
Die 5 häufigsten Mantrailing Fehler – und wie Sie sie garantiert vermeiden
Der Hund kreiselt, bleibt stehen oder zieht plötzlich in die völlig falsche Richtung. Dein erster Gedanke: „Er hat keine Lust.“ Mein erster Gedanke als Ausbilderin: „Was hat der Mensch falsch gemacht?“ In 90 % der Fälle liegt der Fehler am oberen Ende der Leine. Mantrailing ist Kommunikation pur – und wir Menschen nuscheln oft gewaltig. Hier sind die Stolpersteine, die ich in meinen Seminaren am häufigsten sehe.
📌 Die Fehler-Checkliste
- ❌ Der „Clever Hans“: Du weißt, wo es langgeht, und lenkst den Hund unbewusst durch deine Körpersprache.
- ❌ Leinen-Salat: Zu viel Zug blockiert den Hund, zu wenig Zug kappt die Verbindung.
- ❌ Timing-Fehler: Du lobst (oder korrigierst) 3 Sekunden zu spät.
- ❌ Überforderung: Zu lange Trails, zu schwierige Kreuzungen für den aktuellen Leistungsstand.
📚 Der Kontext: Dieser Artikel ist Teil der Serie „Mantrailing lernen“. Zurück zur Übersicht
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Fehler 1: Der Clever-Hans-Effekt (Du führst, nicht der Hund)
Das ist der Klassiker im Training. Du weißt, dass die Versteckperson rechts abgebogen ist. Dein Hund schwankt an der Kreuzung. Unbewusst drehst du deine Schulter nach rechts oder verlagerst dein Gewicht. Dein Hund nimmt diese mikroskopische Hilfe wahr und biegt ab.
Das Problem: Der Hund lernt nicht, der Nase zu folgen, sondern deiner Körpersprache. Im Ernstfall (oder wenn du den Weg nicht kennst) seid ihr beide verloren.
Die Lösung: Trainiere „Double Blind“. Weder du noch jemand, der mitläuft, kennt den Weg. Nur so lernt ihr „Ehrliches Trailen“.

Fehler 2: Falsches Leinenhandling
Die Leine ist kein Lenkrad. Viele Anfänger machen zwei Fehler:
- Die Angelrute: Die Leine wird hochgehalten, um den Hund zu „steuern“. Das verfälscht den Zugpunkt am Geschirr.
- Der Dauerzug: Wenn du permanent gegenhältst, stumpft der Hund ab. Du musst lernen, „weich“ mitzugehen (Soft Hands).
Die Leine muss immer leicht gespannt sein („Kontakt“), aber sie darf den Hund nicht behindern. Wenn der Hund an einer Kreuzung stehen bleibt (Check), musst du sofort Leine geben, damit er den Kopf drehen kann, ohne Ruck.
Fehler 3: Das „Negativ“ überlaufen
Ein „Negativ“ bedeutet: Der Hund zeigt an, dass hier kein Geruch ist. Viele Anfänger interpretieren das Stehenbleiben oder Umdrehen des Hundes als „Verwirrung“ und schieben den Hund weiter vorwärts.
Falsch! Wenn dein Hund sagt „Hier ist nichts“, musst du das akzeptieren und loben. Das Erkennen von Negativspuren ist genauso wichtig wie das Finden der Spur.
Fehler 4: Fehlende Rituale
Hunde brauchen Struktur. Wenn du mal das Geschirr am Auto anziehst, mal erst am Startpunkt, mal den Geruchsartikel hinwirfst und mal hinhältst, verwirrt das den Hund.
Baue ein heiliges Start-Ritual auf:
1. Ruhe am Start.
2. Geschirr anlegen.
3. Leine sortieren.
4. Anriechen.
5. Kommando.
Fehler 5: Ausrüstungs-Chaos
Eine Leine, die Brandblasen verursacht, oder ein Geschirr, das unter den Achseln scheuert, killt jede Motivation. Überprüfe dein Equipment kritisch. Passt das Mantrailing-Geschirr wirklich unter Zugbelastung? Röchelt der Hund?

🐾 Aus meiner Praxis: Der „blinde“ Passagier
Ich trainiere meine Teams regelmäßig „blind“. Das heißt: Ich nehme dem Hundeführer die Info, wo es lang geht. Plötzlich verändert sich alles. Der Hundeführer wird unsicher, er wird langsamer, er beobachtet den Hund viel genauer. Und siehe da: Der Hund arbeitet plötzlich besser! Warum? Weil der Mensch aufhört, ihn zu stören. Trau dich, nicht zu wissen, wo es lang geht. Das ist der Moment, in dem du wirklich lernst, deinen Hund zu lesen.
Häufige Fragen zu Fehlern
Mein Hund will am Start nicht loslaufen. Was tun?
Oft ist der Druck zu hoch. Viele Hunde bleiben stehen („Freezing“), wenn der Führer zu angespannt ist oder sich über den Hund beugt. Tritt einen Schritt zur Seite, atme aus, nimm Spannung aus der Leine und lade den Hund freundlich ein.
Darf der Hund markieren (pinkeln) während der Suche?
Jein. Im professionellen Einsatz ist das unerwünscht, da es den Fokus bricht. Im Hobby-Bereich oder bei Rüden ist es oft eine Übersprungshandlung bei Stress. Wenn es überhandnimmt: Kurz warten, nicht loben, aber auch nicht strafen, dann neu fokussieren.
Warum verliert mein Hund an Kreuzungen die Lust?
Vermutlich hast du ihm in der Vergangenheit zu oft „geholfen“. Er hat gelernt: „Wenn es schwierig wird, warte ich auf Frauchen/Herrchen“. Gehe zurück zu einfachen Kreuzungen („Fire Trails“) und lass ihn die Lösung selbst finden – und feiere ihn dafür!
Quellenhinweis & Standards: Die Analyse typischer Fehlerbilder stützt sich auf die Ausbildungskonzepte von GAK9 (Jeff Schettler) und modernen Lerntheorien für Gebrauchshunde.



