Alte Spuren im Mantrailing: Aufbau, Übungen & Fehler

von Sabine Reincke • Aktualisiert: 23.09.2025

Alte Spuren“ im Mantrailing sind anspruchsvoll – aber trainierbar. Dieser Leitfaden zeigt strukturierte Trainingsschritte, praxisnahe Übungen, typische Fehler und klare Kriterien, damit Ihr Hund auch gealterte Spuren souverän ausarbeitet.

Inhalt

Kurzantwort / Essenz

Alte Spuren im Mantrailing gelingen mit sauberem Start (Scent-Artikel!), geduldigem Prüfen, neutraler Körpersprache und einem stufenweisen Aufbau der Liegezeit: erst 1–2 Std., dann 4–8 Std., später 12–24 Std.+. Kriterien definieren, negative Anzeigen bestätigen, Verleitungen managen – und alles protokollieren.

Begriffsklärung „alte Spuren“

Als alte Spur bezeichnen Teams eine gealterte Geruchsspur (Liegezeit) von mehreren Stunden bis Tagen. Mit der Zeit verändern Witterung, UV, Untergrund, Verkehr und Thermik das Geruchsbild: Geruch kann „hängen“ (Versatz), sich in Ecken „poolen“ oder auf wärmere Flächen abwandern.

Trainingsansatz nach Spuralter

Steigern Sie die Liegezeit systematisch und ändern Sie nur eine Variable pro Training (z. B. Zeit oder Umgebung). So bleiben Entscheidungen messbar.

  • Phase 1 (1–2 Std.): Windarm, einfacher Untergrund. Ziel: ruhiges Prüfen, klare Anzeigen.
  • Phase 2 (4–8 Std.): Leichte Verleitungen, wechselnder Untergrund. Ziel: Spurtreue trotz Störungen.
  • Phase 3 (12–24 Std.): Urban, Versatz, Zuschauer. Ziel: Versatz erkennen und sauber aufnehmen.
  • Phase 4 (24–48 Std.): Fortgeschritten, nur mit stabilem Team & Trainerbegleitung.

Praxis-Tipp von mir

Ich plane „Alters-Trails“ im Voraus und sichere den Scent-Artikel doppelt (Zip-Beutel + Reserve). Am Start lasse ich den Hund in Ruhe anriechen, dann 1–2 m Raum zum selbstständigen Aufnehmen – ohne Leinenlenkung.

Mantrailing lernen: Der Weg zur alten Spur

Spur verfolgen: Die Grundlagen

Erst wenn der Hund frische Trails sicher ausarbeitet, lohnt die Verlängerung der Liegezeit. Grundlagen: sauberes Anriechen, neutrale Körpersprache, Leinenfluss ohne Bremsen, klare negative Anzeige (keine Spur in Richtung A).

Nasenarbeit: Die Schlüsselrolle der Nase

  • Geruch differenzieren: Zielgeruch vs. frische Verleitungen.
  • Suchruhe: Tempo rausnehmen, Prüfen zulassen.
  • Reset: Bei Unsicherheit zurück zum letzten sicheren Punkt.

Trailaufgaben: Praktische Übungen für alte Spuren

Start und Anzeige aufbauen

  • Start sauber halten: Scent-Artikel luftdicht, keine Fremdgerüche.
  • Anriechen ritualisieren: Hund entscheidet, wann er die Spur „nimmt“.
  • Anzeige: Ruhiger, klarer Abgang wird bestätigt; Zerren vermeiden.
Sauber gesicherter Scent-Artikel im Zip-Beutel; Hund riecht kontrolliert an und nimmt die gealterte Spur konzentriert auf.

Übung macht den Meister

  • „Zeitleiter“: Gleicher Trail an zwei Tagen, Hund arbeitet erst die jüngere, später die ältere Variante.
  • „Versatz-Fächer“: Abzweig mit 3/6/9 m Versatz zur echten Linie.
  • „Kontamination“: Kontrollierte Nicht-Zielspuren kreuzen, Hund lernt verwerfen.

Herausforderungen und Lösungen beim Arbeiten mit alten Spuren

Umweltfaktoren berücksichtigen

  • Wind/Thermik: Geruch „wandert“ – Kreuzungen und Häuserecken gründlich prüfen lassen.
  • Regen/UV: Regen verteilt, UV baut Geruch ab – dafür mehr Prüfzeit einplanen.
  • Untergrund: Poröse Flächen (Wiese) binden mehr Geruch, glatte (Asphalt) geben weniger Halt.

Geduld und Vertrauen

Alte Spuren bedeuten mehr Sucharbeit. Bleiben Sie neutral, bestätigen Sie ruhiges Prüfen und sichern Sie Treffer flüssig ab. Fehler entstehen oft durch zu frühe Hilfe.

Ausrüstung, Dokumentation & Kriterien

  • Ausrüstung: Sitzendes Zuggeschirr, 7–10 m Schleppleine, Stirnlampe bei Dämmerung, Wasser/Belohnung.
  • Logbuch: Datum, Liegezeit, Wetter, Strecke, Entscheidungen, Fehler & Lösungen dokumentieren.
  • Kriterien: Vorab definieren (z. B. „prüft alle Abgänge, trifft Entscheidung < 2 Min.“).

Trainingsplan (4 Wochen, 2–3 Einheiten/Woche)

WocheLiegezeitUmgebungZiel/Kriterium
11–2 Std.Windarm, einfacher UntergrundRuhiges Prüfen, klare Anzeige, < 90 s Entscheidung
24–6 Std.Wechselnder Untergrund, leichte VerleitungenVerleitungen verwerfen, Spurtreue stabil
38–12 Std.Urban, Versatz 3–6 mVersatz aufnehmen, Suchfluss halten
418–24 Std.Urban+, Zuschauer/VerkehrKonstante Minimalspannung, flüssige Treffer-Sicherung

Häufige Fehler

  • Zu viele Variablen auf einmal (Zeit, Ort, Wetter) – Lernfortschritt wird unklar.
  • Lenken über die Leine statt neutralem Begleiten.
  • Kein sauberes Startmanagement (kontaminierter Scent-Artikel).
  • Fehlende Kriterien – Erfolge nicht messbar, Training stagniert.

Fazit: Gemeinsam zum Erfolg

Alte Spuren im Mantrailing verlangen Struktur, Geduld und sauberes Handling. Wer Liegezeit, Umgebung und Verleitungen klug dosiert, baut ein belastbares Team auf – und macht aus der Herausforderung eine Stärke.

Weiterführende Info : Deutsches Rotes Kreuz – Mantrailing Überblick

FAQ

Ab wann gilt eine Spur als „alt“?

Praxisüblich ab ca. 4–6 Stunden Liegezeit. Ab 12–24 Stunden sprechen viele Teams von fortgeschrittenen Alters-Trails.

Wie oft sollte ich alte Spuren üben?

2–3 Einheiten pro Woche reichen. Steigern Sie die Liegezeit erst, wenn die Kriterien in 3–4 Trails stabil erfüllt sind.

Was tun bei starkem Regen oder Wind?

Komplexität reduzieren (einfachere Umgebung, kürzere Distanz), mehr Prüfzeit geben, windgeschützte Bereiche nutzen, Start besonders sauber halten.

Kann jeder Hund alte Spuren arbeiten?

Ja – mit Motivation, ruhigem Suchverhalten und systematischem Aufbau. Rasse ist weniger wichtig als Teamroutine und Handling.

Wie sichere ich den Scent-Artikel richtig?

Luftdicht verpacken (Zip-Beutel), nicht offen herumtragen, Reserve bereithalten. Kontamination durch andere Hände vermeiden.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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