Hund sieht Teller mit Thunfisch

Dürfen Hunde Thunfisch essen? Quecksilber-Gefahr und Fütterungstabelle

⚠️ Medizinischer Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine tierärztliche Diagnose. Bei Verdacht auf eine Quecksilbervergiftung oder starke allergische Reaktionen suchen Sie bitte umgehend einen Tierarzt auf.

Der Geruch ist für fast jede Hundenase unwiderstehlich. Sobald Sie die Dose öffnen, steht Ihr Vierbeiner erwartungsvoll in der Küche. Thunfisch gilt als Proteinbombe für uns Menschen – doch ist er auch sicher für Ihren Hund?

Ich bin Sabine Reincke. Als Hundetrainerin und langjährige Einsatzkraft in der Rettungshundestaffel kenne ich den schmalen Grat zwischen „gesunder Belohnung“ und „gesundheitlichem Risiko“. Die kurze Antwort lautet: Ja, Hunde dürfen Thunfisch essen – aber nur in winzigen Mengen und unter strengen Auflagen. Warum die Dose aus dem Supermarkt oft gefährlicher ist als gedacht, erfahren Sie hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gefahr Schwermetalle: Thunfisch reichert als Raubfisch Quecksilber an. Eine dauerhafte Fütterung kann zu Nervenschäden führen.
  • Salz-Falle: Dosen-Thunfisch enthält oft extrem viel Salz, was Nieren und Herz belastet.
  • Öl ist tabu: In Öl eingelegter Fisch führt schnell zu Durchfall oder Pankreatitis.
  • Erlaubte Menge: Nur als seltener „Jackpot“. Für einen 20kg-Hund maximal 1 Esslöffel pro Woche (siehe Tabelle).
  • Zubereitung: Nur im eigenen Saft (gründlich abgewaschen) oder frisch gekocht. Niemals roh oder gewürzt.
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Die 3 Haupt-Risiken: Quecksilber, Salz & Öl

Thunfisch liefert zwar Omega-3-Fettsäuren und Proteine, doch für Hunde überwiegen meist die Nachteile. Wir müssen hier differenzieren zwischen dem Fisch selbst und der Art der Konservierung.

Infografik zu den Risiken von Thunfisch für Hunde: Quecksilber, Salz und Öl visualisiert
Vorsicht bei der Dose: Das Öl und das Salz sind oft gefährlicher als der Fisch selbst.

1. Die Quecksilber-Falle (Bioakkumulation)

Thunfische sind langlebige Raubfische am Ende der Nahrungskette. Sie fressen kleinere Fische und nehmen deren Schadstoffe auf. Das Schwermetall Quecksilber lagert sich im Gewebe ab. Da Hunde deutlich weniger Körpermasse haben als wir Menschen, wird eine toxische Grenze viel schneller erreicht. Symptome einer schleichenden Vergiftung können Koordinationsstörungen, Haarausfall oder Nierenprobleme sein.

2. Verstecktes Salz in der Dose

Handelsüblicher Dosen-Thunfisch ist konserviert. Selbst die Variante „im eigenen Saft“ enthält oft zugesetztes Salz. Ein Überschuss an Natrium belastet das Hundeherz und die Nieren massiv. Wenn Sie Thunfisch aus der Dose füttern wollen: Spülen Sie ihn gründlich in einem Sieb mit Wasser ab.

3. Die Gefahr der Pankreatitis durch Öl

Thunfisch in Sonnenblumen- oder Olivenöl ist für den Hundenapf absolut ungeeignet. Der extrem hohe Fettgehalt kann zu akutem Durchfall führen. Schlimmer noch: Regelmäßige fettreiche Gaben begünstigen eine Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) – ein schmerzhafter Notfall.

Möchten Sie wissen, welche Lebensmittel noch gefährlich sein können? Werfen Sie einen Blick auf unsere große Lebensmittel-Liste mit Ampel-System.

🐾 Aus meiner Praxis

In meiner Zeit bei der Rettungshundestaffel haben wir Thunfisch selten als normale Belohnung genutzt – er ist einfach zu salzig. Aber er hat einen entscheidenden Vorteil: Der starke Eigengeruch.

