Eine Hundeführerin beobachtet konzentriert die Körpersprache ihres suchenden Hundes an einer Weggabelung.

Die 7 häufigsten Mantrailing Fehler – und wie Sie sie garantiert vermeiden

Mantrailing ist pures Teamwork und eine der schönsten Arten, die Welt durch die Nase seines Hundes zu erleben. Doch gerade weil es so eine feine Kommunikation zwischen Mensch und Hund erfordert, schleichen sich schnell Fehler ein – oft unbemerkt. In meiner langjährigen Praxis als Mantrailer in der DRK Rettungshundestaffel und als Ausbilderin habe ich immer wieder dieselben Stolpersteine beobachtet. Damit Sie und Ihr Hund von Anfang an Freude und Erfolg haben, zeige ich Ihnen hier die 7 häufigsten Anfängerfehler und gebe Ihnen praxiserprobte Lösungen an die Hand.

Eine Hundeführerin beobachtet konzentriert die Körpersprache ihres suchenden Hundes an einer Weggabelung.
Erfolgreiches Trailen bedeutet, dem Hund zu vertrauen und seine Signale richtig zu deuten, anstatt selbst die Führung zu übernehmen.

Fehler des Hundeführers: Die Top 4, die den Hund verwirren

Der häufigste Grund für Probleme auf dem Trail ist nicht der Hund, sondern das andere Ende der Leine. Unser menschliches Denken steht der Hundenase oft im Weg.

Fehler 1: Unbewusste körperliche Einflussnahme

Das Problem: Sie wissen, wo die Versteckperson sitzt und lenken Ihren Hund unbewusst durch Körpersprache in diese Richtung. Sie beugen sich in eine Kurve, drehen die Hüfte oder geben unmerklich Leinensignale. Der Hund lernt: „Ich muss nicht meiner Nase folgen, sondern nur auf meinen Menschen achten.“

Die Lösung aus meiner Praxis: Führen Sie „blinde“ Trails durch! Bitten Sie Ihren Trainer, Sie einen Trail arbeiten zu lassen, bei dem Sie selbst den Verlauf nicht kennen. Sie werden staunen, wie anders Sie sich verhalten und wie viel besser Ihr Hund plötzlich arbeitet. Konzentrieren Sie sich darauf, aufrecht und neutral hinter Ihrem Hund zu gehen.

Fehler 2: Die Leine als Lenkrad missbrauchen

Das Problem: Der Hund zögert an einer Kreuzung und Sie geben einen kurzen Ruck in die Richtung, die Sie für richtig halten. Oder Sie halten die Leine permanent auf Spannung und nehmen dem Hund so die Möglichkeit, Richtungsänderungen oder „Negativanzeigen“ (Hier ist die Spur nicht) zu kommunizieren.

Die Lösung aus meiner Praxis: Die Leine ist nur zur Sicherung da, nicht zum Lenken! Halten Sie die Leine immer mit einem leichten „Lächeln“ (Durchhang). Üben Sie das Leinenhandling trocken, ohne Hund. Wenn Ihr Hund an einer Kreuzung arbeitet, bleiben Sie stehen, geben Sie ihm Leine und Zeit. Ihre Aufgabe ist es, zu beobachten, nicht zu dirigieren.

Fehler 3: Falsche Interpretation der Körpersprache

Das Problem: Ein schnüffelnder Hund wird oft als „suchender Hund“ fehlinterpretiert. Doch es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen dem Fokussieren auf den Trail-Geruch und dem Schnüffeln an einer interessanten Pinkelstelle. Viele Anfänger loben den Hund für einfaches Schnüffeln und bestärken ihn so im falschen Verhalten.

Die Lösung aus meiner Praxis: Lernen Sie die spezifischen Anzeichen Ihres Hundes für „auf dem Trail sein“: Kopfhaltung, Rutenstellung, Geschwindigkeit, Atemfrequenz. Ein Hund auf dem Trail ist oft wie in einem Tunnel – hochkonzentriert und zielgerichtet. Bitten Sie Ihren Trainer, Ihnen die feinen Unterschiede zu zeigen und filmen Sie Ihr Training, um es später in Ruhe zu analysieren.

Fehler 4: Zu viel oder falsch loben

Das Problem: Ständiges „Fein, super, weiter so!“ während der Suche kann den hochkonzentrierten Hund aus seinem „Tunnel“ reißen. Das Lob kommt zur falschen Zeit und stört mehr, als es nützt. Die eigentliche Bestätigung ist das Finden der Person.

Die Lösung aus meiner Praxis: Auf dem Trail herrscht Schweigen. Ihr Hund braucht keine verbale Anfeuerung. Ihre Unterstützung zeigen Sie durch korrektes Leinenhandling und Ihr Vertrauen. Die ultimative Belohnung, der „Jackpot“, wartet am Ziel. Das ist die stärkste Bestätigung, die Sie geben können.

Fehler im Trainingsaufbau: Die Top 3, die den Hund frustrieren

Fehler 5: Zu schnelle Schwierigkeitssteigerung

Das Problem: Nach drei erfolgreichen Trails im Park wird direkt ein 30 Minuten alter Trail in der Innenstadt gelegt. Der Hund ist mit den vielen neuen Gerüchen, den Ablenkungen und dem alten Geruchsbild völlig überfordert und verliert die Motivation.

