
Hund trinkt nicht: Ursachen, schnelle Tipps und wann es gefährlich wird
Hund trinkt nicht: Der Dehydrierungs-Check & Tricks von der Expertin
Es ist ein Urinstinkt: Wenn wir krank sind, trinken wir. Wenn Ihr Hund den Wassernapf ignoriert, schrillen bei mir als Sanitäterin sofort die Alarmglocken. Während Futterverweigerung oft „nur“ Übelkeit bedeutet, geht es beim Wasserverzicht an die Substanz.
Vielleicht hat er nur keinen Durst, weil er auf Nassfutter umgestellt wurde? Oder steckt eine schmerzhafte Entzündung im Maul dahinter? In diesem Artikel zeige ich Ihnen, wie Sie innerhalb von Sekunden testen, ob Ihr Hund dehydriert ist, und mit welchen Tricks wir in der Rettungshundearbeit „schlechte Trinker“ motivieren.
📌 Das Wichtigste in Kürze (Fakten-Check)
- Wasserbedarf: Ein gesunder Hund benötigt ca. 50–100 ml Wasser pro kg Körpergewicht täglich (abhängig von Futterart und Aktivität).
- Gefahr: Dehydrierung führt schnell zu Nierenversagen und Kreislaufkollaps.
- Sofort-Test: Der Hautfaltentest (Turgor) zeigt den Flüssigkeitsstatus in Sekunden.
- Häufige Ursachen: Übelkeit (Gastritis), Zahnschmerzen, Stress oder schlichtweg schmutziges Wasser.
Inhaltsverzeichnis ausklappen
Der Sofort-Check: Ist mein Hund dehydriert?
Bevor wir über Ursachen spekulieren, müssen wir den Ist-Zustand prüfen. Ist Ihr Hund bereits ausgetrocknet (dehydriert)? Führen Sie diesen Check durch:
- Der Hautfaltentest (Turgor): Ziehen Sie im Nacken oder an der Schulter des Hundes sanft eine Hautfalte hoch und lassen Sie sie los.
- Gut: Die Haut springt sofort und elastisch zurück.
- Alarm: Die Falte bleibt stehen oder verstreicht nur sehr langsam (wie Knete). -> Sofort zum Tierarzt!
- Der Schleimhaut-Check: Heben Sie die Lefze an und fühlen Sie das Zahnfleisch.
- Gut: Es ist feucht, glatt und rosa. Drücken Sie kurz mit dem Finger drauf – es wird weiß und sofort wieder rosa (Kapilläre Rückfüllzeit < 2 Sek.).
- Alarm: Es ist trocken, klebrig („pappig“) oder blass.
- Die Augen: Wirken die Augen tief liegend oder eingefallen? Das ist ein spätes Zeichen für massiven Flüssigkeitsmangel.

Wie viel muss mein Hund eigentlich trinken?
Oft machen sich Halter unnötig Sorgen, weil sie den Bedarf überschätzen. Der Bedarf variiert stark:
- Trockenfutter-Hunde: Müssen viel trinken, da das Futter kaum Feuchtigkeit enthält.
- Nassfutter/BARF-Hunde: Decken einen Großteil ihres Bedarfs über das Futter (80% Feuchtigkeit). Sie trinken oft kaum sichtbar aus dem Napf.
Faustformel: Rechnen Sie mit 60 ml pro Kilogramm Körpergewicht als Basis. Ein 20 kg Hund braucht also ca. 1,2 Liter Flüssigkeit am Tag (inklusive der Feuchtigkeit im Futter!).
Warum trinkt er nicht? (Medizinisch vs. Verhalten)
Wenn der Bedarf nicht gedeckt wird, müssen wir die Ursache finden. Oft hängt dies mit anderen Symptomen zusammen:
1. Schmerzen und Übelkeit
Ein Hund, dem übel ist, verweigert oft alles. Dies geht häufig einher mit Futterverweigerung oder Symptomen wie bei einem Hund mit Gastritis. Auch starke Zahnschmerzen können das Trinken zur Qual machen.
2. Stress und Unsicherheit
Hat Ihr Hund Unruhe oder Angst? In fremder Umgebung oder nach einem Schock trinken viele Hunde nicht.
3. Ernste Erkrankungen
Kritisch wird es, wenn ein Darmverschluss vorliegt oder der Hund Fieber hat (siehe Körpertemperatur beim Hund . Fieber erhöht den Flüssigkeitsbedarf massiv, während der Hund sich gleichzeitig zu schlapp zum Trinken fühlt – ein Teufelskreis.
🐾 Aus meiner Praxis: Das „Schlabber-Wasser“
Nach langen Einsätzen in der Rettungshundestaffel sind die Hunde oft erschöpft, müssen aber dringend hydrieren. Einfaches Wasser ist dann oft „zu langweilig“. Mein Geheimtipp: Ich gebe einen kleinen Schuss Thunfisch-Saft (im eigenen Saft, nicht in Öl!) oder einen Löffel Joghurt/Quark ins Wasser. Das Wasser wird sofort milchig und riecht verführerisch. Fast jeder Hund trinkt den Napf dann leer. Aber Vorsicht: Nur kleine Mengen beimischen, um keinen Durchfall zu provozieren!
5 Profi-Tricks: So trinkt er wieder
Wenn medizinische Gründe ausgeschlossen sind (oder bis zum Tierarzttermin), können Sie versuchen, das Wasser attraktiver zu machen:
- Geschmack verbessern: Wie oben beschrieben: Ein Löffel Quark oder Leberwurst-Wasser wirkt Wunder.
- Mehrere Näpfe: Stellen Sie an verschiedenen Orten Wasser bereit. Manche Hunde mögen Keramik lieber als Metall (Metall kann spiegeln oder komisch riechen).
- Wasser aufwerten: Geben Sie lauwarmes Wasser direkt über das Futter („Suppe“).
- Laufendes Wasser: Manche Hunde lieben Trinkbrunnen, da sie stehendes Wasser instinktiv meiden.
- Eiswürfel: Im Sommer lutschen viele Hunde gerne Eiswürfel – eine spielerische Art der Hydrierung.

Häufige Fragen (FAQ)
Wie lange kann ein Hund ohne Wasser überleben?
Ein Hund kann theoretisch 2-3 Tage ohne Wasser überleben, aber bereits nach 24 Stunden treten schwere Schäden an den Nieren auf. Handeln Sie spätestens nach einem Tag ohne Flüssigkeitsaufnahme.
Darf ich meinem Hund Wasser mit einer Spritze geben?
Ja, im Notfall können Sie Wasser vorsichtig (!) seitlich in die Backentasche spritzen (ohne Nadel). Achten Sie darauf, dass er sich nicht verschluckt, um keine Lungenentzündung zu riskieren.
Warum trinkt mein Hund nach der Narkose nicht?
Übelkeit ist eine häufige Nebenwirkung von Narkosen. Bieten Sie ihm kleine Mengen Wasser an, zwingen Sie ihn aber nicht, da dies Erbrechen auslösen könnte.
Quellenhinweis: Die physiologischen Grundlagen zum Wasserbedarf basieren auf Standards der Kleintiermedizin. Für weiterführende Informationen zur Nierenfunktion und Dehydrierung empfehlen wir die Fachartikel der Tierklinik.de oder die Richtlinien der WSAVA.



