
Mantrailing: Recht, Sicherheit und Ethik – Ihr Leitfaden
Wir laufen mit unseren Hunden durch Wohngebiete, überqueren Straßen und suchen „vermisste“ Personen. Für Außenstehende sieht das oft dramatisch aus. Mantrailing ist kein rechtsfreier Raum. Als Ausbilderin werde ich oft gefragt: „Darf ich einfach über den Schulhof laufen?“ oder „Darf ich ‚Rettungshund‘ auf meine Weste schreiben?“. Die Antworten sind entscheidend, um Bußgelder oder Anzeigen zu vermeiden.
📌 Der Rechts-Kompass für Mantrailer
- ✅ Öffentlicher Raum: Auf Gehwegen und in Parks darfst du trainieren, solange du niemanden behinderst (Straßenverkehrsordnung!).
- ⛔ Privatgelände: Schulhöfe, Firmengelände oder fremde Gärten sind tabu (Hausfriedensbruch), außer du hast eine Erlaubnis.
- ⛔ Amtsanmaßung: Trage niemals „Polizei“ oder „Rettungshundestaffel“-Abzeichen, wenn du kein offizielles Mitglied bist (§ 132 StGB).
- ✅ Datenschutz: Fotos von Passanten oder das Speichern von Adressen der „Opfer“ unterliegen der DSGVO.
📚 Der Kontext: Dieser Artikel ist Teil der Serie „Mantrailing Verantwortung“. Zurück zur Übersicht
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Wo darf ich trailen? (Wald & Stadt)
Mantrailing findet dort statt, wo Menschen sind. Doch nicht jeder Ort ist erlaubt.
Im Wald (Jagdrecht & Leinenpflicht)
In vielen Bundesländern herrscht während der Brut- und Setzzeit (meist April bis Juli) strikte Leinenpflicht.
Achtung: Die Schleppleine gilt rechtlich oft als „angeleint“, aber du darfst die Wege nicht verlassen. Querfeldein durchs Unterholz zu trailen, kann Ärger mit dem Jagdpächter geben, da es das Wild stört. Sport-Mantrailer haben keine Sonderrechte!
In der Stadt (Privat vs. Öffentlich)
Gehwege sind öffentlich. Aber Supermarkt-Parkplätze, Bahnhöfe oder Schulhöfe sind oft Privatgelände. Hier gilt das Hausrecht. Wenn du dort ohne Genehmigung trainierst, begehst du Hausfriedensbruch. Frage vorher freundlich – oft bekommt man am Sonntag die Erlaubnis.
Die Falle „Amtsanmaßung“: Kleider machen Leute
Es sieht cool aus: Blaulicht auf dem Dach (magnetisch), „K-9 Unit“ auf der Weste. Aber es ist strafbar.
Nach § 132 StGB (Amtsanmaßung) macht sich strafbar, wer unbefugt dienstliche Handlungen vornimmt oder Uniformen/Abzeichen trägt, die mit Amtsträgern verwechselt werden können.
Wenn du aussiehst wie die Polizei oder der Rettungsdienst, erwarten Passanten im Notfall Hilfe von dir. Wenn du die nicht leisten kannst oder darfst, hast du ein Problem.
Die Lösung: Nutze neutrale Kenndecken („Hund im Training“, „Suchhund in Ausbildung“). Vermeide Hoheitszeichen oder geschützte Begriffe wie „Rotkreuz“ oder „Polizei“, wenn du nicht dazu gehörst.

Ethik & Datenschutz: Die Privatsphäre Dritter
Mantrailing tangiert oft Unbeteiligte. Ein Beispiel: Der Hund läuft zielsicher in den Vorgarten eines Fremden und bellt die Terrassentür an (weil dort früher der Nachbar wohnte, den man sucht).
- Zu beachten
- Fotos/Videos: Wenn du dein Training filmst und Passanten erkennbar sind, darfst du das Video nicht einfach posten (Recht am eigenen Bild).
- Datenspeicherung: Wenn du in einer Gruppe trainierst und Listen mit Adressen der Versteckpersonen („Runner“) führst, greift die DSGVO.
Ethischer Grundsatz: Wir stören niemanden. Wenn der Hund jemanden anbellt oder anspringt, entschuldigen wir uns sofort. Wir sind Botschafter für den Hundesport.
Sicherheit im Straßenverkehr
Ein Hund auf der Spur („im Trieb“) hat einen Tunnelblick. Er sieht das Auto nicht. Du bist seine Lebensversicherung.
- Sichtbarkeit: Warnwesten für Hund und Mensch sind Pflicht, besonders in der Dämmerung.
- Leinenführung: An der Straße wird die Leine kurz genommen („Short Leash“). Niemals quer über die Straße leinen!
- Der Flanker: Ein Sicherungsposten (Flanker) läuft hinten und warnt vor Verkehr.
Darf ich im Ernstfall suchen?
Ein klares NEIN für Sport-Teams. Wer eigenmächtig nach echten Vermissten sucht, behindert oft die Profis (§ 323c StGB / § 164 StPO).
- Du zerstörst Spuren für die Polizeihunde.
- Du bringst dich und den Hund in Gefahr (Täterkontakt?).
- Du hast keine psychologische Ausbildung für den Fund (Leichenfund, traumatisierte Person).
Wenn dich jemand bittet, die entlaufene Oma zu suchen: Rufe die Polizei (110).
🐾 Aus meiner Praxis: Der Polizeikontakt
Wir trainierten nachts in einem Industriegebiet. Plötzlich stoppte ein Streifenwagen. Die Beamten hatten einen Anruf bekommen: „Verdächtige Personen leuchten in Autos.“ Dank unserer Warnwesten mit der Aufschrift „Rettungshundestaffel Training“ und der vorherigen Anmeldung bei der Leitstelle war die Sache in 2 Minuten geklärt.
Mein Tipp: Wenn ihr nachts oder an sensiblen Orten (Schulen) trainiert, ruft kurz bei der örtlichen Wache an („Wir üben nur“). Das schafft Vertrauen und verhindert Missverständnisse.
Häufige Fragen zu Recht & Sicherheit
Haftet meine Hundehalter-Haftpflicht beim Trailen?
Meistens ja, da es unter „Halten von Hunden“ fällt. Wenn du aber gewerblich trainierst oder an Wettkämpfen teilnimmst, prüfe deine Police. Schäden, die der Hund an fremdem Eigentum (Zerkratzte Autotür beim Hochspringen) verursacht, sind klassische Fälle.
Darf ich Blaulicht benutzen?
Nein. Blaues Blinklicht ist Fahrzeugen zur Gefahrenabwehr (Polizei, Feuerwehr) vorbehalten (§ 52 StVZO). Auch gelbes Blinklicht darfst du privat nicht einfach nutzen, es sei denn, du sicherst eine Arbeits- oder Unfallstelle ab.
Darf ich Funkgeräte nutzen?
Ja, aber nur im für jedermann zugelassenen Bereich (PMR-Funk). Das Abhören von BOS-Funk (Behördenfunk von Polizei/Feuerwehr) ist eine Straftat (§ 201 StGB) und streng verboten.
Quellenhinweis & Standards: Die rechtlichen Grundlagen beziehen sich auf das deutsche Strafgesetzbuch (StGB) sowie Empfehlungen der DRK Rettungshundearbeit zur Kennzeichnung und Sicherheit.



