

Der Chihuahua ist unbestreitbar einer der bekanntesten kleinen Hunde der Welt. Oft wird er als Schoßhündchen oder Modeaccessoire missverstanden, doch wer sich näher mit dieser besonderen Rasse beschäftigt, entdeckt schnell: Hinter der geringen Größe steckt ein Hund mit riesigem Charakter und einer faszinierenden Geschichte. Als Hundeexpertin mit über 15 Jahren Erfahrung, unter anderem in der anspruchsvollen Arbeit bei der DRK Rettungshundestaffel, weiß ich: Jeder Hund, unabhängig von seiner Größe, hat komplexe Bedürfnisse und verdient es, als vollwertiger Partner ernst genommen zu werden.
In diesem umfassenden Rasseportrait führe ich Sie durch die Welt des Chihuahuas. Wir beleuchten seine geheimnisvolle Herkunft, seinen mutigen Charakter, die speziellen Anforderungen an Pflege und Gesundheit sowie entscheidende Aspekte der Erziehung. Mein Ziel ist es, Ihnen fundierte Informationen zu liefern, damit Sie entscheiden können, ob dieser charmante und temperamentvolle Vierbeiner zu Ihrem Leben passt.
Inhaltsverzeichnis:
Rassenname | Chihuahua |
Herkunft | Mexiko (Provinz Chihuahua) |
FCI-Standard | Gruppe 9, Sektion 6, Standard Nr. 218 |
Größe | 15 – 23 cm (nicht im Standard festgelegt) |
Gewicht | Ideal: 1,5 – 3 kg |
Lebenserwartung | 14 – 18 Jahre (oft auch älter) |
Charakter | Mutig, loyal, lebhaft, intelligent, wachsam, anhänglich |
Fellvarianten | Kurzhaar und Langhaar |
Farben | Alle Farben und Kombinationen erlaubt (außer Merle) |
Pflegeaufwand | Gering (Kurzhaar) bis mittel (Langhaar) |
Bewegungsbedarf | Mittel, liebt Spaziergänge und geistige Auslastung |
Für Anfänger geeignet? | Ja, bei konsequenter Erziehung und Verständnis für die Rasse |
Der Chihuahua stammt, wie sein Name schon verrät, aus der gleichnamigen Provinz Chihuahua in Mexiko. Seine genaue Herkunft ist geheimnisvoll und reicht vermutlich bis zu den Techichi-Hunden der Tolteken und später der Azteken zurück. Diese kleinen Hunde galten als heilig und spielten eine wichtige Rolle in religiösen Zeremonien. Diese tiefen historischen Wurzeln in der Kultur Mittelamerikas machen den Chihuahua zu einer der ältesten Hunderassen des amerikanischen Kontinents.
Das markanteste Merkmal des Chihuahuas ist seine geringe Größe, die ihn zum kleinsten Hund der Welt macht. Doch sein Erscheinungsbild hat weit mehr zu bieten.
Den Chihuahua gibt es in zwei offiziellen Felltypen, die beide ihren eigenen Charme haben:
Wer einen Chihuahua nur auf seine Größe reduziert, unterschätzt diese Rasse gewaltig. Sein Charakter ist es, was ihn wirklich einzigartig macht.
Die größte Falle bei der Chihuahua-Erziehung ist seine Niedlichkeit. Doch verhätscheln führt zu unerwünschtem Verhalten wie Kläffen oder Eifersucht. Ein Chihuahua ist ein vollwertiger Hund und braucht klare Regeln.
Ja, ein Chihuahua kann lernen, für einige Stunden alleine zu bleiben. Aufgrund seiner starken Bindung an den Menschen muss dies jedoch kleinschrittig und positiv trainiert werden. Beginnen Sie mit sehr kurzen Abwesenheiten und steigern Sie die Dauer langsam. Ein unausgelasteter Chihuahua, der plötzlich alleine gelassen wird, neigt zu Trennungsstress, der sich durch Bellen oder Zerstörungswut äußern kann. Ziel sollten nie mehr als 4-5 Stunden am Stück sein.
Chihuahuas sind keine Couch-Potatoes! Sie benötigen tägliche Spaziergänge und vor allem geistige Auslastung, um glücklich zu sein. Intelligenzspielzeug, Suchspiele oder das Erlernen kleiner Tricks sind ideal, um sie zu fordern.
Chihuahuas gehören zu den langlebigsten Hunderassen. Dennoch gibt es einige gesundheitliche Probleme, auf die man als Halter achten sollte. Die Wahl eines seriösen Züchters, der Elterntiere auf Erbkrankheiten untersucht, ist die beste Prävention.
Die Entscheidung für einen Welpen ist eine für viele Jahre. Kaufen Sie niemals aus Mitleid oder von dubiosen Anbietern im Internet! Ein seriöser Züchter, der Mitglied in einem VDH-anerkannten Verein ist, legt Wert auf Gesundheit und Sozialisierung.
Die Kosten für einen gesunden und gut sozialisierten Chihuahua-Welpen von einem seriösen Züchter liegen meist zwischen 1.500 € und 2.500 €. Hinzu kommen laufende monatliche Kosten für Futter, Tierarzt, Versicherung und Zubehör von etwa 50 € – 100 €, je nach Bedarf.
Der Chihuahua ist ein wunderbarer Begleiter, aber er passt nicht in jedes Leben. Er ist mehr als nur ein Schoßhund – er ist ein vollwertiger Hund in einer kleinen Verpackung.
Wenn Sie bereit sind, die Verantwortung für dieses kleine Energiebündel zu übernehmen, wird der Chihuahua Ihr Leben mit seiner riesigen Persönlichkeit und unendlichen Zuneigung bereichern.
Chihuahuas sind von Natur aus wachsam und neigen daher zum Bellen. Ob ein Chihuahua zum „Kläffer“ wird, hängt aber fast ausschließlich von der Erziehung ab. Mit konsequentem Training von Anfang an kann man das Bellen sehr gut kontrollieren. Es ist wichtig, dem Hund Sicherheit zu geben und ihm beizubringen, dass er nicht für jedes Geräusch verantwortlich ist.
Ein erwachsener, gut trainierter Chihuahua kann nach schrittweiser Gewöhnung für etwa 4 bis 5 Stunden alleine bleiben. Aufgrund ihrer starken Menschenbezogenheit leiden sie jedoch schnell unter Trennungsstress. Sie sind keine Hunde, die regelmäßig den ganzen Arbeitstag alleine verbringen sollten.
Ein Chihuahua kann ein guter Familienhund sein, aber idealerweise für Familien mit älteren, verständnisvollen Kindern. Aufgrund seiner geringen Größe und Zerbrechlichkeit ist er für Haushalte mit Kleinkindern, die den Umgang mit einem so kleinen Tier noch nicht einschätzen können, weniger geeignet. Die Verletzungsgefahr für den Hund ist zu hoch.
Der „Apfelkopf“ mit einem ausgeprägten Stop (Winkel zwischen Stirn und Nase) ist das vom FCI-Rassestandard geforderte Merkmal. Der „Rehkopf“ (oder engl. „Deer Head“) bezeichnet einen Typ mit längerem Schädel und weniger ausgeprägtem Stop, der oft als robuster gilt, aber nicht dem offiziellen Zuchtideal entspricht.