
Negativspur aufbauen: So trainierst du die sichere Negativanzeige im Mantrailing
Von Sabine Reincke · Stand: 5. Oktober 2025 (Europe/Berlin)
- Kurzantwort/Essenz
- Definition in 1 Satz
- Schnellstart: 5 Schritte
- Ausrüstung & Vorbereitung
- Trainingsplan (4 Wochen)
- Pro/Contra: freie vs. formale Negativanzeige
- Häufige Fehler
- Was tun bei Unsicherheiten?
- Ablenkungen & Generalisieren
Kurzantwort/Essenz
Eine Negativspur sagt dir: „Die Zielperson war hier nicht.“ Du baust sie auf, indem du klare Start-/Fragesignale nutzt, saubere Set-ups ohne Kontamination legst und nur das korrekte Verlassen der falschen Richtung belohnst. Kurze Einheiten, steigende Schwierigkeit und ruhige Leinenarbeit machen die Anzeige sicher und alltagstauglich.

Definition in 1 Satz
Negativspur = bewusst gelegte, falsche Spur oder Richtung, an der der Hund verlässlich anzeigt, dass die individuelle Geruchsspur der Zielperson dort nicht weiterführt.
Schnellstart: 5 Schritte
- Set-up: Zwei mögliche Abgänge (T-Kreuzung). Die Zielperson geht nur links; rechts bleibt „negativ“.
- Start/Fragesignal: Geruchsartikel präsentieren, „Suche“; am Abgang „Frage“ (z. B. „Hier?“).
- Ruhige Leinenarbeit: Hund frei prüfen lassen, kein Druck; nur sichern.
- Negativ korrekt: Hund verlässt rechte (falsche) Richtung selbstständig → Marker & Belohnung, dann nach links ansetzen.
- Steigern: Abstand, Alter der Spur, leichte Ablenkungen, Richtungswechsel, Kreuzungsbilder variieren.
Ausrüstung & Vorbereitung
- Mantrailing-Geschirr, Führleine 7–10 m.
- Geruchsartikel der Zielperson luftdicht verpackt – Geruchsartikel richtig nutzen.
- Belohnung: weiche Leckerli/Spiel; Jackpot für korrektes Negativ + richtige Richtung.
- Team: Helfer, der die Zielperson spielt; zweite Person fürs Legen/Kontrollieren der Negativspur.
- Ort: Ruhige T-/Y-Kreuzung, später Gehwege, Park, Parkhaus, urban.
Seriöse Infos zur internationalen Rettungshundearbeit findest du bei der International Search and Rescue Dog Organisation (IRO).
Praxis-Tipp von Sabine
Ich nutze am Abgang ein kurzes Fragesignal („Hier?“) und schweige danach. Keine lockenden Gesten. Der Hund darf frei prüfen. Die Leine bleibt leicht, nur Sicherheit – so lernt er, selbst zu entscheiden.
Trainingsplan (4 Wochen)
| Woche | Set-up | Ziel | Einheiten/Tag |
|---|---|---|---|
| 1 | T-Kreuzung, frische Spur, 1 Negativrichtung | Hund verlässt Negativrichtung sicher & nimmt richtige Richtung | 2–3 × 10 Min. |
| 2 | Y-Kreuzung, Spuralter 10–20 Min., leichte Querfremdspuren | Konstante Negativanzeige trotz Reizen | 2 × 12 Min. |
| 3 | Urban: mehrere Abgänge, Windwechsel, Treppen/Passagen | Sauberes Verwerfen falscher Abgänge | 2 × 15 Min. |
| 4 | Komplex: Kreuzungsbilder, Parkhaus/Innenhof, zeitversetzt | Sichere Negativanzeige & stabile Leinenarbeit im Alltag | 1–2 × 20 Min. |
T-, Y- und 4-Wege-Kreuzungen systematisch variieren – Hinweise unter Kreuzungsarbeit im Mantrailing.
