Weimaraner im neongelben Mantrailing-Geschirr zieht im Wald an der Leine, zeigt optimale Passform an der Schulter

Mantrailing Ausrüstung und Kosten: Das brauchen Sie wirklich

Teile diesen Beitrag
⚠️ Tierschutz-Hinweis: Falsche Ausrüstung kann die Gesundheit Ihres Hundes schädigen. Nutzen Sie niemals Halsbänder für die Sucharbeit, um Kehlkopfquetschungen und Atemnot bei Zugbelastung zu vermeiden.

Wenn du „Mantrailing Ausrüstung“ googelst, findest du hunderte Produkte: GPS-Tracker, Spezial-Westen, teure Funkgeräte. Aber was davon ist wirklich notwendig? Als ich in der Rettungshundestaffel anfing, habe ich viel Geld für Dinge ausgegeben, die später nur im Schrank lagen. Heute zeige ich dir meine „Lean-Liste“: Nur das, was funktioniert, sicher ist und den Geldbeutel schont.

📌 Die Ausrüstungs-Checkliste

  • Das Suchgeschirr: Ein gut gepolstertes Y-Geschirr (z.B. Niggeloh, Grossenbacher), das die Schulter frei lässt.
  • Die Leine: 5-10 Meter lang, ohne Handschlaufe, griffiges Material (Fettleder oder Biothane).
  • Die Kennzeichnung: Warnweste für Hund und Halter (Sicherheit im Straßenverkehr!).
  • Kosten: Start-Set ab ca. 80–120 €.

📚 Der Kontext: Dieser Artikel gehört zur Serie „Mantrailing lernen“. Zurück zur Übersicht

Inhaltsverzeichnis ausklappen

Das Suchgeschirr: Warum „Norweger“ tabu sind

Das Geschirr ist dein wichtigstes Werkzeug. Es dient nicht nur der Befestigung, sondern ist das Startsignal für den Hund: „Geschirr an = Arbeit beginnt“.

Die Biomechanik ist entscheidend: Beim Mantrailing zieht der Hund oft stark nach vorne („Trieb“). Der Druckpunkt muss zwingend auf dem Brustbein (Sternum) liegen.

  • Empfohlen (Y-Geschirr): Modelle wie Niggeloh Follow oder Grossenbacher verteilen den Druck optimal und lassen die Schulterblätter frei rotieren.
  • Nicht geeignet (Norweger-Geschirr): Der Brustgurt verläuft quer über die Schulter. Unter Zug blockiert er die Bewegung und drückt auf die Atemwege. Das führt zu schnellerer Ermüdung und unsauberer Suche.

Die Leine: Leder, Biothane oder Gurtband?

Die Leine ist deine „Datenleitung“ zum Hund. Du musst spüren, ob er unsicher wird, den Kopf dreht (Head Turn) oder zieht.

Länge: 5 bis 7 Meter sind für Anfänger ideal. 10 Meter nutzen wir eher im offenen Gelände.

Mantrailing Ausrüstung auf Holztisch: Biothane-Leine, Geschirr, Geruchsartikel im Glas und Handschuhe
Das Basis-Kit: Eine griffige Leine ohne Handschlaufe ist Pflicht, um Hängenbleiben zu verhindern.
Material Vorteil Nachteil
Fettleder Bester Grip, weich, „atmet“ Pflegeintensiv (fetten), dehnt sich etwas
Biothane Wasserfest, saugt sich nicht voll, reinigungsleicht Wird bei Nässe glitschig (außer „Grippy“-Varianten)
Nylon / Gurtband Günstig ⚠️ Verbrennungsgefahr in der Hand bei schnellem Durchrutschen!

Sicherheit: Warnwesten & Licht

Wir trailen oft im öffentlichen Raum, an Straßen oder in der Dämmerung. Sichtbarkeit ist Lebensversicherung.

Rückenansicht Hundeführer mit Warnweste und Hund mit Reflektoren in der Dämmerung
Sehen und gesehen werden: Im Straßenverkehr ist eine Warnweste für Mensch und Hund unverzichtbar.
  • Für den Hund: Eine Kenndecke (oft mit Aufschrift „Suchhund“ oder „Training“) signalisiert Passanten: „Bitte nicht stören“.
  • Für dich: Eine einfache Warnweste aus dem KFZ-Zubehör reicht für den Anfang.
  • Licht: Stirnlampen sind im Wintertraining Pflicht. Ich nutze Modelle mit Rotlicht-Funktion, um den Hund nicht zu blenden.

Zubehör: Behälter für Geruchsartikel

Der Geruchsartikel (Scent) muss sicher verpackt sein, damit keine Fremdgerüche daran kommen (Kontamination).

Nutze dafür saubere Einmachgläser (Schraubverschluss) oder neue Gefrierbeutel (Ziploc). Das Glas hat den Vorteil, dass du es auskochen kannst. Plastiktüten sind Einwegprodukte – nutze sie nie zweimal!

Kosten-Tabelle: Was kostet der Start?

Muss Mantrailing teuer sein? Nein. Hier ist eine realistische Aufstellung für den Start:

  • Suchgeschirr (Markenqualität): ca. 50 – 90 €
  • Schleppleine (Biothane/Leder): ca. 25 – 40 €
  • Warnweste: ca. 5 €
  • Belohnungsdosen (Tupper): vorhanden
  • Gesamt: ca. 80 – 135 €

Später können Kosten für Seminare, Gruppentraining oder spezielle Apps wie Trailmate dazukommen.

🐾 Aus meiner Praxis: Der „Flaschenhals“ Leine

In meinen 10 Jahren in der Rettungshundestaffel habe ich eines gelernt: Die Leine überträgt deine Emotionen. Wenn du nervös bist und die Leine krampfhaft festhältst, spürt dein Hund das sofort. Er wird unsicher.

Ich empfehle meinen Schülern immer Fettlederleinen. Warum? Weil sie weich in der Hand liegen. Du greifst automatisch entspannter zu als bei einer scharfkantigen Nylonleine. Eine gute Leine sorgt für eine weiche Verbindung („Soft Hands“) und damit für einen besseren Trail.


Häufige Fragen zur Ausrüstung

Kann ich mein normales Gassi-Geschirr nutzen?

Besser nicht. Der Hund soll lernen: „Suchgeschirr = Arbeit“ und „Gassi-Geschirr = Freizeit“. Zudem sind viele Alltagsgeschirre nicht für den konstanten Zug ausgelegt, den ein Mantrailer entwickelt.

Brauche ich Handschuhe?

Ja, unbedingt. Wenn dein Hund plötzlich anzieht (z.B. weil er die Person gewittert hat), kann eine Leine durch die Hand rutschen. Das gibt böse Verbrennungen. Einfache Arbeitshandschuhe oder Reithandschuhe reichen aus.

Was ist ein Böttcher-Geschirr?

Das Böttcher-Geschirr ist ein spezieller Riemen für Schweißhunde, der die tiefe Nase fördert. Im modernen Mantrailing (Sport & Rettung) nutzen wir es kaum noch, da wir den Hund in seiner natürlichen Kopfhaltung (auch hohe Nase) unterstützen wollen und nicht nach unten zwingen.

Quellenhinweis & Standards: Die Empfehlungen basieren auf den Ausrüstungsrichtlinien der Internationale Rettungshunde Organisation (IRO) und praktischen Erfahrungen aus dem Realeinsatz.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

Artikel: 209
Cookie Consent mit Real Cookie Banner