
Welpe im Bett schlafen lassen: Ja, Nein oder Vielleicht? (Pro und Contra)
Hallo, ich bin Sabine Reincke. Es gibt eine alte Statistik-Weisheit unter Hundetrainern: „50% der Hundehalter lassen ihren Hund im Bett schlafen. Die anderen 50% lügen.“
Spaß beiseite: Die Entscheidung, ob der Welpe unter die Bettdecke darf, ist eine der persönlichsten überhaupt. Viele Experten raten strikt ab („Dominanz!“), andere schwärmen von der Bindung („Kontaktliegen!“). Die Wahrheit liegt – wie so oft – in der Mitte. In diesem Artikel schauen wir uns an, was wirklich passiert, wenn Sie „Ja“ sagen, und warum gerade bei Welpen besondere Vorsicht geboten ist.
⚡ Das Wichtigste in Kürze
- Bindung vs. Hygiene: Das gemeinsame Schlafen stärkt die Bindung durch Ausschüttung von Oxytocin, bringt aber auch Schmutz und Parasiten ins Bett.
- Stubenreinheit: Für Welpen fühlen sich weiche Matratzen oft wie saugfähiger Untergrund an – das Risiko für Pipi-Unfälle im Bett ist hoch.
- Keine Dominanz: Ein Hund übernimmt nicht die Weltherrschaft, nur weil er weich liegt. Aber er könnte anfangen, den Platz zu verteidigen.
- Kontext: Mehr Erziehungstipps finden Sie in unserem großen Welpen-Guide.
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🐾 Aus meiner Praxis
Ich hatte einen Fall, bei dem der Junghund das Ehebett irgendwann als „seins“ betrachtete. Als der Ehemann sich nachts umdrehte, knurrte der Hund ihn an. Hier ist die Grenze überschritten! Wenn Ihr Hund anfängt, den Liegeplatz gegen Sie oder Partner zu verteidigen (Ressourcenverteidigung), fliegt er raus. Sofort und konsequent. Wie Sie solche Signale früh erkennen, lesen Sie in meinem Artikel „Welpe knurrt mich an“.
1. Die Vorteile: Warum es so schön ist
Es gibt gute Gründe, den Hund ins Bett zu lassen:
- Kontaktliegen: Hunde sind Rudeltiere. Gemeinsames Schlafen ist der ultimative Vertrauensbeweis.
- Sicherheit: Ängstliche Welpen entspannen schneller, wenn sie den Herzschlag ihres Menschen hören.
- Wärme & Glück: Die Nähe fördert die Ausschüttung des „Kuschelhormons“ Oxytocin – bei Mensch und Tier. Das senkt den Blutdruck.
2. Die Nachteile: Zecken, Sand & Unruhe
Die Romantik endet oft, wenn man das Licht ausmacht.
- Parasiten: Trotz Vorsorge kann der Hund Zecken ins Bett tragen, die dann auf Sie überwandern.
- Schlafqualität: Hunde träumen aktiv. Sie laufen, bellen und schmatzen im Schlaf. Viele Halter schlafen mit Hund unruhiger, ohne es zu merken.
- Hygiene: Ein Welpe, der gerade im Garten war, hat nicht immer saubere Pfoten (oder einen sauberen Po).
3. Spezielle Risiken bei Welpen
Bei einem 8 Wochen alten Welpen gibt es zwei technische Probleme, die gegen das Bett sprechen:
A. Die „Pipi-Falle“
Welpen bevorzugen weichen, saugfähigen Untergrund für ihr Geschäft. Eine Daunendecke ist leider das perfekte Klo. Zudem merken Sie im Tiefschlaf oft nicht, wenn der Welpe unruhig wird und muss. In einer Box neben dem Bett hören Sie ihn sofort.
B. Die Absturzgefahr
Ein Boxspringbett ist für einen Welpen so hoch wie ein Hochhaus. Wenn er nachts wach wird und versucht runterzuspringen, kann er sich schwer verletzen (Knochenbrüche). Welpen können Höhen noch nicht einschätzen.

4. Wann das Bett absolut tabu ist
In diesen Fällen sollten Sie hart bleiben:
- Bei Ressourcenverteidigung: Wenn der Hund knurrt, schnappt oder sich breit macht und Sie nicht mehr reinlässt.
- Bei Krankheit: Wenn der Hund Durchfall hat oder Parasitenbefall (Flöhe/Würmer).
- Bei Allergien: Wenn Sie morgens mit verstopfter Nase aufwachen.
5. Der Kompromiss: Das „Beistellbett“
Sie wollen Nähe, aber keine Haare im Mund? Die beste Lösung für Welpen ist eine offene Box oder ein kuscheliges Körbchen direkt neben Ihrem Kopfende.
- Sie können die Hand raushängen lassen und den Welpen streicheln („Ich bin da“).
- Der Welpe liegt sicher und warm.
- Er lernt: „Ich darf bei dir sein, aber mein Platz ist hier.“
Tipp: Welche Schlafplätze geeignet sind, finden Sie in der Erstausstattungs-Liste.

Häufige Fragen zum Schlafen im Bett
Wird der Hund dadurch dominant?
Nein. Ein Hund plant keinen Umsturz, nur weil er bequem liegt. Dominanz ist ein veraltetes Konzept. Es geht eher um Privilegien: Wenn er sich nicht benimmt, verliert er das Privileg Bett.
Kann ich es ihm später wieder abgewöhnen?
Ja, aber es ist anstrengend. Was der Welpe darf, fordert der erwachsene Hund ein. Wenn Sie ihn später ausquartieren (z.B. wegen neuem Partner), wird er protestieren. Überlegen Sie sich also jetzt, was Sie die nächsten 15 Jahre wollen.
Wie oft Bettwäsche wechseln?
Wenn der Hund im Bett schläft: Mindestens wöchentlich. Nutzen Sie zudem einen Matratzenschoner (Molton), falls doch mal ein Unfall passiert.
Quellenhinweis: Erkenntnisse zur Mensch-Tier-Bindung (Co-Sleeping) basieren auf Studien der Verhaltenspsychologie.



