
Hunde Würmer: Symptome, Ansteckung & das ESCCAP-Schema
Es ist ein Thema, über das niemand gerne beim Abendessen spricht, das aber jeden Hundehalter betrifft: Würmer. Als Sanitäterin und Hundetrainerin sehe ich oft zwei Extreme: Die einen stopfen ihren Hund monatlich blind mit Chemie voll, die anderen schwören auf Kokosflocken und riskieren damit die Gesundheit ihrer Enkelkinder.
Die Wahrheit liegt – wie so oft – in der Wissenschaft. Würmer sind nicht nur eklig, sie rauben dem Hund Nährstoffe und können im schlimmsten Fall Organe zerstören. In diesem Artikel klären wir, wie Sie einen Befall erkennen (Stichwort: „Schlittenfahren“) und wie oft Sie wirklich entwurmen müssen.
📌 Das Wichtigste in Kürze (Fakten-Check)
- Häufigste Arten: Spulwürmer (sehen aus wie Spaghetti) und Bandwürmer (sehen aus wie Reiskörner).
- Übertragung: Durch Aufnahme von Kot, Flöhe (Bandwurm!), rohes Fleisch oder Muttermilch.
- Wurmkur: Wirkt nicht vorbeugend! Sie tötet nur die Würmer ab, die jetzt gerade im Hund sind.
- Strategie: Entweder regelmäßig entwurmen (nach Risikogruppe A-D) oder regelmäßig Kot untersuchen lassen (Sammelprobe).
Inhaltsverzeichnis ausklappen
Symptome: Schlittenfahren & der „Spaghetti-Kot“
Ein leichter Wurmbefall bleibt oft symptomlos. Doch wenn sich die Parasiten vermehren, zeigt der Körper Warnsignale:
- Achte darauf
- „Schlittenfahren“: Der Hund rutscht mit dem Po über den Boden. Grund: Juckreiz am After durch austretende Wurmglieder. Achtung: Das kann auch auf volle Analdrüsen hindeuten!
- Veränderter Kot: Durchfall, Schleim oder sichtbare Würmer. Spulwürmer sehen aus wie weiße Spaghetti, Bandwurmglieder wie kleine, bewegliche Reiskörner oder Gurkenkerne.
- Aufgeblähter Bauch: Besonders bei Welpen („Wurmbauch“), obwohl sie mager wirken.
- Stumpfes Fell & Gewichtsverlust: Die Parasiten fressen dem Hund die Nährstoffe weg.
- Husten: Larven von Spulwürmern (oder Herzwürmern wandern durch die Lunge und reizen die Atemwege.

Die Übeltäter: Spulwurm, Bandwurm & Co.
Es gibt unzählige Parasiten, aber diese drei müssen Sie kennen:
1. Spulwürmer (Toxocara canis)
Fast jeder Welpe hat sie (Übertragung über die Mutter). Sie sind gefährlich, weil ihre Larven im Körper wandern. Für Menschen (Kinder!) sind sie eine Gefahr, da die Larven auch im menschlichen Auge oder Gehirn Schäden anrichten können.
2. Bandwürmer (z.B. Gurkenkernbandwurm)
Sie heften sich an die Darmwand. Wichtig: Der häufigste Überträger ist der Floh! Wenn Ihr Hund Flöhe hat (oder hatte), hat er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Bandwürmer. Behandeln Sie immer beides (siehe Milben & Parasiten).
3. Giardien
Keine Würmer, sondern Einzeller, aber oft im selben Atemzug genannt. Sie verursachen hartnäckigen, schleimigen Durchfall.
Wie infiziert sich der Hund? (Die Floh-Falle)
Hunde erkunden die Welt mit der Schnauze. Das Risiko lauert überall:
- Kot fressen: Wenn Ihr Welpe Kot frisst (von Artgenossen oder Wildtieren), nimmt er Wurmeier auf.
- Mäuse jagen: Mäuse sind Zwischenwirte für den Fuchsbandwurm.
- Flöhe: Zerbeißt der Hund einen Floh bei der Fellpflege, schluckt er die Bandwurmlarve im Floh.
- Rohes Fleisch: Ungekochtes Fleisch (BARF) kann Parasiten enthalten, wenn es nicht ausreichend tiefgefroren war.
🐾 Aus meiner Praxis: Der „sandkasten“-Fall
Eine Familie kam zu mir, weil ihr Kind immer wieder unerklärliche Bauchschmerzen hatte. Der Kinderarzt fand schließlich Spulwurm-Larven. Die Familie dachte, ihr Hund sei „sauber“, weil er nie Würmer im Kot hatte. Das ist der Trugschluss: Würmer sieht man oft erst, wenn der Befall massiv ist. Die Eier sind mikroskopisch klein. Da der Hund im Bett der Kinder schlief und nicht regelmäßig entwurmt wurde, kam es zur Übertragung. Mein Appell: Wer eng mit dem Hund kuschelt, muss engmaschig vorsorgen!
Wurmkur oder Kotprobe? Das ESCCAP-Schema
Wie oft Sie entwurmen müssen, hängt von Ihrem Lebensstil ab. Die Expertenvereinigung ESCCAP unterscheidet vier Risikogruppen:
| Risiko | Lebensstil des Hundes | Empfehlung (Kur oder Test) |
|---|---|---|
| Niedrig | Kein Freilauf, kein Kontakt zu Artgenossen, frisst nur Fertigfutter (sehr selten). | 1-2x im Jahr |
| Mittel | Normaler Auslauf, Hundekontakt, schnüffelt an Kot. | 4x im Jahr (alle 3 Monate) |
| Hoch | Frisst Kot/Aas, jagt Mäuse, wird gebarft. | Monatlich (alle 4 Wochen) |
| Spezial | Hund lebt eng mit Kleinkindern oder immungeschwächten Personen zusammen. | Monatlich (zum Schutz des Menschen!) |
Die Alternative (Kotprobe): Sie können statt der Tablette auch Kot von 3 aufeinanderfolgenden Tagen sammeln und beim Tierarzt untersuchen lassen. Ist der Befund negativ, sparen Sie die Chemie. Ist er positiv, müssen Sie gezielt behandeln.
Häufige Fragen (FAQ)
Helfen Kokosöl oder Karotten gegen Würmer?
Nein, nicht zuverlässig. Sie können das Darmmilieu leicht verändern, töten aber bei einem echten Befall die Würmer nicht ab. Bei hohem Infektionsdruck (z.B. Fuchsbandwurm) ist der Verlass auf Hausmittel fahrlässig.
Warum muss ich den Hund entwurmen, bevor ich ihn impfe?
Ein Wurmbefall schwächt das Immunsystem. Wenn der Körper mit Parasiten beschäftigt ist, kann er nicht genügend Antikörper auf die Impfung bilden. Daher gilt: Erst entwurmen (ca. 1 Woche vorher), dann impfen.
Macht eine Wurmkur den Hund krank (Nebenwirkungen)?
Moderne Mittel sind meist gut verträglich. Selten kann es zu kurzzeitigem Durchfall oder Erbrechen kommen. Der Schaden durch einen massiven Wurmbefall ist jedoch fast immer größer als das Risiko der Tablette.
Quellenhinweis: Die Empfehlungen zu Entwurmungsintervallen basieren auf den Leitlinien des ESCCAP Deutschland e.V. (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites).