Ich nutze Thunfisch (im eigenen Saft, gut gewässert!) oft als „Super-Trick“, wenn ein Hund Medikamente nehmen muss. Eine Tablette, versteckt in einer kleinen Kugel aus Thunfisch und etwas Quark, wird fast immer anstandslos geschluckt. Hier heiligt der Zweck die Mittel – solange es bei dieser winzigen Menge bleibt.

Tabelle: Wie viel Thunfisch ist erlaubt?

Die Dosis macht das Gift. Sehen Sie Thunfisch bitte niemals als Hauptmahlzeit, sondern höchstens als seltenes „Topping“ oder besonderen Jackpot.

HundegrößeGewichtMax. Menge (pro Woche!)
Sehr klein (z.B. Chihuahua)bis 5 kgca. 1 Teelöffel
Klein (z.B. Jack Russell)5 – 10 kgca. 1 – 2 Teelöffel
Mittel (z.B. Cocker Spaniel)11 – 25 kgca. 1 Esslöffel
Groß (z.B. Labrador)über 25 kgmax. 2 Esslöffel

Wichtig: Für Welpen, Senioren oder Hunde mit Nierenerkrankungen ist Thunfisch aufgrund der Belastung komplett ungeeignet. Greifen Sie hier lieber auf spezielle geeignete Leckerlis zurück.

Sichere Alternativen & Zubereitung

Wenn Sie Ihrem Hund die gesunden Omega-3-Fettsäuren bieten wollen, ohne das Quecksilber-Risiko einzugehen, gibt es bessere Fische. Fischarten, die in der Nahrungskette weiter unten stehen und kürzer leben, sind deutlich weniger belastet.

  • Sprotten & Sardinen: Klein, grätenarm und nährstoffreich.
  • Lachs: Gekocht eine hervorragende Quelle für gesunde Fette (Achtung: Niemals roh wegen der „Lachsvergiftung“ durch Rickettsien bei pazifischem Lachs, in Europa seltener, aber Vorsicht ist besser).
  • Lachsöl: Als Nahrungsergänzungsmittel die sicherste und einfachste Methode für glänzendes Fell.

Falls es doch Thunfisch sein soll: Kaufen Sie Dosenfisch im eigenen Saft (ohne Salz-Zusatz, wenn möglich) und waschen Sie ihn gründlich aus. Frischer Thunfisch muss immer durchgegart werden, um Parasiten abzutöten.


Häufig gestellte Fragen zu Thunfisch für Hunde

Ist Thunfisch in Öl giftig für Hunde?

Nicht direkt giftig, aber sehr ungesund. Der hohe Fettgehalt kann zu schwerem Durchfall, Erbrechen und im schlimmsten Fall zu einer Pankreatitis führen. Füttern Sie niemals den öligen Sud mit.

Dürfen Hunde rohen Thunfisch (Sushi) essen?

Nein. Roher Fisch enthält das Enzym Thiaminase, das Vitamin B1 im Körper zerstört. Zudem besteht die Gefahr von Parasiten (Nematoden). Garen Sie frischen Fisch immer durch.

Mein Hund hat eine ganze Dose Thunfisch gefressen – was tun?

Bei einer einmaligen „Sünde“ droht meist keine Quecksilbervergiftung. Das Problem ist das Salz und das Öl. Stellen Sie viel frisches Wasser bereit, da der Hund extremen Durst bekommen wird. Beobachten Sie ihn auf Erbrechen oder Durchfall. Bei kleinen Hunden oder Krankheitssymptomen kontaktieren Sie den Tierarzt.

Quellenhinweis & Weiterführende Informationen:
Die Warnhinweise bezüglich der Quecksilberbelastung in Raubfischen basieren auf toxikologischen Grenzwerten. Detaillierte Daten zu Quecksilberkonzentrationen in Speisefischen finden Sie unter anderem bei der U.S. Food and Drug Administration (FDA) oder beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine ist das Herz und der Kopf hinter Hundeuniversum. Als Einsatzsanitäterin und langjährige Ausbilderin in einer Rettungshundestaffel (DRK) verbindet sie medizinisches Fachwissen mit echter Praxiserfahrung. Ihr Ziel: Hundebesitzern faktenbasiertes Wissen und Sicherheit zu geben – ohne Mythen, dafür mit viel Herz und Verstand.

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