Zweigeteiltes Bild: Links ein Mantrailer-Hund mit hoher Kopfhaltung in der Stadt, rechts ein Fährtenhund mit tiefer Nase auf einer Wiese.

Mantrailing vs. Fährtenarbeit: Der große Vergleich für Hundeteams

Nase runter und los – doch was genau macht der Hund da eigentlich? In meiner über 15-jährigen Praxis mit Suchhunden, sowohl im Rettungsdienst als auch im Sport, ist die Frage nach dem Unterschied zwischen Mantrailing und Fährtenarbeit die häufigste. Beide Disziplinen sind eine unglaublich faszinierende und artgerechte Auslastung, doch sie basieren auf fundamental unterschiedlichen Prinzipien. Als Hundeführerin und Ausbilderin möchte ich Ihnen hier einen klaren, praxisnahen Einblick geben, damit Sie den perfekten Weg für sich und Ihren Hund finden.

Zweigeteiltes Bild: Links ein Mantrailer-Hund mit hoher Kopfhaltung in der Stadt, rechts ein Fährtenhund mit tiefer Nase auf einer Wiese.
Zwei Welten der Nasenarbeit: Beim Mantrailing (links) wird der Individualgeruch in der Luft gesucht, bei der Fährtenarbeit (rechts) die Bodenverletzung.

Was ist Mantrailing? Die Suche nach dem individuellen Geruch

Beim Mantrailing sucht der Hund die Geruchsspur eines ganz bestimmten Menschen. Jeder Mensch verliert kontinuierlich einen einzigartigen Cocktail aus Hautschuppen, Schweiß, Atem und Bakterien. Ich vergleiche das gerne mit einem unsichtbaren, persönlichen Parfüm. Der Mantrailer bekommt einen Geruchsartikel (z.B. ein T-Shirt) und hat die Aufgabe, exakt diesen „Duft“ zu finden und alle anderen Gerüche zu ignorieren. Die Suche kann ihn dabei durch Wälder, Parks und belebte Innenstädte führen.

Was ist Fährtenarbeit? Die Suche nach der Bodenverletzung

Die klassische Fährtenarbeit (FH) ist die Suche nach einer Spur, die durch Bodenverletzungen entsteht. Ein Fährtenleger geht über eine Wiese oder einen Acker und hinterlässt dabei eine Spur aus zertretenem Gras, aufgewirbelter Erde und zerdrückten Kleinstlebewesen. Der Hund lernt, mit tiefer Nase exakt diesem „mechanischen“ Geruchsbild zu folgen. Auf der Fährte können zusätzlich Gegenstände platziert sein, die der Hund anzeigen muss. Diese Arbeit ist hochpräzise und erfordert extreme Konzentration auf den Boden.

Der direkte Vergleich: Die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick

Um die Unterschiede noch deutlicher zu machen, habe ich die wichtigsten Kriterien für Sie in einer Tabelle gegenübergestellt. Diese Übersicht hat sich in meinen Kursen als sehr hilfreich erwiesen.

Kriterium Mantrailing Fährtenarbeit
Geruchsquelle Individueller Geruch des Menschen (Hautpartikel, Schweiß etc.) Bodenverletzungen (zertretenes Gras, Erde) und der anhaftende menschliche Geruch
Gelände Überall möglich: Wald, Stadt, Gebäude, Asphalt, Wiese Hauptsächlich auf natürlichem Untergrund: Wiese, Acker, Wald
Kopfhaltung des Hundes Variabel, oft hohe oder mittlere Kopfhaltung, da Geruch in der Luft liegt Konstant tiefe Nase direkt über dem Boden
Ausrüstung Gut sitzendes Geschirr, 5-10 m lange Leine Fährtengeschirr oder Halsband, 10 m lange Leine
Das Ziel Finden einer bestimmten Person Exaktes Ausarbeiten einer gelegten Spur und Anzeigen von Gegenständen
Typische Rassen Bloodhound, Schweißhunde, Retriever (aber für fast alle Rassen geeignet) Deutscher Schäferhund, Malinois, Dobermann (typische Gebrauchshunderassen)
Tabelle: Hauptunterschiede zwischen Mantrailing und Fährtenarbeit

Was passt besser zu mir und meinem Hund? Eine Entscheidungshilfe

Beide Sportarten sind fantastisch, sprechen aber unterschiedliche Teams an. Um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, habe ich eine kleine Checkliste aus meiner Erfahrung als Ausbilderin zusammengestellt.

Mantrailing ist ideal für euch, wenn…

  • … Ihr die Abwechslung liebt und an immer neuen Orten suchen wollt.
  • … Euer Hund gerne eigenständig Probleme löst und kreativ sein darf.
  • … Ihr die Teamarbeit und das gegenseitige Vertrauen in den Vordergrund stellen wollt.
  • … Ihr einen unsicheren Hund habt, dessen Selbstbewusstsein gestärkt werden soll.

Fährtenarbeit ist perfekt für euch, wenn…

  • … Ihr und Euer Hund Freude an höchster Präzision und Detailarbeit habt.
  • … Euer Hund eine hohe Konzentrationsfähigkeit besitzt und ruhig arbeiten kann.
  • … Ihr eine sportliche Herausforderung mit klaren Prüfungsordnungen sucht (z.B. IGP-Sport).
  • … Ihr die meditative Ruhe der Arbeit auf dem Feld oder der Wiese schätzt.

Fazit: Zwei Wege, ein Ziel – Glückliche Hundenasen

Zusammenfassend lässt sich sagen: Mantrailing ist die Jagd nach dem „Wer“, Fährtenarbeit die Rekonstruktion des „Wo“. Beide Disziplinen sind ein unglaubliches Geschenk an unsere Hunde, da sie ihre herausragendste Fähigkeit – das Riechen – nutzen dürfen. Es gibt hier kein „besser“ oder „schlechter“, nur ein „passender“. Egal, für welchen Weg Sie sich entscheiden, Sie werden Ihren Hund von einer völlig neuen, faszinierenden Seite kennenlernen. Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei!

Ist Mantrailing schwieriger als Fährtenarbeit?

Beides ist auf seine Weise anspruchsvoll. Mantrailing stellt höhere Anforderungen an die Umweltreize und die Geruchsdifferenzierung (z.B. in der Stadt). Fährtenarbeit erfordert eine höhere Präzision und Konzentration vom Hund, da er die Spur exakt einhalten muss.

Kann ein Hund beides lernen?

Ja, das ist möglich, aber gerade für Anfänger nicht empfehlenswert. Da die Suchkonzepte sehr unterschiedlich sind (Kopf hoch vs. Kopf tief), kann es den Hund anfangs verwirren. Aus meiner Sicht ist es sinnvoller, sich zunächst auf eine Disziplin zu spezialisieren und diese zu festigen.

Welche Auslastung ist intensiver?

Beide Arten der Nasenarbeit sind extrem fordernd, vor allem mental. Die Intensität hängt mehr von der Dauer und Komplexität des Trainings ab als von der Disziplin selbst. Eine 20-minütige, konzentrierte Suche kann einen Hund oft mehr auslasten als eine Stunde körperliche Bewegung.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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