Ein hungriger Labrador-Welpe sitzt brav vor seinem gefüllten Futternapf in einer hellen Küche und wartet auf die Freigabe

Welpen-Ernährung: Was, wie oft und wie viel? (Der große Fütterungs-Guide)

⚠️ Wichtiger Hinweis: Fütterungsfehler im Welpenalter (z.B. falsches Calcium-Phosphor-Verhältnis) können irreversible Skelettschäden verursachen. Besprechen Sie Rationsberechnungen – besonders beim Barfen – immer mit einem spezialisierten Fachtierarzt für Ernährung.

Hallo, ich bin Sabine Reincke. „Welches Futter ist das beste?“ – das ist die Frage, die mir frischgebackene Hundehalter am häufigsten stellen. Und es ist die Frage, bei der die Gemüter am höchsten kochen. Die einen schwören auf Trockenfutter, die anderen verteufeln alles, was nicht roh ist.

Ich sage Ihnen aus Erfahrung: Es gibt nicht das eine perfekte Futter. Aber es gibt biologische Gesetze, die wir beachten müssen. Ein Welpe ist kein kleiner Erwachsener. Er ist eine Baustelle. Und wer auf einer Baustelle den Mörtel vergisst (oder zu viel nimmt), dessen Haus wird schief. In diesem Artikel zeige ich Ihnen, wie Sie Ihren Welpen gesund „großfüttern“, ohne dass er zu schnell in die Höhe schießt.

⚡ Das Wichtigste in Kürze

  • Wachstumsgeschwindigkeit: Zu viel Energie im Futter führt zu schnellem Wachstum, was Gelenkprobleme (HD/ED) begünstigt.
  • Frequenz: Welpen benötigen anfangs 3 bis 4 Mahlzeiten pro Tag, um den kleinen Magen nicht zu überlasten.
  • Junior-Futter: Welpenfutter hat ein speziell abgestimmtes Calcium-Phosphor-Verhältnis für den Knochenbau.
  • Kontext: Mehr zur Gesundheit erfahren Sie in unserem großen Welpen-Guide.
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🐾 Aus meiner Praxis

In der Staffel hatten wir einen jungen Berner Sennenhund, der mit 6 Monaten schon aussah wie ein ausgewachsener Rüde. Die Besitzer meinten es gut und gaben „extra viel, damit er stark wird“. Das Ergebnis: Eine schwere Panostitis (Knochenhautentzündung). Der Hund hatte Schmerzen bei jedem Schritt, weil seine Knochen schneller wuchsen als die Versorgung nachkam. Wir mussten ihn monatelang ruhigstellen. Merken Sie sich: Ein Welpe darf schlank sein. Man darf die Rippen fühlen! Groß wird er von ganz alleine.

1. Trocken, Nass oder Barf? Ein Vergleich

Jede Fütterungsart hat Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass Sie sich für einen Weg entscheiden, der in Ihren Alltag passt und den der Hund verträgt.

Trockenfutter

  • Pro: Hygienisch, gut als Leckerli nutzbar, stärkt durch Kauen das Gebiss, oft günstiger.
  • Contra: Enthält wenig Wasser (Hund muss viel trinken), oft viele Füllstoffe bei billigen Marken.

Nassfutter

  • Pro: Hohe Akzeptanz (schmeckt intensiv), hoher Wasseranteil (gut für die Nieren).
  • Contra: Mehr Müll (Dosen), Zahnsteinbildung wird nicht vorgebeugt.

Barf (Biologisch artgerechte Rohfütterung)

  • Pro: Sie wissen exakt, was im Napf ist. Keine künstlichen Zusätze.
  • Contra: Hoher Aufwand. Beim Welpen extrem fehleranfällig! Wenn Sie hier Calcium falsch dosieren, drohen lebenslange Schäden. Bitte nur mit Ernährungsplan vom Profi.

2. Wie oft füttern? Der Zeitplan

Der Magen-Darm-Trakt eines Welpen ist klein und empfindlich. Große Mengen auf einmal führen zu Erbrechen oder Durchfall. Eine feste Routine hilft zudem bei der Stubenreinheit.

Vektor-Tabelle Fütterungszeiten: Bis 4 Monate (4x täglich), 4-6 Monate (3x täglich), ab 6 Monate (2x täglich)
Faustregeln für die Frequenz. Individuelle Abweichungen sind möglich.
  • Bis zum 4. Monat: 4 Mahlzeiten täglich (z.B. 7:00, 11:00, 15:00, 19:00 Uhr).
  • Ab dem 4. bis 6. Monat: Reduzierung auf 3 Mahlzeiten.
  • Ab dem 6. Monat: Umstellung auf 2 Mahlzeiten (meist morgens und abends).

3. Die Gefahr des „Turbowachstums“

Viele Halter schauen auf die Proteine. Aber das eigentliche „Gaspedal“ für das Wachstum ist die Energie (Kalorien/Fett). Wenn ein Welpe zu viel Energie bekommt, wird er nicht dick (wie ein erwachsener Hund), sondern er wächst schneller, als seine Knochen mineralisieren können.

Nutzen Sie Wachstumskurven (Growth Charts) für Ihre Rasse. Wiegen Sie den Welpen wöchentlich. Wenn er über der Kurve liegt: Futtermenge reduzieren, nicht einfach warten!

4. Futterumstellung: So klappt es ohne Durchfall

Wenn der Welpe vom Züchter kommt, füttern Sie das gewohnte Futter bitte mindestens 1-2 Wochen weiter. Der Umzug ist Stress genug für das Immunsystem und den Darm.

Wenn Sie wechseln wollen, gehen Sie schrittweise über 4-7 Tage vor:

  1. Tag 1-2: 75% altes Futter, 25% neues Futter.
  2. Tag 3-4: 50% altes Futter, 50% neues Futter.
  3. Tag 5-6: 25% altes Futter, 75% neues Futter.
  4. Tag 7: 100% neues Futter.
Zwei Hände mischen vorsichtig zwei verschiedene Sorten Trockenfutter (unterschiedliche Formen/Farben) in einer Keramikschüssel
Geduld zahlt sich aus: Ein abruptes Wechseln führt fast immer zu Verdauungsproblemen.

Häufige Fragen zur Welpenernährung

Darf ich Leckerlis zusätzlich geben?

Ja, aber sie müssen von der Tagesration abgezogen werden! Leckerlis sind oft Kalorienbomben. Tipp: Nutzen Sie einfach das normale Trockenfutter als Belohnung für das Training.

Wann stelle ich auf Erwachsenenfutter um?

Bei kleinen Rassen oft schon mit 10-12 Monaten, bei Riesenrassen erst mit 18-24 Monaten. Ein zu früher Wechsel kann zu Mangelversorgung führen, ein zu später zu Verfettung.

Muss ich den Napf hochstellen?

Nein. Studien haben gezeigt, dass erhöhte Näpfe das Risiko einer Magendrehung bei großen Rassen nicht verringern, sondern statistisch sogar leicht erhöhen können. Füttern Sie lieber vom Boden oder aus Anti-Schling-Näpfen.

Quellenhinweis: Ernährungsempfehlungen basieren auf den Standards der Tierärztlichen Fakultät der LMU München (Lehrstuhl für Tierernährung).

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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