Staupe bei Hunden Symptome

Staupe beim Hund: Symptome, Verlauf und warum die Impfung Pflicht ist

⚠️ Wichtiger Impf-Hinweis: Staupe ist eine hoch ansteckende und oft tödliche Viruserkrankung. Es gibt keine Heilung gegen das Virus selbst, nur eine symptomatische Behandlung. Der einzige sichere Schutz ist die Impfung (Core-Komponente SHP). Bei unklarem Fieber und eitrigem Nasenausfluss: Sofort isolieren und zum Tierarzt!

Lange dachten wir, die Staupe sei Geschichte. Doch als Hundetrainerin und im Tierschutz erlebe ich in den letzten Jahren ein trauriges Comeback. Durch illegale Welpenimporte und abnehmende Impfmoral ist dieser „Hundekiller“ zurück.

Das Tückische an der Staupe: Sie hat viele Gesichter. Sie beginnt wie eine Grippe, greift den Magen an und endet oft im Nervensystem. In diesem Artikel erkläre ich Ihnen, wie Sie die Krankheit erkennen, was die „Hard Pad Disease“ bedeutet und warum ich bei jedem Welpen aus dem Ausland zuerst in den Impfpass schaue.

📌 Das Wichtigste in Kürze (Fakten-Check)

  • Erreger: Canine Distemper Virus (CDV), verwandt mit dem menschlichen Masernvirus.
  • Ansteckung: Tröpfcheninfektion (Husten/Niesen) oder Körperflüssigkeiten. Hochinfektiös!
  • Verlauf: Oft biphasisch (zwei Fieberschübe). Befällt Atemwege, Magen-Darm-Trakt und Nervensystem.
  • Prognose: Bei nervaler Beteiligung oft tödlich oder mit bleibenden Schäden (Staupegebiss, Tics).
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Wie steckt sich der Hund an?

Das Staupe-Virus ist aggressiv. Es wird ähnlich wie eine Grippe übertragen:

  • Direkter Kontakt: Belecken, Beschnüffeln.
  • Tröpfchen: Ein nuesender, infizierter Hund verteilt das Virus meterweit.
  • Indirekt: Über Kleidung, Schuhe oder Futternäpfe (das Virus überlebt draußen aber nur kurz).

Gefährdet sind: Vor allem ungeimpfte Welpen (sobald der Schutz der Muttermilch nachlässt) und immungeschwächte Senioren. Aber auch Wildtiere wie Füchse, Marder und Waschbären tragen das Virus und können Hunde im Garten infizieren.

Die 3 Phasen der Krankheit

Staupe verläuft oft in Wellen. Besonders tückisch ist das sogenannte „biphasische Fieber“: Ein erster Fieberschub (39,5°C – 41°C) klingt ab, der Hund wirkt gesund, doch dann schlägt das Virus voll zu.

1. Die Schleimhaut-Form (Respiratorisch)

Beginnt mit hohem Fieber, Mattigkeit und Fressunlust. Dann folgen:

  • Eitriger Nasenausfluss (gelb-grün) und verkrustete Nase.
  • Eitrige Bindehautentzündung.
  • Husten bis hin zur Lungenentzündung.

2. Die Magen-Darm-Form (Gastrointestinal)

Das Virus greift den Verdauungstrakt an. Es kommt zu starkem Erbrechen und blutigem, wässrigem Durchfall. Die Gefahr der Dehydrierung ist hier massiv.

3. Die Nerven-Form (Neurologisch)

Das ist die gefürchtetste Phase. Sie kann Wochen nach der scheinbaren Genesung auftreten. Das Virus zerstört Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark.

  • Epileptische Anfälle („Kaumuskelkrämpfe“).
  • Koordinationsstörungen (Ataxie).
  • Wesensveränderungen (Aggression oder Angst).
Grafik Zeitstrahl: 1. Infektion -> 2. Fieber (Tag 3-6) -> 3. Husten/Durchfall -> 4. Scheinbare Besserung -> 5. Nervöse Symptome (Wochen später).
Die „Ruhe vor dem Sturm“: Nach den Magen-Darm-Symptomen denken viele, es sei vorbei – dann kommen die Krämpfe.

Hartballenkrankheit & Staupe-Tick

Hunde, die überleben, sind oft gezeichnet:

  • Hartballenkrankheit (Hyperkeratose): Die Viren sorgen dafür, dass die Haut an Nasenspiegel und Pfotenballen extrem verhornt, hart und rissig wird. Die Ballen fühlen sich an wie Asphalt.
  • Staupegebiss: Infiziert sich ein Welpe während des Zahnwechsels, wird der Zahnschmelz zerstört. Die bleibenden Zähne sind braun verfärbt und bröckelig.
  • Staupe-Tick: Ein lebenslanges, rhythmisches Muskelzucken (oft am Bein oder Kopf), das bleibt, auch wenn der Hund virusfrei ist.

🐾 Aus meiner Praxis: Der Welpe aus dem Kofferraum

Ein Paar kam mit einem süßen Malteser-Welpen („günstig vom Parkplatz“) in die Welpenstunde. Er hatte leicht tränende Augen. Ich schickte sie sofort nach Hause. Zwei Tage später riefen sie an: Der Kleine hatte eitrigen Nasenausfluss und Krämpfe. Es war Staupe. Trotz Intensivmedizin musste er eingeschläfert werden. Mein dringender Appell: Kaufen Sie niemals Welpen ohne Papiere aus dem Kofferraum. Sie importieren oft den Tod und gefährden andere Hunde.

Diagnose & Therapie (Gibt es Hoffnung?)

Der Tierarzt weist das Virus über Schleimhautabstriche (PCR) oder Blut nach.

Die schlechte Nachricht: Es gibt kein Medikament gegen das Virus.

Die Therapie: Man behandelt nur die Symptome (Infusionen gegen Austrocknung, Antibiotika gegen bakterielle Sekundärinfektionen, Krampfanfälle lindern). Es ist ein Kampf des Immunsystems. Überlebt der Hund die nervale Form, behält er oft Schäden zurück.

Geöffneter EU-Heimtierausweis, Fokus auf den Aufkleber 'SHP' (Staupe, Hepatitis, Parvo). Ein Stempel bestätigt die Gültigkeit.
Ein Blick in den blauen Ausweis rettet Leben: Achten Sie auf das Kürzel „S“ oder „D“ (Distemper).

Häufige Fragen (FAQ)

Können sich Menschen mit Staupe anstecken?

Nein. Das Staupevirus ist zwar mit dem Masernvirus verwandt, aber für Menschen ungefährlich. Es besteht keine Zoonose-Gefahr für Sie oder Ihre Kinder.

Wie oft muss ich gegen Staupe impfen?

Nach der Grundimmunisierung im Welpenalter (8., 12. und 16. Woche + mit 15 Monaten) empfiehlt die Ständige Impfkommission (StIKo Vet) eine Wiederholung alle 3 Jahre. Es ist eine „Core“-Impfung (Pflicht).

Ist Staupe für Katzen gefährlich?

Nein, das Canine Staupevirus befällt Hunde, Füchse, Dachse und Frettchen (Vorsicht bei Frettchen-Haltung!), aber keine Hauskatzen. Katzen haben ihre eigene Seuche (Panleukopenie).

Quellenhinweis: Die Informationen zu Impfintervallen und Pathologie basieren auf den Leitlinien der Ständigen Impfkommission Vet (StIKo Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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