

Ein Welpe zieht ein und mit ihm die Frage: Wie viel Bewegung ist gesund und was könnte schaden? Viele frischgebackene Hundebesitzer sind unsicher. Sie möchten ihren kleinen Entdecker artgerecht auslasten, ohne ihn jedoch körperlich zu überfordern. Die richtige Balance ist entscheidend für ein gesundes Wachstum.
Keine Sorge, mit diesem Gefühl sind Sie nicht allein. Als langjährige Expertin in der Hundeausbildung, unter anderem in der DRK Rettungshundestaffel, habe ich unzählige junge Hunde auf ihrem Weg zum erwachsenen Begleiter begleitet. Die wichtigste Grundlage ist eine einfache, aber effektive Faustregel, die wir uns gleich genauer ansehen werden. Dieser Artikel gibt Ihnen klare, praxiserprobte Richtlinien an die Hand, um Ihren Welpen sicher und gesund durch die aufregende Wachstumsphase zu führen.
Inhaltsverzeichnis:
Ein Welpenkörper ist eine faszinierende Baustelle. Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder befinden sich mitten im Wachstum. Die sogenannten Wachstumsfugen (Epiphysenfugen), die für das Längenwachstum der Knochen verantwortlich sind, sind noch weich und schließen sich erst mit der Geschlechtsreife. Eine zu frühe oder zu intensive Belastung durch lange Spaziergänge, wilde Sprünge oder abruptes Stoppen kann zu irreparablen Schäden führen. Dazu gehören Gelenkerkrankungen wie Hüftgelenks- (HD) oder Ellenbogendysplasie (ED), die dem Hund ein Leben lang Schmerzen bereiten können.
Das Ziel ist also: Den natürlichen Bewegungsdrang zu fördern und die Muskulatur zu stärken, ohne den unreifen Bewegungsapparat zu überlasten. Mehr Informationen zur Gelenkgesundheit bei jungen Hunden finden Sie beispielsweise bei der Tierklinik-Gruppe AniCura, einer anerkannten Autorität auf diesem Gebiet.
Eine bewährte Faustregel, die Ihnen als Orientierung dient, ist die sogenannte 5-Minuten-Regel. Sie ist ein hervorragender Ausgangspunkt, um eine Überforderung zu vermeiden.
Das bedeutet konkret für das Alter Ihres Welpen:
Alter des Welpen | Maximale Spaziergang-Dauer am Stück |
8 Wochen (2 Monate) | ca. 10 Minuten |
12 Wochen (3 Monate) | ca. 15 Minuten |
16 Wochen (4 Monate) | ca. 20 Minuten |
6 Monate | ca. 30 Minuten |
Wichtig: Diese Regel bezieht sich auf strukturierte Spaziergänge an der Leine. Freies Spiel im Garten, bei dem der Welpe sein Tempo selbst bestimmen und jederzeit Pausen einlegen kann, zählt hier nicht im selben Maß dazu. Jeder Welpe ist individuell, daher sollten Sie immer auf die Signale Ihres Hundes achten.
Bewegung ist nicht gleich Bewegung. Für eine gesunde Entwicklung braucht Ihr Welpe eine Mischung aus verschiedenen Aktivitäten, die ihn sowohl körperlich als auch geistig fordern, ohne ihn zu überlasten.
Manche Aktivitäten sind für den wachsenden Hundekörper Gift. Bitte vermeiden Sie Folgendes, bis Ihr Hund körperlich weitestgehend ausgewachsen ist:
Ihr Welpe wird Ihnen selten von sich aus sagen: „Stopp, es reicht!“. Oft drehen übermüdete Welpen erst richtig auf. Achten Sie daher genau auf die Körpersprache Ihres Hundes. Folgende Symptome zeigen eine Überanstrengung an:
Wenn Sie eines dieser Anzeichen bemerken, beenden Sie die Aktivität sofort und gönnen Sie Ihrem Welpen eine ausgiebige Ruhepause. Denken Sie daran: Welpen benötigen bis zu 20 Stunden Schlaf und Ruhe am Tag, um die ganzen neuen Eindrücke zu verarbeiten.
Die richtige Dosis an Bewegung legt den Grundstein für ein langes und gesundes Hundeleben. Nutzen Sie die 5-Minuten-Regel als sicheren Leitfaden und ergänzen Sie die kurzen Spaziergänge durch freies Spiel und kleine Denkaufgaben. Beobachten Sie Ihren Welpen genau und lernen Sie, seine individuellen Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Indem Sie die Aktivität langsam und an das Wachstum angepasst steigern, schenken Sie Ihrem vierbeinigen Freund den bestmöglichen Start ins Leben.
Ein junger Welpe (8-12 Wochen) muss etwa alle 2 Stunden raus, auch nachts. Dies dient primär der Stubenreinheit, nicht der Bewegung. Die eigentlichen Spaziergänge zur Erkundung sollten sich an der 5-Minuten-Regel orientieren und 2-4 Mal täglich stattfinden, zusätzlich zu den kurzen „Löse-Runden“.
Anzeichen für Unterforderung können zerstörerisches Verhalten (z.B. Kauen an Möbeln), ständiges Bellen, übermäßiges Anspringen oder allgemeine Unruhe sein. Bevor Sie die körperliche Bewegung erhöhen, versuchen Sie es mit mehr mentaler Auslastung wie Suchspielen, einfachen Tricks oder einem Kauartikel zur Beruhigung.
Sobald der Welpe einen grundlegenden Impfschutz hat (ca. ab der 12. Woche), kann er kontrollierten Kontakt zu gut sozialisierten, gesunden und welpen-erfahrenen erwachsenen Hunden haben. Welpenspielgruppen sind ideal. Achten Sie darauf, dass Ihr Welpe nicht von anderen Hunden „gemobbt“ oder überrannt wird. Die Spielzeit sollte kurz sein (5-10 Minuten) und immer positiv enden.
Beides ist wichtig, aber im Welpenalter hat die geistige Auslastung und das soziale Lernen eine höhere Priorität als intensive körperliche Bewegung. Kurze Trainingseinheiten von wenigen Minuten, das Erkunden neuer Umgebungen und positive Sozialkontakte sind für die Entwicklung des Gehirns und eines stabilen Wesens wichtiger als lange Wanderungen.