Die Lösung aus meiner Praxis: Ändern Sie immer nur EINEN Parameter pro Training! Wenn Sie das Alter des Trails erhöhen (z.B. von 10 auf 20 Minuten), legen Sie ihn in einem einfachen, bekannten Gebiet. Wenn Sie den Ort wechseln (z.B. vom Wald in ein Wohngebiet), legen Sie einen ganz frischen, kurzen Trail. So stellen Sie sicher, dass Ihr Hund immer eine faire Chance auf Erfolg hat.

Wie Sie die Progression im Training fair gestalten, erfahren Sie hier.

Fehler 6: Kontaminierter Geruchsartikel oder Start

Das Problem: Die Versteckperson gibt Ihnen den Geruchsartikel (z.B. ein Handschuh) direkt in die Hand. Jetzt haften zwei Gerüche daran: der der Versteckperson und Ihrer. Der Hund ist verwirrt. Oder die Versteckperson wartet am Startpunkt, bis der Hund ansetzt – so ist der Startbereich voller frischer Geruchspartikel, was die Aufgabe unnötig erschwert.

Die Lösung aus meiner Praxis: Professionalität von Anfang an! Der Geruchsartikel wird von der Versteckperson mit einer Zange in einen sauberen, verschließbaren Beutel gelegt. Der Hundeführer berührt ihn nie direkt. Die Versteckperson verlässt den Startpunkt sofort nach dem Legen des Artikels und das Team startet erst einige Minuten später.

Fehler 7: Die Belohnung ist nicht hochwertig genug

Das Problem: Der Hund leistet 15 Minuten hochkonzentrierte Schwerstarbeit und bekommt am Ziel ein trockenes Leckerli, das er auch sonst jeden Tag bekommt. Die Motivation, sich das nächste Mal wieder so anzustrengen, sinkt rapide.

Die Lösung aus meiner Praxis: Das Finden der Person muss die beste Party des Tages sein! Nutzen Sie einen echten „Jackpot“, den es NUR nach dem Trailen gibt. Das kann eine Tube Leberwurst, eine ganze Dose Thunfisch oder ein ganz besonderes Spielzeug sein. Die Belohnung muss der erbrachten Leistung absolut gerecht werden.

Fazit: Fehler sind Chancen zum Wachsen

Jeder Fehler, den Sie auf dem Trail machen, ist eine wertvolle Lektion in der Kommunikation mit Ihrem Hund. Nehmen Sie den Druck raus und sehen Sie das Training als gemeinsame Reise. Mit einem guten Trainer an Ihrer Seite, viel Geduld und der Bereitschaft, der Nase Ihres Hundes zu vertrauen, werden Sie diese häufigen Fehler schnell hinter sich lassen und die faszinierende Welt des Mantrailings als echtes Team erobern.

Mein Hund zieht nicht, macht er etwas falsch?

Nicht unbedingt. Zwar zeigen viele Hunde auf dem Trail einen starken Zug nach vorne, aber es gibt auch konzentrierte, langsamere Arbeiter. Wichtiger als der Zug ist die Körpersprache: Ist die Nase aktiv, die Haltung zielgerichtet? Solange er die Spur arbeitet, ist sein individueller Stil in Ordnung. Ein guter Trainer kann Ihnen helfen, das zu beurteilen.

Was mache ich, wenn mein Hund die Spur verliert?

Bleiben Sie ruhig und geben Sie ihm Zeit und Leine. Laufen Sie nicht unruhig hin und her. Oft kreist der Hund, um den Geruch wiederzufinden. Vertrauen Sie ihm! Erst wenn er sichtlich die Suche abbricht oder Sie als Hilfe anfragt (z.B. durch Anschauen), können Sie ihn zurück zum letzten sicheren Punkt führen und neu ansetzen lassen.

Wie oft sollte man trainieren, um Fehler zu vermeiden?

Qualität schlägt Quantität. Einmal pro Woche ein gut aufgebautes, konzentriertes Training ist für die meisten Teams im Hobbybereich ideal. Zu häufiges Training ohne ausreichende Pausen kann zu Überforderung und neuen Fehlern führen. Weniger ist oft mehr.

Sabine Reincke
Sabine Reincke

Sabine Reincke: Eine umfassend erfahrene Expertin für alle Themen rund um den Hund. Mit über 15 Jahren praktischer Erfahrung, darunter 10 Jahre in der DRK Rettungshundestaffel und als Mantrailer, kombiniert Sabine tiefgreifendes Fachwissen in Hundeerziehung, -verhalten und Rassekunde mit unschätzbarer praktischer Erfahrung. Derzeit vertieft sie ihre Kenntnisse in einer Hundetrainer-Ausbildung und ergänzt dies durch diverse Fachseminare, auch im Bereich Hundegesundheit. Als ausgebildete Sanitäterin und durch ihre Präsenz in der Presse ist Sabine eine anerkannte Autorität, die vertrauenswürdige und fundierte Informationen zu allen Aspekten des Hundelebens bietet.

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