Ein Welpe sitzt auf einem Waldweg und blickt unsicher, während die Leine locker am Boden liegt.

Welpe an die Leine gewöhnen: Der sanfte Start (Ohne Bocken & Beißen)

⚠️ Wichtiger Hinweis: Ein Welpe sollte niemals am Halsband „gezogen“ oder korrigiert werden. Die Halswirbelsäule und der Kehlkopf sind noch weich und verletzlich. Nutzen Sie für das Leinentraining zwingend ein gut sitzendes Brustgeschirr, um bleibende Gesundheitsschäden zu vermeiden.

Hallo, ich bin Sabine Reincke. Erinnern Sie sich an das erste Mal, als Sie eine Krawatte oder einen engen Rollkragenpullover anhatten? Es war ungewohnt, vielleicht sogar beklemmend. Genau so fühlt sich Ihr Welpe, wenn Sie ihm das erste Mal „das Ding“ umlegen.

Für einen Hund ist es vollkommen unnatürlich, körperlich eingeschränkt zu sein. Sein Instinkt sagt bei Zug: „Gegenzug!“ oder „Flucht!“. Wenn Ihr Welpe also bockt wie ein Esel oder in die Leine beißt wie ein Krokodil, ist er nicht stur. Er ist nur ein normaler Hund. In diesem Artikel zeige ich Ihnen, wie wir aus der Leine von der „Fessel“ zur „Verbindungsschnur“ machen.

⚡ Das Wichtigste in Kürze

  • Geschirr ist Pflicht: Um Verletzungen und negative Verknüpfungen (Schmerz = Leine) zu vermeiden, gehört die Leine ans Brustgeschirr.
  • Trockenübung: Die Gewöhnung beginnt „nackt“ in der Wohnung, ohne dass Sie die Leine überhaupt festhalten.
  • Nicht locken: Wenn der Welpe bockt („parkt“), setzen Sie sich dazu. Locken oder Ziehen verstärkt oft die Blockade.
  • Kontext: Dies ist die Basis-Übung. Wie der Hund später ordentlich läuft, lernen Sie im Artikel Leinenführigkeit oder im großen Welpen-Guide.
Inhaltsverzeichnis (Hier klicken zum Ausklappen)
Ein kleiner Welpe steht im Wohnzimmer und trägt stolz sein neues Geschirr, an dem eine leichte Leine locker auf dem Boden liegt
Erst drinnen üben: Wo keine Ablenkung ist, lernt es sich am schnellsten.

🐾 Aus meiner Praxis

Ich sehe oft Welpenbesitzer mit diesen schweren Roll-Leinen (Flexi-Leinen), die an einem riesigen Kasten hängen. Stellen Sie sich vor, Sie wiegen 4 Kilo und jemand hängt Ihnen einen Ziegelstein an den Hals. Der permanente Zug dieser Leinen (der Rückhol-Mechanismus) lehrt den Welpen genau das Falsche: „Ich muss ziehen, um vorwärts zu kommen.“ Bitte nutzen Sie für die ersten Wochen eine simple, leichte 2-Meter-Leine aus Stoff oder Leder. Das Gefühl ist für den Hund viel angenehmer.

1. Die richtige Ausrüstung

Bevor wir starten: Haben Sie das richtige Equipment? Viele Welpen verweigern das Laufen, weil das Zubehör zwickt oder zu schwer ist.

2. Schritt 1: Die „blinde“ Leine (Drinnen)

Verbinden Sie die Leine mit etwas Tollem. Legen Sie dem Welpen das Geschirr an, haken Sie die Leine ein und – das ist der Trick – lassen Sie die Leine einfach fallen.

Spielen Sie mit dem Welpen, füttern Sie ihn, lassen Sie ihn mit der schleifenden Leine durch die Wohnung tapern (natürlich nur unter Aufsicht, damit er nicht hängenbleibt). Er soll lernen: „Leine dran = Alles ist normal, wir haben Spaß.“

3. Schritt 2: Die ersten Meter draußen

Nehmen Sie die Leine nun in die Hand. Aber: Folgen Sie dem Welpen.

In dieser Phase geht es nicht darum, dass der Hund „Bei Fuß“ läuft. Es geht nur darum, dass er akzeptiert, dass die Reichweite begrenzt ist. Wenn er nach links will, gehen Sie mit. Wenn er schnüffeln will, bleiben Sie stehen.

👉 Ziel: Die Leine soll locker durchhängen (der „Smiley“). Sobald Spannung drauf kommt, bleiben Sie stehen. Sobald sie locker ist, geht es weiter.

Vektor-Grafik: Eine Leine hängt locker zwischen Hand und Hund durch und bildet die Form eines lächelnden Mundes (Smiley)
Der „Leinen-Smiley“: So sollte es aussehen. Keine Spannung zwischen Hand und Hund.

4. Hilfe, er bockt oder beißt!

Der „Esel“ (Welpe bleibt einfach sitzen)

Viele Welpen sind von der Umwelt überwältigt (Reizüberflutung). Sie „parken“ sich.

Falsch: Ziehen, Zupfen, hysterisches Locken („Komm, komm, komm!“). Das bestätigt dem Welpen nur: Hier ist was faul.

Richtig: Setzen Sie sich mit dem Rücken zum Ziel in die Hocke. Schauen Sie in die Gegend. Geben Sie ihm Sicherheit. Wenn er von sich aus einen Schritt macht: Loben!

Das „Krokodil“ (Welpe beißt in die Leine)

Leinenbeißen ist meist ein Zeichen von Stress (Übersprungshandlung) oder Spieltrieb.

Lösung 1: Bieten Sie eine Alternative an (Zerrseil), in die er beißen darf.

Lösung 2: Bleiben Sie stehen und werden Sie „langweilig“. Kein Zerren an der Leine (das ist für den Hund ein tolles Spiel!).

Lösung 3: Nutzen Sie zwei Leinen. Beißt er in die eine, lassen Sie diese fallen (halten sie aber fest) und nehmen Spannung auf die zweite.

Wenn das Krokodil-Verhalten häufig auftritt, ist der Welpe oft überfordert. Kürzen Sie die Spaziergänge.

Nahaufnahme: Ein Karabinerhaken wird sanft in den Ring eines Brustgeschirrs eingehakt, der Welpe wird dabei mit einem Leckerli belohnt
Positive Verknüpfung: Das „Klick“ des Karabiners sollte immer etwas Gutes ankündigen.

Häufige Fragen zur Leinengewöhnung

Ab wann gewöhne ich den Welpen an die Leine?

Sofort ab dem Einzug (ca. 8. Woche). Beginnen Sie aber drinnen in der Wohnung, wo keine Ablenkung herrscht.

Soll ich eine Flexileine benutzen?

Nein, bitte nicht am Anfang. Der permanente Zug des Aufrollmechanismus lehrt den Hund, dass Ziehen notwendig ist, um vorwärts zu kommen. Das erschwert später das Training der Leinenführigkeit enorm.

Mein Welpe kratzt sich ständig am Geschirr.

Das ist am Anfang normal („da ist was am Fell“). Prüfen Sie aber: Sitzt es zu eng? Scheuert es unter den Achseln? Wenn es gut sitzt, ignorieren Sie das Kratzen und lenken Sie ihn mit Spiel ab.

Quellenhinweis: Trainingsansätze zur positiven Gewöhnung basieren auf den Standards der Initiative für gewaltfreies Hundetraining.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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