Check – so prüfst du Fortschritt
- Hund prüft beide Richtungen, verlässt Negativ in < 5 Sek., ohne Druck an der Leine.
- Mindestens 3 verschiedene Orte je Stufe („3-Orte-Regel“).
- Richtige Richtung wird selbstständig aufgenommen & hält 30–60 Sek.
Pro/Contra: freie vs. formale Negativanzeige
| Variante | Pro | Contra |
|---|---|---|
| Freie Negativanzeige (Hund verlässt falsche Richtung von selbst) | Natürlich, schnell, wenig Aufbau | Für Ungeübte schwer abzulesen; Risiko von Fehlinterpretation |
| Formale Negativanzeige (z. B. Blick zum Hundeführer, kurzes Sitz/Freeze) | Klar ablesbar, besonders im Team-Einsatz | Mehr Trainingsaufwand; Gefahr der Über-Formalisierung bei Wind/Strömung |
Mini-Fazit
Starte mit der freien Negativanzeige. Wenn dein Team oft in komplexen Lagen arbeitet, ergänze eine leichte, gut generalisierte Formanzeige – nie gegen die Nase trainieren.
Häufige Fehler
- Kontamination: Zielperson betritt versehentlich die Negativrichtung.
- Druck über die Leine: Hund entscheiden lassen – Leine nur sichern.
- Zu schnell zu schwer: Vor neuen Orten erst die 3-Orte-Regel erfüllen.
- Belohnung für falsche Momente: Nur das Verlassen der Negativrichtung & das Aufnehmen der richtigen Richtung belohnen.
- Ausdauer statt Qualität: Lieber 10 gute Minuten als 40 chaotische.
Was tun?
- Unsicher? Videoanalyse mit Trainer; Markerzeitpunkt prüfen.
- Wind stark? Set-ups im Windschatten (Hauszeilen, Innenhöfe).
- Hund überdreht? 60–90 Sek. Pause, Wasser, dann kürzere Sequenz.
Ablenkungen & Generalisieren
- Reizleiter: ruhige Kreuzung → Parkrand → Gehweg mit Passanten → urban mit Querfremdspuren.
- Variiere Kreuzungsbilder: T, Y, 4-Wege, Innenhof-Passagen, Treppen.
- Belohnung variieren: kleine Snacks → Spiel → Freigaben (kurze Schnüffelpause).
Praxis-Tipp von Sabine
Setze an Negativ-Abgängen kleine „Parkbuchten“: 20–30 Sekunden innehalten, atmen, Leine sortieren. Dann neutral in die nächste Option – das hält den Kopf klar und die Anzeige sauber.
Weitere Inhalte gebündelt: Mantrailing – Übersicht
FAQ
Ab wann darf ich Negativspuren trainieren?
Sobald dein Hund einen einfachen Start und kurze, frische Trails sicher kann. Vorher sitzt die Basis nicht und die Anzeige wird unsauber.
Wie belohne ich korrekt?
Markiere das Verlassen der falschen Richtung und belohne groß, sobald der Hund die richtige Richtung aufnimmt. Kein Lob, wenn er in der Negativrichtung bleibt.
Ist ein formales Sitz/Freeze als Negativanzeige sinnvoll?
Kann im Einsatz Klarheit bringen. Baue es erst auf, wenn die freie Negativanzeige sicher sitzt. Generalisiere an vielen Orten, damit Wind oder Strömung die Anzeige nicht auslöst.
Wie oft pro Training?
Zu Beginn ein bis zwei Negativabgänge pro Einheit. Qualität vor Anzahl; kurze, saubere Sequenzen.
Mein Hund zieht in jede Richtung – was tun?
Zurück zu den Grundlagen: ruhigere Orte, kürzere Sequenzen, klare Fragesignale und strukturierte Leinenarbeit. Bei Bedarf einen Trainer hinzuziehen.