Dürfen Hunde wirklich Honig essen

Dürfen Hunde Honig essen? Ja, aber nur erwachsene Hunde (Botulismus)!

⚠️ Medizinischer Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine tierärztliche Diagnose. Welpen unter 12 Monaten dürfen keinesfalls rohen Honig erhalten (Botulismus-Gefahr). Bei Diabetes oder Übergewicht ist Honig generell tabu.

Es ist ein klassisches Bild: Sie sitzen beim Frühstück, das Honigbrot duftet, und Ihr Hund schaut Sie mit großen Augen an. Ein kleiner Klecks vom Löffel kann doch nicht schaden, oder?

Ich bin Sabine Reincke. Als Hundetrainerin und Sanitäterin kenne ich die medizinischen Hintergründe genau. Die Antwort ist zweigeteilt: Ja, gesunde, erwachsene Hunde dürfen Honig in Maßen naschen. Aber für Welpen kann der gleiche Löffel lebensgefährlich sein. Warum das so ist und wann Honig sogar als Heilmittel taugt, erkläre ich Ihnen hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Erwachsene Hunde: Ja, in kleinen Mengen erlaubt. Wirkt antibakteriell und liefert schnelle Energie.
  • Welpen (unter 1 Jahr): ❌ Absolutes Tabu! Roher Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten, die den unreifen Darm lähmen (Säuglingsbotulismus).
  • Menge: Maximal 1 Teelöffel pro Tag (großer Hund), deutlich weniger bei kleinen Rassen.
  • Nutzen: Hilft bei leichtem Husten („Kennel Cough“) oder äußerlich bei kleinen Wunden (Manuka).
  • Risiko: Hoher Zuckergehalt schadet Zähnen und fördert Übergewicht. Diabetiker-Hunde dürfen keinen Honig essen.

Dieser Artikel ist Teil unserer großen Ernährungs-Serie. Den kompletten Überblick über alle Lebensmittel (mit Ampel-System) finden Sie hier: Was dürfen Hunde essen? (Große Tabelle)

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Die Heilkraft: Energie & Hustenstiller

Hochwertiger, kaltgeschleuderter Honig ist mehr als nur Zucker. Er enthält Enzyme, Vitamine (C, B-Komplex) und Antioxidantien. Für erwachsene Hunde kann er in zwei Situationen sehr hilfreich sein:

  1. Bei Erschöpfung: Nach extremer körperlicher Anstrengung (z.B. Rettungshundearbeit oder langer Sport) füllt Honig die Glykogenspeicher schnell wieder auf.
  2. Bei Erkältung: Honig legt sich wie ein Balsam über die gereizten Schleimhäute. Er lindert den Hustenreiz bei leichtem Zwingerhusten oder Halsentzündungen.

Tödliche Gefahr für Welpen (Botulismus)

Das ist der wichtigste Punkt dieses Artikels. Roher Naturhonig kann Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum enthalten. Das ist natürlich und für Erwachsene (Mensch und Hund) völlig harmlos, da die Magensäure und eine stabile Darmflora die Sporen vernichten.

Aber: Der Darm eines Welpen ist noch nicht voll entwickelt. Die Sporen können dort auskeimen und ein starkes Nervengift produzieren. Dies führt zum sogenannten Säuglingsbotulismus, der Lähmungen verursacht und tödlich enden kann. Gehen Sie dieses Risiko niemals ein.

Infografik zeigt: Erwachsener Hund mit grünem Haken (Darmflora stabil), Welpe mit rotem Warnschild und Bakterien-Symbol (Botulismus-Gefahr)
Der entscheidende Unterschied: Welpen fehlt die Abwehrkraft gegen die Bakteriensporen.

Spezialfall: Manuka-Honig

Manuka-Honig aus Neuseeland spielt in einer eigenen Liga. Er enthält extrem hohe Konzentrationen von Methylglyoxal (MGO), was ihm eine nachgewiesene antibiotische Wirkung verleiht. Ich nutze ihn seltener zum Füttern (zu teuer!), sondern für die äußerliche Anwendung.

Bei kleinen Schnittwunden, Hot Spots oder leichten Verbrennungen wirkt Manuka-Honig desinfizierend und fördert die Wundheilung. Achten Sie auf einen MGO-Wert von mindestens 100+, besser 400+ für medizinische Zwecke.

🐾 Aus meiner Praxis

Vor einigen Wintern ging in meiner Trainingsgruppe der Zwingerhusten um. Viele Hunde husteten trocken und würgten Schleim hoch. Natürlich gehörten die schweren Fälle zum Tierarzt. Aber zur Linderung der Symptome habe ich den Haltern meinen „Hunde-Tee“ empfohlen:

Lauwarmer Fencheltee mit einem halben Teelöffel hochwertigem Honig. Die meisten Hunde schlabbern das gerne weg, und der Honig beruhigt den Hals sofort spürbar. Eine einfache, aber effektive Unterstützung aus der Naturheilkunde.

Tabelle: Die richtige Dosierung

Honig ist fast reiner Zucker. Zu viel davon führt zu Übergewicht, Karies und Durchfall. Nutzen Sie ihn als Medizin oder seltenes Leckerli, nicht als Nahrungsmittel.

HundegrößeMax. Menge (pro Tag, bei Bedarf)Hinweis
Klein (z.B. Dackel)1 Messerspitze bis 1/2 TeelöffelVorsicht Kalorien!
Mittel (z.B. Aussie)1 TeelöffelGut bei Hustenreiz.
Groß (z.B. Bernhardiner)1 EsslöffelNicht bei Übergewicht.

Häufig gestellte Fragen zu Honig für Hunde

Hilft lokaler Honig gegen Pollenallergie beim Hund?

Die Theorie besagt, dass kleine Mengen Pollen im regionalen Honig das Immunsystem desensibilisieren (Hyposensibilisierung). Wissenschaftlich ist das bei Hunden nicht eindeutig belegt, aber viele Halter berichten von positiven Effekten. Es schadet meist nicht, es zu versuchen – sprechen Sie aber vorher mit dem Tierarzt.

Dürfen Hunde mit Diabetes Honig essen?

Nein. Honig lässt den Blutzuckerspiegel extrem schnell ansteigen. Für Hunde mit Diabetes mellitus ist er gefährlich und sollte komplett vom Speiseplan gestrichen werden.

Was ist mit Ahornsirup oder Agavendicksaft?

Beides ist für Hunde ungiftig, aber ernährungsphysiologisch unnötig (reiner Zucker). Achtung bei „zuckerfreien“ Sirupen: Prüfen Sie unbedingt auf Xylit (Birkenzucker), da dieser für Hunde tödlich ist.

Quellenhinweis & Weiterführende Informationen:
Informationen zu Botulismus-Risiken bei rohem Honig und Säuglingen/Welpen basieren auf mikrobiologischen Daten. Details zur Sicherheit von Lebensmitteln finden Sie u.a. beim Robert Koch-Institut (RKI) (Humanmedizin, übertragbar auf Säugetiere bzgl. Sporen) oder veterinärmedizinischen Portalen wie Vetpharm.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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