Eine Hundeführerin in einer Warnweste legt ihrem Hund vor einem Sucheinsatz das Geschirr an, im Hintergrund ein Waldweg.

Mantrailing: Recht, Sicherheit und Ethik – Ihr Leitfaden

Mantrailing ist ein fantastisches Hobby, doch sobald wir uns mit Hund und Leine im öffentlichen Raum bewegen und gezielt Personen suchen, betreten wir ein Feld voller rechtlicher und ethischer Fragen. In meinen zehn Jahren bei der DRK Rettungshundestaffel waren Sicherheit und das Wissen um rechtliche Grenzen die absolute Grundlage für jeden einzelnen Trainings-Trail. Als ausgebildete Sanitäterin und erfahrene Hundeführerin möchte ich Ihnen einen klaren Kompass an die Hand geben, damit Sie Ihr Hobby sicher, verantwortungsbewusst und im Einklang mit Gesetzen und Moral ausüben können.

Eine Hundeführerin in einer Warnweste legt ihrem Hund vor einem Sucheinsatz das Geschirr an, im Hintergrund ein Waldweg.
Sicherheit geht vor: Eine gut sichtbare Warnweste ist im öffentlichen Raum und bei schlechten Sichtverhältnissen unerlässlich.

Mantrailing Erlaubnis: Wo darf ich überhaupt trainieren?

Die häufigste Frage, die mir gestellt wird: „Brauche ich eine Erlaubnis, um zu trailen?“ Die Antwort ist ein klares: Es kommt darauf an.

Öffentlicher Raum (Wege, Parks, Plätze)

Grundsätzlich dürfen Sie sich hier frei bewegen, solange Sie niemanden belästigen oder gefährden und die lokalen Vorschriften (z.B. Leinenpflicht) einhalten. Solange Ihr Training den Charakter eines „Spaziergangs mit besonderem Zweck“ hat, ist es meist unproblematisch. Meine dringende Empfehlung aus der Praxis: Führen Sie immer eine Kennzeichnung mit sich, z.B. eine Weste mit der Aufschrift „Hund im Training“, um Missverständnisse mit Passanten zu vermeiden.

Privatgrund und Wald

Privatgrundstücke (auch Firmengelände, Parkhäuser): Das Betreten ohne Erlaubnis des Eigentümers ist Hausfriedensbruch. Holen Sie sich immer eine schriftliche Genehmigung, bevor Sie dort trainieren. Das gilt auch für scheinbar verlassene Grundstücke.

Wald: Das Betretungsrecht für Wälder ist in den Landeswaldgesetzen geregelt. In Deutschland dürfen Wälder zur Erholung betreten werden. Sobald Ihr Training aber organisiert und regelmäßig stattfindet, könnte es als „Sondernutzung“ gelten. Meine goldene Regel: Sprechen Sie immer mit dem zuständigen Förster oder Waldbesitzer. Informieren Sie ihn über Ihr Vorhaben. Das schafft Akzeptanz und vermeidet Konflikte, insbesondere während der Jagd- oder Brut- und Setzzeit.

Haftung und Versicherung: Wer zahlt, wenn etwas passiert?

Als Hundehalter haften Sie grundsätzlich für alle Schäden, die Ihr Hund verursacht – das ist die sogenannte Gefährdungshaftung. Eine gute Hundehalter-Haftpflichtversicherung ist daher absolute Pflicht. Überprüfen Sie unbedingt die Police Ihrer Versicherung, ob auch die Teilnahme an Hundesportarten wie Mantrailing abgedeckt ist. Schäden können schnell entstehen, z.B. wenn Ihr Hund an der langen Leine einen Radfahrer zu Fall bringt.

Ethik und Datenschutz: Der respektvolle Umgang mit Menschen

Beim Mantrailing suchen wir Menschen. Das bringt eine große ethische Verantwortung mit sich, insbesondere im Umgang mit unbeteiligten Dritten.

  • Recht am eigenen Bild: Filmen oder fotografieren Sie Ihr Training? Dann stellen Sie sicher, dass keine unbeteiligten Personen ohne deren explizite Einwilligung erkennbar sind. Die DSGVO ist hier sehr streng.
  • Die „zufällige“ Versteckperson: Es ist ein absolutes No-Go, ohne Absprache eine fremde Person als Versteckperson zu „missbrauchen“. Das verletzt deren Persönlichkeitsrechte und ist rechtlich unzulässig. Ihre Versteckperson muss immer eingeweiht sein und zugestimmt haben.
  • Der Hund als „Gefahr“: Nicht jeder Mensch mag Hunde. Ein hochmotivierter, bellender Hund, der auf eine Person zustürmt (auch wenn es nur die Versteckperson ist), kann bei Außenstehenden Angst auslösen. Nehmen Sie immer Rücksicht und klären Sie die Situation auf.

Sicherheitsausrüstung: Was immer dabei sein muss

Als ausgebildete Sanitäterin ist dieser Punkt für mich nicht verhandelbar. Eine gute Vorbereitung kann im Notfall entscheidend sein.

  • Warnwesten: Eine gut sichtbare Warnweste für den Hundeführer (und idealerweise auch eine Kenndecke für den Hund) ist im urbanen Raum und in der Dämmerung Pflicht.
  • Erste-Hilfe-Set: Ein Set für den Menschen und eines für den Hund gehören in jeden Trainingsrucksack.
  • Wasser und Notfall-Snack: Ausreichend Wasser für beide Teammitglieder ist essenziell.
  • Stirnlampe/Taschenlampe: Bei Training in der Dämmerung oder bei Dunkelheit unverzichtbar.

Fazit: Verantwortung ist Teil des Trainings

Mantrailing ist mehr als nur ein Sport – es ist eine ernsthafte Arbeit, die ein hohes Maß an Verantwortung erfordert. Indem Sie sich mit den rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen auseinandersetzen und auf Sicherheit achten, schützen Sie nicht nur sich, Ihren Hund und andere, sondern tragen auch dazu bei, dass unser Hobby in der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen wird. Gutes, sicheres und faires Trailen ist der beste Botschafter für unsere Leidenschaft.

Darf ich mit meinem Hund nach einer echten vermissten Person suchen?

Auf keinen Fall auf eigene Faust! Die Suche nach echten Vermissten ist ausschließlich geprüften Rettungshundeteams vorbehalten, die von offiziellen Stellen (z.B. Polizei) angefordert werden. Eigenmächtige Suchen können polizeiliche Ermittlungen stören und sind rechtlich problematisch.

Muss ich meinen Hund beim Trailen von der Leine lassen?

Nein, im Gegenteil. Mantrailing wird grundsätzlich an einer langen Leine (5-10 Meter) gearbeitet. Das dient der Sicherheit des Hundes, der Kontrolle durch den Hundeführer und ist in den meisten öffentlichen Bereichen gesetzlich vorgeschrieben.

Was ist die Brut- und Setzzeit und was muss ich da beachten?

Die Brut- und Setzzeit ist die Zeit, in der Wildtiere ihren Nachwuchs zur Welt bringen und aufziehen (meist Frühling bis Frühsommer). In dieser Zeit gilt in vielen Bundesländern eine verschärfte Leinenpflicht in Wald und Flur, um die Jungtiere zu schützen. Informieren Sie sich über die genauen Daten und Regeln in Ihrem Bundesland.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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