelassen werden.