Ein kleine rJunge wird von zwei Hunden beim Mantrailing gefunden.

Mantrailing Übungen für zuhause: Training im Wohnzimmer & Garten

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⚠️ Trainings-Warnung: Mantrailing ist Teamsport. Sie können keine Spur von sich selbst suchen lassen („Eigenfährte“ ist etwas anderes). Für die hier beschriebenen Übungen benötigen Sie zwingend eine zweite Person (Partner, Kind, Freund). Trainieren Sie im Haus nur auf rutschfestem Boden!

Draußen regnet es, die Hundeschule hat Pause, aber dein Hund will arbeiten? Perfekt! Mantrailing beginnt nicht im Wald, sondern im Kopf. Die wichtigsten Grundlagen – wie die Verknüpfung „Geruch = Party“ oder die saubere Anzeige – kannst du wunderbar in den eigenen vier Wänden trainieren. Als Ausbilderin nutze ich „Trockenübungen“ im Wohnzimmer sogar für Profi-Hunde, um Feinheiten zu korrigieren. Hier sind 3 Übungen, die sofort klappen.

📌 Das Heim-Training auf einen Blick

  • Indoor-Trailing: Kurze Suche über den Flur oder in ein anderes Zimmer. Perfekt für Fokus und Ruhe.
  • Geruchs-Konditionierung: Der Hund lernt, seine Nase tief in die Tüte/das Glas zu stecken („Anriechen“).
  • Anzeige-Training: Wie soll der Hund sagen „Ich hab’s“? (Sitz/Vorsitzen) – das üben wir isoliert.
  • Voraussetzung: Du brauchst einen „Runner“ (eine Person, die sich versteckt).

📚 Der Kontext: Dieser Artikel ist Teil der Serie „Mantrailing Praxis“. Zurück zur Übersicht

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Übung 1: Das „Tüten-Spiel“ (Anriechen lernen)

Viele Anfängerhunde wissen nicht, was sie tun sollen, wenn man ihnen eine Tüte hinhält. Sie lecken daran oder ignorieren sie. Zu Hause kannst du in Ruhe beibringen: „Nase reinstecken lohnt sich!“

Das brauchst du: Einen Geruchsartikel (z.B. getragene Socke vom Partner im Glas) und hochwertige Leckerli.

  1. Setz dich zum Hund auf den Boden.
  2. Halte das offene Glas hin.
  3. In dem Moment, wo der Hund zufällig daran schnuppert: Markerwort (z.B. „Jep!“) und sofort Leckerli am Glas füttern.
  4. Wiederhole das 5-10 Mal.

Ziel: Der Hund sieht das Glas und taucht sofort mit der Nase ein („Pre-Scent“). Das ist die halbe Miete für den Start draußen!

Hund steckt Nase in ein Einmachglas, das der Besitzer in der Hand hält, im Hintergrund Wohnzimmer-Setting, entspannte Atmosphäre
Trockenübung: Ohne Ablenkung lernt der Hund am schnellsten, was der Geruchsartikel bedeutet.

Übung 2: Verstecken im Haus (Der Mini-Trail)

Das klassische Versteckspiel, aber mit Struktur.

  • Akteure: Du (Hundeführer) und dein Partner (Runner).
  • Ablauf:
    1. Der Partner zeigt dem Hund ein Futterstück („Reizen“) und geht dann in ein anderes Zimmer (Tür anlehnen oder offen lassen).
    2. Warte kurz. Zieh dem Hund das Suchgeschirr an (Ritual!).
    3. Präsentiere den Geruchsartikel (siehe Übung 1).
    4. Gib das Kommando „Trail“.
    5. Folge dem Hund an kurzer Leine (Achtung: Möbel!).
    6. Bei Ankunft: Riesenparty beim Partner!

Wichtig: Mach es einfach! Der Hund soll Erfolg haben. Wenn er den Partner sofort findet, steigt die Motivation.

Übung 3: Die „Party“ am Ende (Anzeige üben)

Draußen sind Hunde oft so aufgeregt, dass sie die gefundene Person anspringen oder bellen. Zu Hause kannst du die ruhige Anzeige formen.

So geht’s:

  • Der Partner sitzt auf dem Sofa (offen sichtbar).
  • Du gehst mit dem Hund an der Leine hin.
  • Sobald der Hund beim Partner ankommt, gibt es kein Futter, solange der Hund springt oder hibbelt.
  • Erst wenn der Hund sich (zufällig oder auf Kommando) hinsetzt: Jackpot!

Der Hund lernt: „Gefunden haben reicht nicht. Ich muss mich benehmen (Sitz), damit die Dose aufgeht.“

Drei Schritte visualisiert: 1. Hund kommt an (hibbelig). 2. Person wartet passiv (kein Futter). 3. Hund setzt sich -> Futter kommt sofort.
Impulskontrolle: Die Belohnung gibt es für das Finden UND das ruhige Verhalten danach.

Übung 4: Der Garten-Trail (Übergang nach draußen)

Der Garten ist der perfekte Zwischenschritt. Wenig Ablenkung, aber echte Umweltreize (Wind, Gras).

Lege einen kurzen Trail um das Haus herum.

  • Start an der Haustür.
  • Partner geht um die Hausecke (außer Sicht).
  • Hund bekommt Geruch und sucht.

Achte hier besonders auf deine Leinenführung. Auch im Garten gilt: Du läufst hinterher, du steuerst nicht! Wenn der Hund die Nase hebt („High Nose“) und Witterung aufnimmt, lass ihn machen.

🐾 Aus meiner Praxis: Der „Wohnzimmer-Profi“

Ich hatte eine Nachbarin, deren Hund draußen völlig überdreht war. Er riss an der Leine, schrie und konnte sich nicht konzentrieren. Wir haben das Trailen 4 Wochen lang nur im Haus geübt.

Wir übten das ruhige Anziehen des Geschirrs. Wir übten das sanfte Anriechen. Wir übten das Hinsetzen bei der Versteckperson. Nach 4 Wochen gingen wir wieder raus. Der Hund kannte nun das Ritual: „Geschirr anziehen heißt Konzentration, nicht Chaos.“ Er arbeitete plötzlich fokussiert und ruhig. Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen (ins Wohnzimmer), um zwei Schritte vorwärts zu kommen.


Häufige Fragen zum Heimtraining

Kann ich Futterbrocken verstecken statt einer Person?

Das ist dann „Futter-Suchspiel“ oder „ZOS“ (Zielobjektsuche), aber kein Mantrailing. Mantrailing ist definiert durch die Suche nach dem Individualgeruch eines Menschen. Für den Hund ist es ein himmelweiter Unterschied, ob er Leberwurst sucht oder Hautschuppen.

Wie oft darf ich zu Hause üben?

Trockenübungen (Anriechen, Anzeige) kannst du täglich 5 Minuten machen. Echte Suchläufe (auch im Haus) sind anstrengend – hier gilt wie draußen: Weniger ist mehr (1-2x pro Woche), damit die Motivation hoch bleibt.

Mein Hund rutscht auf dem Laminat. Was tun?

Stopp! Auf glatten Böden besteht Verletzungsgefahr, wenn der Hund motiviert startet. Lege Teppichbrücken aus oder trainiere nur in Räumen mit Teppichboden. Sicherheit geht vor Training.

Quellenhinweis & Standards: Die Methoden zum Aufbau von Suchmotivation und Ritualen basieren auf modernen lerntheoretischen Ansätzen (Positive Verstärkung) und Empfehlungen des Bundesverband Rettungshunde e.V. (BRH) zur Junghundeanbahnung.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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